Steve Hackett / To Watch The Storms
To Watch The Storms
"Wenn sich Dinge nahtlos einfügen, die in der Rockmusik vermeintlich gar keinen Platz haben, wenn Du den Eindruck hast, jemand versucht wie besessen das Letzte aus seinen Instrumenten herauszuholen, und wenn Du zum Beispiel merkst, dass von einer Gitarre stammt, was Du zunächst für Saxophon oder Klavier hältst - dann hörst Du Hackett!", so der Meister selbst zu vorliegendem Album und seinem Stil im Allgemeinen.
Weiter meint er: "Beständigkeit liegt für mich einzig und allein im Wandel".
Bezieht man dieses Zitat auf die neue CD, so ist in der Tat festzustellen, dass sich kein gleichbleibender roter Faden durch die dreizehn Titel zieht.
Mit "Strutton Ground", einem an alte Genesis Tage erinnernden, ruhigen Track wird "To Watch The Storms" eröffnet. In eine ähnliche musikalische Kerbe schlagen "This World", "Rebecca" sowie "Serpentine".
Aber Hackett wäre kaum er selbst, gäbe es da nicht auch anderes.
Bombastrock etwa bei "Circus Of Becoming". Lustiger, irgendwie an Zirkusmusik erinnernder Rhythmus, bis dann brachiale Orgelklänge aus dem Nichts in der Manege ertönen.
"Mechanical Bride" lässt durch ungeheure Power, gepaart mit abrupten Breaks, die Membranen meiner JBL tanzen. Irgendwie klingt es wie King Crimson: bisschen Chaos mit System.
Interessant die Thomas Dolby-Version von "Devil Is An Englishman". Im Original von dem Elektronikbastler 1986 für die bizarre Horrorkomödie "Gothic" geschrieben. Nicht so ganz mein Ding, da einesteils poppig und dann auch wieder schräg.
Neben Schrägem gibt es mit "Wind, Sand & Stars" sowie "The Moon Under Water" auch Tracks mit klassischem Einfluss.
Und dann meine Lieblingsnummer: "Frozen Statues". Jazzig und mit sehr verhaltenem Intro. Leichte Pianoklänge, einsame Nachtstimmung oder Morgenstimmung in einer Großstadt: Kurzum, ich warte bis eine Miles Davis-Trompete aus der dunklen Seitengasse heraus klagende Töne von sich gibt und jaaaaaaaa - urplötzlich ertönt dieses Instrument und potenziert dieses Stimmungsbild fast bis ins Unerträgliche. Angenehm unerträglich. Ein Juwel, diese Nummer.
Was soll ich sagen? Hackett-Fans kaufen sie eh'. Wer mal reinhören will und Hackett solo noch nie gehört hat, wird sicher erst mal schlucken ob der Mischung, die neben Ohrschmeichlern auch fast Kakophonisches bietet.
Neben der mir vorliegenden "normalen" CD gibt es auch eine Special Edition mit 40-seitigem Booklet, Hackett's ausführlichen Liner Notes, zahlreichen Illustrationen der Coverkünstlerin Kim Poor sowie vier Bonustracks:
"Pollution B"
"Fire Island"
"Marijuana, Assassin Of Youth"
"If You Only Knew"
Spielzeit: 56:01, Medium: CD, InsideOut Music, 2003
1:Strutton Ground, 2:Circus Of Becoming, 3:The Devil Is An Englishman, 4:Frozen Statutes, 5:Mechanical Bride, 6:Wind, Sand And Stars, 7:Brand New, 8:This World, 9:Rebecca, 10:The Silk Road, 11:Come Away, 12:The Moon Under The Water, 13:Serpentine Song
Ulli Heiser, 16.06.2003