Hollywood Fats Band / Same
Hollywood Fats Band Spielzeit: 39:32 (CD 1), 62:28 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Crosscut Records, 2002 (1979)
Stil: Blues


Review vom 05.10.2007


Jürgen Bauerochse
Wenn die Sprache auf einen Gitarristen mit Namen Michael Mann kommt, dann herrscht bei einem Großteil der Musikfans absolute Ratlosigkeit. Anders sieht es da schon aus, wenn von Hollywood Fats die Rede ist. Dieses Pseudonym ist vielen Leuten, die sich in der Bluesszene einigermaßen auskennen, dann doch schon geläufiger. Dabei handelt es sich um ein und dieselbe Person, doch nur unter seinem Künstlernamen war und ist er den Blues-Puristen im Gedächtnis geblieben.
In seinem recht kurzen Leben, er starb am 8. Dezember 1986 im Alter von nur 31 Jahren an einer Überdosis, wurde er oft und gerne von Musikern wie Jimmy Witherspoon, John Lee Hooker, Albert King und Muddy Waters auf die Bühne geholt und war auch auf Tour mit ihnen unterwegs. Mit noch nicht einmal 20 Jahren galt er als eines der größten Gitarrentalente seiner Ära.
Als Mitglied bei Canned Heat (ganz schnell erhielten er und der ebenfalls schwergewichtige Leadsänger der Band Bob 'The Bear' Hite den liebevollen Kosenamen 'Burger Brothers') wurde Hollywood Fats einem breiteren Publikum bekannt. In dieser Zeit zeigte er immer wieder sein immenses Können an den sechs Saiten (einziges Tondokument: "Canned Heat In Concert"). Zu einem Studio-Album reichte es aber während seiner Zeit bei der Boogie-Legende nicht.
Das gab es aber im Jahr 1979, als die Hollywood Fats Band ihren ersten und einzigen Longplayer (übrigens das einzige Album unter seinem eigenen Namen) in den Ted Brinson Studios, Los Angeles, CA, einspielte. Mit Larry Taylor war noch ein weiterer ehemaliger Canned Heat-Musiker an Bord, und das gab auch schon mal den Musikstil vor, der auf dieser Scheibe vorherrscht. Herrlich groovender Westcoast Blues mit Taylors ganz typischen pumpenden Basslinien und den ständig wechselnden Rhythmus-Figuren des Gitarristen. Dazu kommt das hervorragende Harp-Spiel von Al Blake, der zudem auch am Gesangs-Mikro eine gute Figur abgibt.
Die ganze Band macht einen unheimlich homogenen Eindruck und ist perfekt eingespielt, doch natürlich sticht Fats' Gitarre in seiner ganzen Vielfalt hervor. Vom kleinsten Lick bis hin zu imposanten Soli, hier ist alles vorhanden, was das Herz begehrt.
Dabei ist die zweite dieser Doppel-CD sogar noch die interessantere, denn nachdem der erste Silberling das reguläre Album enthält, gibt es hier neben einem bisher noch gar nicht veröffentlichten Song ("Fred's Blues") ausschließlich Alternative-Versionen, die für mich teilweise noch stärker rüber kommen, als die bisher bekannten Titel.
Herrlich, wie die verschleppten Slow Blues-Stücke "Read About My Baby" und "Little Girl" interpretiert werden. Ganz relaxt spielt Hollywood Fats sehr intensive Gitarrensoli und wird dabei von Fred Kaplan am Piano ganz stark begleitet. Der Mann, nein, die Band hat den Blues und legt das nötige Feeling perfekt in die Musik um. Die Harmonika schreit die Gefühle nur so heraus. Ich darf mir gar nicht vorstellen, wie diese Gruppe live geklungen haben mag, sonst würde ich auf der Stelle in Depressionen verfallen, weil ich sie nie auf der Bühne erleben werde.
"Fred's Blues" gehört fast ganz seinem Komponisten, der die Finger gekonnt über die Tasten fliegen lässt und trotzdem genau die gewollte Stimmung erzielt. Auf dieser CD ist das Piano nicht nur ein reines Begleitinstrument, sondern nimmt einen ganz wichtigen Part in den Songs ein. Es ist bei dieser Produktion einfach nicht wegzudenken.
Über Larry Taylor brauche ich ja fast keine Worte mehr verlieren. Er ist ein wahrer Meister an den dicken Saiten, egal ob akustisch oder elektrisch verstärkt. Außerdem bildet er hier eine perfekte Einheit mit Drummer Richard Innes. Die Zwei beweisen eine unglaubliche Teamfähigkeit, ergänzen sich perfekt und machen dieses Album mit ihrem dichten Rhythmus zu einem echten Hörerlebnis.
Auch die Aufmachung der Doppel-CD ist sehr gelungen. Neben dem Digipack, auf dem sich sehr ausführliche Linernotes befinden, wurde auch das 'Hollywood Fats Funnies'-Comic, das seinerzeit der ersten Vinyl-Auflage beilag, mit veröffentlicht.
Dieses Album ist eine willkommene Zusammenfassung der Hollywood Fats Band und eine schöne Erinnerung an einen richtig guten Gitarristen, der leider nicht alt wurde und so nur in unserer Erinnerung weiterleben kann. Auch nach mehrmaligem Anhören wird dieses Schätzchen nie langweilig und man entdeckt bei jedem neuen Hördurchgang immer noch versteckte Feinheiten. Diese CD sollte in keinem gut bestückten Blues-Regal fehlen!
Line-up:
Hollywood Fats (guitar)
Al Blake (harmonica, vocals)
Fred Kaplan (piano)
Larry Taylor (electric & upright bass)
Richard Innes (drums)
Tracklist
CD 1:
01:Rock This House (4:28)
02:She's Dynamite (4:19)
03:Okie Dokie Stomp (2:24)
04:Suitcase Blues (3:41)
05:Red Headed Woman (4:27)
06:Lonesome (2:55)
07:All Pretty Women (3:04)
08:Prettiest Little Thing (3:54)
09:Caldonia (3:03)
10:Poor Boy (4:15)
11:Have A Good Time (2:18)
CD 2:
01:Rock This House (4:24)
02:Read About My Baby (3:26)
03:Shake Your Boogie (3:15)
04:Little Girl (7:27)
05:Too Many Drivers (4:35)
06:Fred's Blues (5:44)
07:She's Dynamite (4:26)
08:Kansas City (4:05)
09:All Pretty Women (4:22)
10:Too Many Drivers (5:06)
11:Shake Your Boogie (5:54)
12:I Got My Eyes On You (6:04)
13:Too Many Drivers (5:04)
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