Hundred Seventy Split / 12.02.2011, Hamtorkrug, Neuss
Live
Hundred Seventy Split
Hamtorkrug, Neuss
12. Februar 2011
Stil: Rock
Konzertbericht


Artikel vom 20.02.2011


Jochen v. Arnim
Plakat Die Weltpremiere im Dezember in Offenbach hatte ich aus terminlichen Gründen leider verpasst, Paris am Abend danach kam wegen der Entfernung nicht in Frage und so war es absolute Ehrensache, dem Beginn der aktuellen Tour der Herren Gooch und Lyons mit Hundred Seventy Split beizuwohnen - zumal Neuss ein echter Katzensprung ist und ich den Hamtorkrug noch nicht kannte.
Es ist schon sehr erfreulich, wenn man seit über 30 Jahren in Sachen Live-Musik unterwegs ist und trotzdem immer wieder neue Lokalitäten für sich entdecken kann. Der Hamtorkrug ist wahrlich ein Laden ganz nach meinem Geschmack, mitten in einer recht engen Wohn- und Geschäftsstraße gelegen, vorne normale Kneipe mit allem, was dazu gehört. Durch eine Zwischentür gelangt man zum wahren Ort des Geschehens: Stehtische, Kicker, Hundred Seventy Split Billard, kleine Bühne und separate Theke - ideal für kleinere und größere Clubkonzerte. Auffallend sind die musikalischen und filmischen Memorabilien an den Wänden: Konzertplakate, alte Tickets und Instrumente. Seit 14 Jahren geht das schon so, wenngleich die Live-Abende bis vor drei Jahren eher moderat gewesen sind. Danach wurde eine ordentliche Schallisolierung installiert und fortan konnte es richtig abgehen. Ein Blick auf die Website mit dem attraktiven Veranstaltungskalender lohnt sich wirklich immer, ebenso wie sicherlich auch ein Besuch ohne Konzert.
Hundred Seventy Split Wir aber hatten an diesem Abend im gut gefüllten Saal die große Freude, nicht nur passendes Ambiente, sondern auch Lautuntermalung vom Feinsten genießen zu dürfen. Was über diesen Ten Years After-Ableger und seine neue (erste) Scheibe an Worten zu verlieren ist, wurde an anderer Stelle in diesem Kino bereits fachkundig getan und ich habe dem nichts hinzuzufügen. Die spielerischen Qualitäten von Leo Lyons und Joe Gooch sind unstrittig und es war mal wieder schön, sie live erleben zu können. Gleichwohl war das Line-up natürlich etwas anders als gewohnt, fehlten doch die restlichen 50 % von Ten Years After.
Hundred Seventy Split Ganz wie ich es mag, wurde dem dankbaren und begeisterten Publikum auf der vielleicht 50 cm hohen Bühne Musik zum Anfassen geboten. Der ewig freundlich lachende Leo Lyons ließ an seinem Bass die Finger fliegen - ich könnte ihm stundenlang nur auf die rechte Hand gucken - und Joe Gooch zeigte im Zusammenspiel mit ihm seine ganze Größe. Abgesehen von einem kleinen aber feinen Solo des Schlagwerkers Damon Sawyer, der übrigens nicht an der Einspielung des ersten Silberlings "The World Won't Stop" beteiligt war, stand der Abend voll und ganz im Zeichen von einem treibenden elektrischen Bass und ebensolcher Gitarren, keine Keyboards wie auf der CD und ebenso wenig akustische Einlagen.
Hundred Seventy Split Wir kamen in den Genuss der kompletten Scheibe sowie einiger neuer Stücke bzw. Coverversionen. Gooch bewies einmal mehr nicht nur seine Fingerfertigkeit, sondern auch die Variabilität seiner Stimme, konnte Rockiges und Balladenhaftes zum Besten geben und man hatte nie den Eindruck, er bewege sich auf unsicherem Terrain. Als meine absoluten Favoriten gingen "Wish You Were At Woodstock?", "Where The Blues Began" und "Going Home" ins Rennen, zeigen sie doch sehr schön das Spektrum von HSS. Leider wurden sie aber an diesem Abend entthront, und das ausgerechnet erst in der Zugabe und dann auch noch von einem Coversong. Allerdings ist die herrlich 'vergoochte' Version von ZZ Tops "La Grange" auch ehrlich und wirklich hörenswert und ich kann nur hoffen, dass wir das Stück auf der nächsten Platte wiederfinden dürfen.
Hundred Seventy SplitDas pfeifende, johlende und klatschende Publikum wollte und wollte das Trio einfach nicht von der Bühne lassen, bzw. es wieder dazu zu bewegen, diese erneut zu besteigen. Sehr sympathisch fand ich übrigens die finale Ansage von Leo Lyons, der, anstatt einfach nach dem letzten Song backstage zu bleiben, noch einmal nach vorne kam und eingestand, dass man schlicht und ergreifend »out of songs« war, aber für die nächste Tour mehr versprach. In diesem Punkt sind sie ihrer Maxime treu geblieben und haben ihre Ankündigung wahr gemacht, rein gar nichts von TYA live zu spielen.
Erleuchtend auch die Beantwortung der Frage nach der Bedeutung des Bandnamens: es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Kreuzung, wo sich die Highways 100 und 70 trennen oder zusammenkommen (da Lyons ja in Nashville wohnt, habe ich dort mal Google angesetzt und diese junction in der Tat im Südwesten der Stadt gefunden).
Ich bin sehr gespannt, wie es mit den beiden weitergeht, kann mir aber kaum vorstellen, dass jemand mit der Fähigkeit, ein derartiges Set zusammenzustellen, nicht noch ein oder zwei gute Ideen in Petto hat. Wir dürfen also auf eine zünftige Fortsetzung hoffen.
Herzlichen Dank an Thomas vom Hamtorkrug für das 'Auf-die-Gästeliste-Setzen' und Sabine Trunzer von der Agentur Kultopolis für die Fotogenehmigung sowie die hilfreiche Info.
Setlist (ohne Gewähr):
No Deal
Hundred Seventy Split Where The Blues Began
The World Won't Stop
All My Yesterdays
Yes Man
Going Home
Let The River Flow
Palace King
Poison
Tennessee Plates
A Promise Is Forever
Bad Blood
The Smoke
Angel Eyes
Wish You Were At Woodstock?

Zugabe:
La Grange
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