IF / If 2
If 2 Spielzeit: 36:24 (CD), 24:08 (DVD)
Medium: CD/DVD
Label: Repertoire Records, 2012 (1970)
Stil: Prog Rock


Review vom 23.01.2013


Wolfgang Giese
If = Wenn, ja, wenn da nicht damals schon solche Bands gewesen wären wie Chicago (Chicago Transit Authority) oder Blood, Sweat & Tears, dann wäre die britische Band If vielleicht etwas erfolgreicher gewesen. Aber das lasse ich einmal als reine Vermutung so stehen, denn tatsächlich fehlte den Briten das, was die genannten Bands besser vermarkteten, ein gewisser Pop-Anteil, Musik mit Wiedererkennungswert, mit Songs, die man noch heute unmittelbar und spontan mit ihnen in Verbindung bringt. Bei If geht mir das nicht so, und auch seinerzeit, 1970, als das erste Album erschien, wirkte die Musik sperriger, kantiger und weniger zugänglich als jene der Konkurrenten. Für den Erfolg nicht förderlich, der Musikalität jedoch nicht abträglich.
Denn das musikalische Niveau war schon recht hoch, allein mit Dick Morrissey hatte man einen guten Saxofonisten in der Band. Aber auch der Gitarrist Terry Smith hatte bereits vor Gründung der Band mit einem von Scott Walker produzierten Soloalbum in Insiderkreisen von sich Reden gemacht. Heute soll er auch noch in Jazzkreisen aktiv sein. Morrissey überraschte später mit einigen guten Fusionplatten zusammen mit dem Gitarristen Jim Mullen. Aber auch der Rest der Band vermochte mit seinem Auftritt zu punkten.
Das erste Album wartete mit Jazzeinflüssen auf und soundbestimmend war sicher auch die etwas ungewöhnliche Stimme des Sängers J.W. Hodgkinson, die sich fast in den Instrumentalmix einzufügen schien. Die beiden Bläser flochten einen dichten, ineinander verwobenen Klangteppich und bildeten einen Gegenpart zur rockenden Rhythm Section. Bei Titeln wie "Sunday Sad" fühle ich mich ein wenig an Colosseum erinnert. Die Songs waren nicht unbedingt durchgängig, sondern überraschten durch viele Wechsel und so schien so manches Mal ein sich gerade entwickelnder Fluss unterbrochen worden zu sein. Letztlich fehlte jedoch, um die Masse anzusprechen, der gewisse 'Aufhänger'. Auch mit dem zweiten Album änderte sich nicht wesentlich viel, doch habe ich das Gefühl, dass sich der Keyboarder und der Gitarrist etwas mehr austobten. Das ging aber nicht zu Lasten der beiden Holzbläser, die nach wie vor das Gesamtbild entscheidend prägten. Der Name des Schlagzeugers mag Einigen vielleicht bekannt vorkommen, war er es doch, der sich 1976 der Band Foreigner anschloss.
Als Bonus wird eine DVD serviert, ein Konzertausschnitt aus der Mountford Hall, Liverpool University, vom 1. Juli 1971, die Bildqualität ist nicht eindeutig klar, aber wahrscheinlich zeitgemäß in Ordnung. Auch ist der Klang nicht brillant, jedoch die Instrumente alle gut ortbar und die Abmischung geht soweit in Ordnung. Bereits das Saxofonsolo im ersten Stück lässt erkennen, welche ungezügelte Energie in dieser Band steckte. Weg vom Gedanken, eine Pop/Rock-Band zu sein, wäre sie im ausschließlichen Fusionbereich sicher besser aufgehoben gewesen. Hodgkinson wirkt sehr angestrengt und mir fällt vergleichsweise Chris Farlowe ein, dem die Songs wahrscheinlich müheloser gelungen wären. Überhaupt liegt mir der Sänger nicht so sehr, und das kommt live noch etwas mehr zum Ausdruck.
Die Instrumentalisten hingegen liefern für mich tadellose Leistungen ab und alle können sich mit anderen Größen jener Zeit unbedingt messen, Terry Smith an der Gitarre zum Beispiel begeistert mich mit seinem wilden Solo auf "I Couldn't Write And Tell You". Der gelegentliche Schwenk ins Publikum lässt sicher nicht nur bei mir alte Zeiten aufleben, die Masse langhaariger Freaks lässt mich gedankenvoll und etwas sehnsüchtig schmunzeln. Ach, schade, wahrscheinlich war der Film zu Ende, wird der letzte Song einfach ausgeblendet, mitten im Gitarrensolo, schade…, insofern bleibt dieser Song als Fragment für mich nicht mehr als ein reines Dokument, trotzdem gut, dass uns die knapp fünf Minuten nicht vorenthalten wurden.
Line-up:
Dennis Elliott (drums)
J.W. Hodgkinson (vocals)
John Mealing (keyboards, vocals)
Dick Morrissey (saxophones, flute)
Dave Quincy (saxophones)
Jim Richardson (bass)
Terry Smith (guitar)
Tracklist
CD:
01. Your City Is Falling [Quincy] (5:03)
02. Sunday Sad [Morrissey] (8:21)
03. Tarmac T. Pirate And The Lonesome Nymphomaniac [Mealing/Preston] (4:33)
04. I Couldn't Write And Tell You [Quincy] (8:18)
05. Shadows And Echoes [Grigson/Busby] (4:24 )
06. A Song For Elsa, Three Days Before Her 25th Birthday [Morrissey/Hodkinson] (5:42)
DVD:
01. Your City Is Falling [Qunicy] (4:51)
02. Sunday Sad [Morrissey] (7:26)
03. I Couldn't Write And Tell You [Quincy] (6:30)
04. Forgotten Roads [Quincy/Preston](4:51)
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