Horn Of The Rhino / Summoning Deliverance
Summoning Deliverance Spielzeit: 57:51
Medium: CD
Label: Doomentia Records, 2014
Stil: Doom Metal

Review vom 22.10.2014


Andrea Groh
Ein Rhinozeros (auch Nashorn genannt) ist einer der wenigen heute noch lebenden Unpaarhufer, ein großes Säugetier mit kräftigem Körper, kurzen Gliedmaßen und dem namensgebenden Horn bzw. Hörnern. Die Tiere wirken massiv und schwer(fällig), sind häufig Einzelgänger und scheu. Doch sie können auch angriffslustig und ziemlich schnell sein.
2004 kam im baskischen Bilbao eine Sludge Metal-Band auf die Idee, sich Rhino zu nennen, 2010 änderte sie ab in Horn Of The Rhino. Auf den ersten Blick scheint dies ein unpassender Namen zu sein, doch irgendwie sind Nashörner schon ziemlich 'sludgisch' - wenn ich mal genauer darüber nachdenke…
Seit dem Debüt Weight Of Coronation sind schon vier Jahre ins Land gezogen, zwei weitere Scheiben folgten: "Grengus" von 2012 und "Breed The Chosen One" (2013, wobei es sich hierbei um eine Wiederveröffentlichung der 2007 unter dem Bandnamen Rhino erschienenen CD handelt).
"Summoning Deliverance" ist somit eigentlich das dritte Werk von Horn Of The Rhino. Hier werden schwere Geschütze aufgefahren:
Gitarrist und Vokalist Javier beschreibt das Album als »Ode to misantrophy« und passend zu den Lyrics (die mir leider nicht vorliegen) gibt es ein apokalyptisches Artwork von Nick Keller.
Doch die Musik alleine spricht schon Bände. Nach einem dröhnenden Intro, poltert "Exvenhstench" mächtig und zunächst unerwartet flott los - hier spürt man die thrashige Seite der Band. Zwischendurch wird das Tempo etwas gedrosselt, was die Riffs noch rauer und fieser wirken lässt. Hier kann ich mir sehr gut ein schlecht gelauntes Nashorn beim Wüten durch die Botanik vorstellen - und möchte bestimmt keinem solchen in freier Wildbahn begegnen. Beim Hören der CD hingegen denke ich: 'Boah, was ein Brett'.
"Onward Through Domination" - ist das eine Sirene oder ein brüllendes Rhinozeros, so mein spontaner Gedanke - auf jeden Fall werden wir mitgenommen in eine finstere Sludge-Welt, voller Verzweiflung und schleppender Schwere. Das ist eigentlich eher der Stil, mit dem ich gerechnet habe und die nachfolgenden Songs hauen dann in ähnliche Kerben, allerdings wieder etwas beschleunigter. Erstaunlich, was drei Kerle für einen Krach machen können…
Die nächste Überraschung wartet schon und kommt bei "Deliverance Prayer": Javier 'betet' hier reichlich gequält zu sehr zäher Musik, später wird es jammernder. Das ist Leiden(schaft)! Überhaupt muss man ihm Respekt dafür zollen, wie unterschiedlich er seine Stimme einsetzt und dadurch verschiedene Stimmungen erzeugt.
Wer noch keine Gänsehaut hatte, bekommt die vielleicht bei "Drogg Öm Thraal", das klingt, als kämen Stimmen aus der tiefsten Doom-Hölle. Der folgende wilde Sludge-Ritt bei "Grim Foreigners" ist dagegen ja fast schon entspannend… na ja, fast…
Zum Schluss wird dann das Tempo wieder angezogen und die 'Nashörner' poltern wieder richtig los.
"Summoning Deliverance" präsentiert wirklich verschiedene Gesichter der Misanthropie und überzeugt durch seine Wucht. Man fragt sich am Ende, ob man gerade von einem Rhinozeros überrannt oder doch von einer ganzen Herde plattgetrampelt wurde… und doch: Es entsteht der Wunsch: gleich nochmal…
Lediglich der Schluss mit dem 66. Song nach der Pause hätte nicht sein müssen, das ist echt ausgelutscht.
Ansonsten kann ich die Aussagen »give in to that sonic maelstrom!« und »Remember: there's heavy and there's Horn Of The Rhino« wirklich unterschreiben. Und dabei wird nicht einmal nur auf Stumpf-ist-Trumpf gesetzt, sondern mit Varianten gespielt.
Was eine Sludge-Bestie!
Line-up:
Javier Gálvez (vocals, guitars)
Sergio Robles (bass)
Julen Gil (drums)
Tracklist
01:Awaiting The Scourge (1:40)
02:Exvenhstench (6:25)
03:Onward Through Domination (7:20)
04:High Priest (6:15)
05:Their Tombs (8:21)
06:Deliverance Prayer (5:32)
07:Drogg Öm Thraal (1:06)
08:Grim Foreigners (6:08)
09:Builder Of Carrion Effigies (8:16)
10:An Excess Of Faith (6:48)
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