Auf dem Cover dreht jemand an einem der Knöpfe eines ganz alten Radioapparates und oben links sprühen die Funken aus dem Gerät - wohl, nachdem der Sender "Vibe Station" gefunden wurde. In Verbindung mit dem Gitarristen
Scott Henderson verweise ich zunächst auf diese Vorstellung eines früheren Albums unter seiner Beteiligung,
HBC.
Sprach ich seinerzeit angesichts der Besetzung von einer möglichen Supergroup, verhält es sich bei dieser neuen Produktion anders. Denn mit
Travis Carlton und
Alan Hertz stehen dem Bandleader nun mir nicht so sehr bekannte Musiker zur Seite. Stilistisch ist die Musik stark in Richtung entsprechender Platten von
Allan Holdsworth ausgelegt, ohne dass
Henderson die spezielle Finesse seines Kollegen aufweist.
Vielmehr kreierte er abermals einen besonderen Stilmix aus Elementen von Rock, Blues und Jazz, oder vielmehr in Richtung der Kollegen aus dem Jazz Rock-Bereich.
Die Atmosphäre scheint fast immer ohne ein festes Korsett zu treiben. Es ist schwierig, ein bestimmtes wiedererkennbares Thema zu erkennen, ständig wechseln Stimmung und Tempi, mal zieht es kräftig an, dann fährt die Musik wieder herunter, spontan erscheinende Pausen, die glauben lassen, das nächste Stück sei bereits im Gange.
Das mag für alle jene interessant sein, denen Struktur nicht so wichtig ist und die es lieben, dass Stimmungen entwickelt werden, offensichtlich aus jeweiligen Launen und Einfällen der Musiker heraus.
Diese Fusion umfasst viele Elemente aus der Geschichte von Rock und Jazz Rock. Recht oft klingt die Musik von
Jimi Hendrix durch, dann wiederum werden Motive aus dem Funk herbeigezaubert, bis uns mit "The Covered Head" doch ein wenig Jazz-Feeling entgegen springt. Es swingt locker, doch über diesem jazzigem Rhythmus wirbelt die verzerrte Gitarre, die so gar nicht swingt, und somit Reibung in diesem Stück schafft - Reibung, die ich mir im Laufe der Platte öfter gewünscht hätte. "Dew Wut?" ist ein Song, der Hektik ausstrahlt und mit shuffelnden Rhythmuselementen in Richtung Blues Rock zielt.
Man sollte also schon genauer hinhören und sich auf diese Musik voll und ganz einlassen, um in der zunächst oberflächlich wirkenden Gleichförmigkeit doch die gewissen Nuancen in der Gesamtaussage wahrzunehmen und dann auch zu genießen, denn Zeit für Langeweile lässt die Band mit Sicherheit nicht aufkommen. Und ganz zum Schluss, mit der einzigen Fremdkomposition, kommt dann endlich auch ein wenig Ruhe auf. Der Volumenregler an der Gitarre ist nun zurückgedreht und man kann eine lässige Version von "Chelsea Bridge" genießen - Jazzfreunden sicher bestens in einer der hervorragenden und wohl auch unübertroffenen Versionen von
Ben Webster bekannt.