Josh Hoyer And The Shadowboxers / Same
Same Spielzeit: 40:12
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Soul, Blues

Review vom 28.04.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Wie man sich doch täuschen kann. Vom Bild des Sängers auf dem Cover kann man auf ländlichen Blues schließen. Nach dem ersten Paar Minuten des Openers "Shadowboxer" kommt man doch ganz stark ins Zweifeln. Vielleicht befindet sich ja die falsche CD im Digipak. Nein, auf der im schwarzen Vinyl-Look gestalteten Scheibe steht der Bandname Josh Hoyer And The Shadowboxers und unter dem Silberling steht in großen Buchstaben »Soul!«
Die Band stammt aus Lincoln, Nebraska und hat sich mit Haut und Haaren den Soul, Funk sowie R&B verschrieben. Da gibt es kein Vertun ... von den etwas über fünf Minuten des ersten Tracks ist man gefesselt, geht ein derartiger Druck aus, dem man sich nicht entziehen kann. Alleine schon mit drei Bläsern am Start, ist bei "Shadowboxer" auch noch der Trompeter Russell Zimmer dabei. Wo soll eine solche Musik denn noch hinführen? Ganz basal wurden zunächst hohes Interesse und Neugierde geweckt.
Josh Hoyer war vorher Vorsteher bei Son Of '76, The Watchman oder Electric Soul Method. Mit den ersten beiden genannten Gruppen hat er bereits Preise bekommen und 2013 wurde seine aktuelle Band für zwei Omaha Entertainment & Arts Awards nominiert. Schon nach einem Durchgang der vorliegenden Platte dürften weitere Preise aus meiner Sicht kein großes Thema sein.
Alle Tracks des Albums stammen aus der Feder von Josh Hoyer und der Umgang mit den verschiedenen Genres, die natürlich gemeinsame Teilmengen haben darf phasenweise, wie "Shadowboxer" belegt, auch ruhig heftiger ausfallen. Bei dieser Art von Musik ist ein Frauenchor fast schon Pflicht. Josh Hoyer hat sie, die Frauen, die seiner verdammt guten Stimme sozusagen Paroli bieten. Hanna Bendler, Kim Moser und Megan Spain haben ebenfalls den Soul auf den Stimmbändern. Virtuos gespielte Instrumente treffen auf tollen Gesang. Das Feuer einmal entzündet, muss hier definitiv mit nachgeladen werden. Zur Zuckersüße kommt es bei den acht Nummern nicht.
Verdammt, dieses Album berührt. Kein Zweifel, auch die zweite Nummer mit herrlichem Groove, etwas im Tempo variiert, langt zu. Bei den etwas über vierzig Minuten Gesamtspielzeit hat man sich die Party ins Haus geholt und die Gäste werden ebenfalls begeistert sein. Ganz allgemein kommen einem Memphis- oder New Orleans-Produktionen in den Sinn.
Keine schlechte Adresse und Josh Hoyer hat mit Benny Kushner (Gitarre), der Rhythmusabteilung aus Bassist Brian Morrow sowie Justin G. Jones (Schlagzeug) auch noch echte Hochkaräter in seiner Gruppe. Wenn der letztgenannte Musiker die Percussion auf lateinamerikanische Art spielt, dann weiß der Hörer, wie weit sich der Protagonist mit seiner Formation aus dem Fenster lehnt ... mit Erfolg wohl gemerkt.
Bei den vielen Bläsern scheint der Gitarrist in den Hintergrund zu rücken, allerdings nur auf den ersten Blick. Benny Kushner hat mit seinem Sechssaiter ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Welch ein Luxus! Wenn der weibliche Chor mal Pause macht, dann sind da ja noch der Drummer und Bassist, die ebenfalls klasse Stimmen haben, zur Stelle.
Die Begeisterung über ein solches Album scheint im positiven Sinn von Track zu Track aus den Fugen zu geraten. Die Überraschungsmomente tauchen gehäuft auf und auch wenn der Blues hier nur unter der funkig-souligen Oberfläche zu erahnen ist, wird diese Platte nicht so schnell den Weg ins Regal finden.
"Dirty World" hat den Charakter einer Jamsession mit energetischen Drum-/Gitarren-/Saxofonsolo. Josh Hoyer And The Shadowboxers haben ein Album auf den Markt gebracht, das von vorne bis hinten obere Oberklasse ist. So bemerkenswert gut wie der Frontmann singen kann, geht er auch mit den Tasteninstrumenten beziehungsweise dem Baritonsaxofon um. Hochgradige Empfehlung.
Line-up:
Josh Hoyer (vocals, organ, Rhodes, piano, baritone saxophone)
Benny Kushner (guitar, vocals)
Justin G. Jones (drums, latin percussion, vocals)
Brian Morrow (bass, vocals)
Tommy van den Berg (trombone)
Mike Dee (tenor saxophone)
Hanna Bendler (vocals)
Megan Spain (vocals)

With:
Russell Zimmer (trumpet - #1)
Tracklist
01:Shadowboxer (5:05)
02:Close Your Eyes (4:28)
03:Illusion (4:20)
04:Everyday And Everynight (4:49)
05:Just Call Me [I'll Be Sure To Let You Down Again] (4:31)
06:Til She's Lovin' Someone Else (5:02)
07:Make Time For Love (4:40)
08:Dirty World (7:17)
(all songs written by Josh Hoyer)
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