Jewly Hight / Darlin' Understand
Darlin' Understand Spielzeit: 41:46
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Alternativ/Blues/Americana

Review vom 27.04.2008


Tom Machoy
Jewly Hight hat mit "Darlin' Understand" ihre erste CD zur Welt gebracht. Offensichtlich wollte sie nicht mehr nur selbst Kritik am Gehörten üben (sie ist Musikkritikerin für 'No Depression' und 'Paste Magazines'), sondern eher lesen, wie ihr gesungenes Wort von Anderen eingeschätzt wird. Und das ist nun meine Sache - 'verführt' durch die Stilangabe 'Alternativ/Blues' hab ich mich auf Musik eingerichtet, die mir liegt: Blues…, Frauenblues, so was wie Blues Caravan, der dann den Herren musikalisch und gesanglich in Nichts nachsteht, sich sogar oftmals besser anhört.
Nun ja, knapp daneben! Singer/Songwriter/Country/Folk hätte es sicher besser getroffen. Aber vielleicht ist das ja unter 'Alternativ' gemeint?!
So gab es beim ersten Hören schon mal Momente von 'kleiner' Langeweile in einigen Liedern, aber auch richtig gute Stücke, die ich als Hörbeispiele nachher gerne vorstellen will.
Da J.H.'s Homepage noch im Aufbau (under construction) ist, hab ich unter MySpace etwas nachgeschlagen, u.a. um zu erfahren, von wem sich Jewly Hight beeinflusst fühlt. Und da hab ich mich über einige Namen gefreut. Ich überlasse es aber auf jeden Fall den Hörern, ob der eine oder andere gesanglich oder stilistisch wiederzufinden ist, abwegig erscheint jedenfalls niemand davon. Angeführt seien beispielhaft: The Beatles (ja, warum nicht), Wanda Jackson (stimmlich auf keinen Fall), Janis Joplin (hmmm?), Howlin Wolf (vielleicht ein bisschen), CCR, R.E.M., James Brown, Tom Waits, Tony Joe White…, sucht euch einfach was aus, ihr werdet es sicher irgendwo finden.
Jewly deckt mit ihrer CD viele Genres ab, wie die kleine Schwierigkeit der Einordnung schon zeigt. Stilistisch bewegt sie sich ziemlich sicher zwischen allen. Auch stimmlich passt sie sich den einzelnen Songs problemlos an. Kleine, kurze Geschichten erzählt sie uns, vom minimalistisch begleiteten ('walkin' boots') "My Mother's Daughter" bis zum ziemlich satt instrumentalistisch ausgefüllten Titelsong.
Die Themen der Stücke mögen den amerikanischen Landsleuten aus dem Süden der USA mehr sagen als mir, denn deren Kritiken zur CD sind eigentlich durchweg gut; da hat Jewly Hight wohl deren Nerv getroffen.
Beginnend mit Schallplattengeknister und Musik, das klingt, als käme es aus 'ner kaputten Box, enden die ersten Töne noch vor einer Minute mit einem Break.
Im Countrymusik-Stil läuft der zweite Song vor sich hin, der mich von der Machart her an Patricia Vonne ('Frauenmusik' - und das meine ich völlig ernst und unchauvinistisch als Hörhilfe) erinnert und dem sich "White Knuckles" anschließt, das mich auch nicht sonderlich vom Hocker haut. Alles wiederholt sich ständig, Gesang und Gitarre bleiben immer wieder gleich…, ich bin froh, als die Nummer nach 3:33 Minuten ausdümpelt.
Doch dann: Ein erster Hinhörer, der Titeltrack, der mit langsamen Beginn, sparsam in der Instrumentierung und im Gesang in einen schönen stampfenden Bluesrhythmus verfällt, leicht zerrende, wabernde Gitarren, ansatzweise Gitarrensoli, eine flirrende Orgel. Sozusagen als Entschädigung für das bisher Gehörte.
"Guilt" hat eine witzige Instrumentierung mit Banjo und Bläsersätzen, die fein akzentuiert gespielt werden und einer Menge Flaschengeklapper (wirklich spaßig), ansonsten hört man hier wieder Anlehnungen an Patrica Vonne.
Der nächste Titel, "Knockin'", wird sehr zügig im Countrystyle durchgespielt. Hier erhält Jewly Unterstützung von Gastsänger Jason Eskridge. Interessant, dass hier die beiden Stimmen als 'backing vocals' angegeben sind (sehr bescheiden). Sollte die Gitarre wirklich so dominant sein?? Der schon oben genannte 'walkin' boots'-Song ist seine eine Spielminute noch nicht mal wert.
Anhörenswert ist dann schon wieder "Some Things". Da steckt Kraft und Energie drin, treibendes Schlagzeug, ein Gitarrenspiel, das dem Rezensenten wirklich Freude macht. Herrn Whitaker wird sogar mal Zeit für ein kleines Solo auf seiner Gitarre gegeben. In der Titelmitte spielt er dann verträumt auf den Saiten, um in dieses schöne, bluesige Stück zurück zu finden - ein wunderbarer, gitarrenlastiger Titel, mehr davon - bitte!
"Wheels Come Off" beginnt mit kräftigem, instrumentalen Bläsereinstieg (Chad Watson - trombone, Matt Margucci - trumpet), schöner, gefälliger, schleppender Bluesrhythmus, dazu 'ne fette Wurlitzer-Orgel, kleine und bescheidene Gitarrenausflüge, aber erwähnenswert - alles in allem: Noch ein Titel auf der Haben-Seite!
"Pure Honey" wird vom Schlagzeug getragen, das dominant im Vordergrund steht, die Stimmen untermalen und füllen die 'Pausen' gemeinsam mit einer leichten Slideeinlagen aus. In der Kürze…, denn nach zwei Minuten zwölf Sekunden ist Schluss.
Zurück zur softigeren Schiene, spielt sich J.H. durch Nummer elf dem Ende entgegen. Das Ende ist dabei ein grenzenloser Übergang zum nächsten Stück, welches nur am Stilwechsel zu erkennen ist. In dem Fall hat es etwas von Sheryl Crow oder Melissa Etheridge. Ja, das trifft es wohl am Ehesten. Dieser Songaufbau entspricht den genannten Damen.
"Part II" schließt die offizielle CD ab - ein ruhiger sparsam instrumentierter Ausklang. Und dann passiert 18 Sekunden nichts - bis zum Hidden Track: Gitarre, Gesang, ganz sanft, Singer/Songwriter eben. Und ist damit schon eines der längeren Stücke auf dieser CD.
Fazit: Ihr müsst euch die CD nicht schenken lassen, es genügt, sie bei Bekannten mal anzuhören. Und wenn ich zwischen den Scheiben wählen müsste, nähme ich dann doch lieber Patricia Vonne(!) Aber wer weiß schon, was es von Jewly Hight in noch Zukunft zu hören gibt…, sie fährt auf einer bewährten Schiene und das ist auch gut so!
Line-up:
Jewly Hight (vocals, rhythm guitar)
Bob Nickerson (drums)
Joshua Whitaker (guitar)
Dwight McConnell (bass)
Stephanie Fields (background vocals)
(and various others from time to time)
Tracklist
01:Part I: Man Without A Gun
02:Junebug
03:White Knuckles
04:Darlin´Understand
05:Guilt
06:Knockin'
07:My Mother's Daughter
08:Some Things (Gonna Be Left Undone)
09:Wheels Come Off
10:Pure Honey
11:Poke Salad
12:Tiger
13:Part II: Good Country People
14:Nobody I know (hidden track)
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