Randy Hansen / Funtown
Funtown Spielzeit: 75:58
Medium: CD
Label: Jazzhouse Records, 2015
Stil: Rock

Review vom 14.11.2015


Holger Ott
Randy Hansen gleich Jimi Hendrix. Die Verbindung entsteht seit Jahrzehnten fast immer, wenn man Hansens Namen in den Mund nimmt, oder Konzertankündigungen liest. Dass der Mann auch anders kann, als Hendrix-Songs zu interpretieren und optisch in dessen Rolle zu schlüpfen, beweist er auf seinem vierten Album "Funtown". Völlig in Eigenarbeit an allen Instrumenten aufgenommen, zeigt sich Hansen als ebensolches Talent an Drums und Keys, wie an der Gitarre, seinem kleinen Liebling.
Auf fünfzehn Tracks spielt er sich durch verschiedene Epochen und Stile der Musikgeschichte. Dabei lehnt er sich an Größen wie, man glaube es kaum, Pink Floyd oder Frank Zappa an. Aber auch die fetten Rock-Riffs à la Van Halen nimmt er sich zur Brust und formt daraus eine Mixtur, die man von ihm so nicht gewohnt ist. Ich gebe zu, dass ich in diesem Jahr den Gig im Berliner Quasimodo bewusst ausgelassen habe, weil mich seine Hendrix Imitationen mit der Zeit etwas gelangweilt haben. Im Nachhinein bereue ich es nun, da er viel aus seiner neuen CD "Funtown" gespielt hat und die Songs, mit wenigen Ausnahmen, doch ein gewaltiges Eigenleben an den Tag bringen.
Auch ungewöhnlich für ihn, zumindest bei CD-Pressungen, sind Songs, die an der Schwelle zur zeitlichen Schallgrenze kratzen. Derer hat er gleich Zwei im Programm, die mit jeweils knapp unter zehn Minuten doch recht ausgedehnt sind. Den Anfang macht gleich das Epos "Funtown". Nach einer gesprochenen Einleitung, die zum Besuch 'seines' Vergnügungsparks animiert, taucht Randy tief in den schweren Bluesrock ein, bis ihn ein Break in Floydsche Sphären katapultiert. Ich bin sehr überrascht und kann der Versuchung nicht widerstehen, mir dieses musikalische Kunstwerk sofort noch einmal anzuhören. Wer hätte das gedacht? Auch im folgenden Song "Save America", bemüht sich Hansen, keinen Einheitsbrei zu servieren. Nach einer ebenfalls gesprochenen Einleitung schlägt er funkige Klänge an, die über einen erneut ruhigen Break bis hin zu Hendrix-Variationen führen, gefolgt von "Odd Ball", einem ruhigen Instrumental, sozusagen als Erholung.
Es kommt nun eine Mischung aus etwas anstrengenden Avantgarde-Tönen, über Gitarrenrock, bis zu einigen Balladen, von denen Eine auch im Country-Bereich angesiedelt ist und den Titel "Underwater Lazarium" trägt. Bislang handelt es sich um ein sehr abwechslungsreiches Album, das nur wenig Wünsche offen gelassen hat. Natürlich, und wer will es ihm verwehren, tummelt er sich ab und zu in seiner gewohnten Hendrix-Welt. So ist "Lookout My Love" eines dieser typischen Werke, welches zwar kurz, aber sehr prägnant und von seiner Gitarre dominiert ist. Auch Altmeister
Bob Dylan kommt nicht zu kurz. Die Ballade "Keep On Keepin On" ist in diesem melancholischen Stil verfasst, den Dylan mal eine Zeit lang verfolgt hat und aus dem solche Meisterwerke wie "Knockin' On Heavens Door" entstammen.
Ob das Hansen mit "Keep On …" schafft, daran zweifele ich, aber es ist dennoch ein sehr schöner Song, bevor er wieder das Tempo und die Experimentierfreudigkeit anzieht. Frank Zappa ist bei "The Pain" an der Reihe. Es ist der einzige Song, bei dem er sich von seinem Sohn Desmond an den Drums begleiten lässt. Alle anderen Werke sind im heimischen Studio höchstpersönlich eingespielt. Leider zeigen sich dabei mehr oder weniger kleine Unstimmigkeiten, was Tempo und Timing angeht. Bestes Beispiel dafür ist die bereits angeführte Country-Ballade "Underwater Lazarium. Im Song tun sich große Lücken auf, mit Versatz bei den Einsätzen, die, wie ich finde, bestimmt nicht beabsichtigt sein können. Es zerreißt den Song förmlich und macht ein Hören anstrengend.
Würde man die Scheibe öfter auflegen, kämen bestimmt noch weitere Details zum Vorschein und ich komme zu dem Entschluss, dass es sich manchmal etwas merkwürdig anhört. Dennoch ist die CD "Funtown" als Gesamtkunstwerk betrachtet ein Meilenstein für Randy Hansen. Abschließend gibt es noch eine Ballade und eine schöne Rocknummer auf die Ohren und man kann dem Gitarren-Hero nur noch ein zustimmendes und wohlwollendes Kopfnicken entgegen bringen. Musikalisch schöpft er volle sechsundsiebzig Minuten aus, also fast das Maximum einer einfachen CD. Während andere Bands bereits nach der Hälfte die Hufe strecken, würde Hansen am liebsten noch eine Schippe drauflegen. Für seine Fans sowieso und für alle Anderen, die mal in seine Welt hineinlauschen möchten, kann ich die Scheibe nur wärmstens empfehlen.
Line-up:
Randy Hansen (vocals, guitar, bass, keyboard, drums)
Desmond Hansen (drums on The Pain)
Tracklist
01:Funtown
02:Save America
03:Odd Ball
04:Mind Controler
05:Paramount
06:Izaiah
07:Two Wonderful Dragonflies
08:Leave The Last Door Open
09:Underwater Lazarium
10:Lookout My Love
11:Keep On Keepin On
12:Fight'em By Myself
13:The Pain
14:X-15
15:Personal Disneyland
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