Jasper van't Hof / Œuvre
Œuvre Spielzeit: 58:24
Medium: CD
Label: Q-RIOUS Music, 2012
Stil: Modern Jazz

Review vom 16.05.2012


Wolfgang Giese
Den Jasper van't Hof habe ich zusammen mit dem Electric Circus noch 'elektrisch' kennen gelernt. Die Band bestand aus Toto Blanke (guitar, electronics), Edward Vesala (drums, percussion) und Jasper. Ein für mich denkwürdiges Konzert fand etwa 1976 statt. Ferner erlebte ich den Protagonisten noch in seiner 'afrikanischen Phase', mit Pili Pili, etwa 1988 muss das gewesen sein - auch sehr beeindruckend. Dann habe ich ihn später noch einmal im Trio mit Charlie Mariano und dem niederländischen Gitarristen Peter Tiehuis (ich glaube, diese Besetzung war es) gesehen.
Neben der überwiegend elektronischen Tastenarbeit hat sich Jasper van't Hof aber auch immer wieder nur auf das Piano beschränkt. So ist auch diese Musik wieder stärker am traditionellen Jazz orientiert, schafft allerdings spielend den Brückenschlag zum Hier und Heute. Und das wird nicht nur durch das mitunter mit leichtem Rockrhythmus unterlegtem Fundament symbolisiert, sondern spätestens dann, wenn man sich einmal auf den Bass konzentriert, bemerkt man es. Denn Stefan Neldner spielt einen E-Bass und streut auf diese Weise viel Druck in die Musik. Insofern ist diese Musik eine wunderbare Kooperation verschiedener Generation des Jazz und letztlich ist es garantiert Jaspers Fusion-Vergangenheit, die für die Kompositionen mitprägend ist, die (es ist nichts Näheres aufgeführt) wohl allesamt von ihm stammen dürften.
In einem solchen Umfeld gibt es einige sich entfaltende Blüten. So erleben wir eine Kreation in tänzelnden Ambiente mit "Likewise", dass die Hörerschaft schnell in den Bann ziehen sollte, ist dieses Stück doch eine gesunde Mischung zwischen Intellekt und viel Gefühl. Auf jeden Fall kommt hier das zum Ausdruck, was die Musik der ganzen Platte symbolisiert: Agilität, Flexibilität und Spielfreude, gespeist aus vielen Ideen und auf gewisse Weise durchaus tanzbar. Denn eigentlich kann man den äußeren Extremitäten beim Lauschen der Musik keine Ruhe verordnen, es sei denn, wir stoßen auf eine Ballade wie "Dulcinea", die aber immer noch mit reichlich subtilem Swing versehen ist. Auch hierbei zeigt sich Fredy Studer als »einer der innovativsten Drummer Europas« (so die Zeitschrift Drums & Percussion), denn auch in diesem Umfeld versucht er mitzugestalten.
Neben zarten Tönen gibt es wenig vom anderen Extrem, den reinen wilden Klängen. Ansätze hierzu finden wir auf "The Apollonians", wo es auch schon einmal leicht atonal klingt und das ist auch gut so. In der Thematik erinnert der Titel zunächst an die gute alte Zeit des Be Bop, allerdings durch Studer viel moderner angetrieben und die Improvisationen von Piano und Saxofon begeben sich auch in umfassendere Spielräume. Jasper van't Hof zeigt einmal mehr, wie er viele Spielarten des Pianos beherrscht, vom 'Weglassen' à la Thelonious Monk über lyrische Klänge mit zartem Anschlag bis hin zu fast explodierendem Spiel. Genau diese kleinen Eruptionen von Sokal sind es, die das Ganze geschmeidig abrunden.

"Œuvre" ist für mich ein sehr gutes Beispiel von zeitgenössischem Jazz der europäischen Art, agieren hier doch ein Niederländer, ein Österreicher, ein Deutscher und ein Schweizer gemeinsam.
Line-up:
Jasper van't Hof (piano)
Harry Sokal (saxophone)
Stefan Neldner (bass)
Fredy Studer (drums, percussion)
Tracklist
01:Œuvre (7:25)
02:Likewise (6:12)
03:Wrong End Of The Stick (3:19)
04:The Apollonians (7:28)
05:Dulcinea (5:41)
06:Mr. Sowieso (5:07)
07:Now Or No (8:46)
08:Yes But (5:39)
09:Elusive (4:24)
10:Nebula (4:18)
Externe Links: