In Extremo / Sterneneisen Live
Sterneneisen Live Spielzeit: 78:52 (CD), 90:38 (DVD)
Medium: CD & DVD
Label: Universal Music, 2012
Stil: Mittelalterrock

Review vom 03.07.2012


Sabine Feickert
Als Standard-Edition liegt mir das CD/DVD-Pack hier zum Besprechen vor, darüber hinaus erhältlich ist eine limitierte Deluxe Edition mit 1 CD & 2 DVD inkl. Fotobuch, sowie eine Blu-ray Disc (inkl. Mp3-Download-Voucher für das Live-Konzert).
Aufgenommen wurden die Silberlinge am 29. April 2011 in der Siegerlandhalle in Siegen, ziemlich zu Beginn der Sterneneisen-Tour. Die war mit 90 Gigs eine beachtliche Leistung, denn im Dezember in der Mainzer Phönixhalle zeigten die 'glorreichen Sieben' noch keine Ermüdungserscheinungen, sondern schienen gerade gut warmgespielt. Keine Ahnung, ob sie nun tatsächlich im Lauf der Tour ihre Kondition gesteigert haben, oder auf der DVD was unterschlagen wurde - in Mainz waren ein paar Titel mehr auf der Setlist zu finden. Auch wurden einige Nummern ausgetauscht, so wird auf der DVD zwar beispielweise der "Erdbeermund" geküsst, dafür aber nicht "Auf's Leben" getrunken.
Vielleicht zunächst ein paar Worte zur CD - sie enthält den größten Teil der Songs, die auf der DVD enthalten sind, lediglich "Erdbeermund" und "In diesem Licht" passten nicht mehr auf den mit knapp 79 Minuten gut gefüllten Datenträger. Man könnte jetzt streiten, ob das "Intro" unbedingt hätte drauf müssen, aber lassen wir das. Die Scheibe kommt gut rüber, satter, fetter Klang, eine schöne Zusammenstellung der Titel, feines Teil.
Mit der DVD bin ich mir da selbst nicht so wirklich einig.
'Haste eine gesehen, haste alle gesehen!' wäre wahrscheinlich der Gedanke, wenn sie in ähnlicher Manier wie Am goldenen Rhein gefilmt und geschnitten wäre. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn versucht wird, eine andere Darstellung zu finden.
Auf der "Sterneneisen" geht es häufig ins Detail. Und gerade eben muss ich erstmal überlegen und nochmal nachsehen, was das denn eigentlich so alles ist, was da voll aufgezoomt wird. Hm, Scheinwerfer? Was auch immer, es werden ziemlich viele (für meinen Geschmack zu viele) Register der Trickkiste gezogen. Überlagerungen, wenn beispielsweise Micha Rheins Gesicht über das Bild der gesamten Band gelegt wird, sind nur stellenweise passend. Gerade dann, wenn die Pyro in Aktion ist, würde ich mir ganz schlichte Frontalaufnahmen wünschen, denn dieser Anblick braucht für mein Empfinden keine Spielereien, sondern wirkt durch sich selbst.
In ein bläuliches, monochromes Licht wird die Darstellung bei "Liam" getaucht und wirkt so irgendwie kalt und technokratisch - für mein Empfinden will das nicht so wirklich passen.
Cool kommen dagegen die Aufnahmen rüber, auf denen der - nun nicht mehr so - neue Drummer Specki an seiner Schießbude als Schattenriss in voller Aktion zu sehen ist. Auch andere Großaufnahmen der Musiker sind geil - wie Dr. Pymonte den Siebenstern beackert, muss man mal gesehen haben.
Und auch das Publikum von der Hallendecke aus gesehen macht was her und zeigt viel von der Stimmung in der Halle. Nicht ganz so toll finde ich die Aufnahmen aus der Mitte des Publikums. Da ragen Köpfe weit in die untere Bildhälfte und teilweise wird der Blick auf die Bühne von einem auf Schultern sitzenden, voll ins Bild ragenden Mädel versperrt - hey Leute, das hat man doch als Besucher auf den Gigs oft genug! Die Bilder sollen wohl einen Eindruck von 'mittendrin sein' vermitteln, aber RockTimes-Leser stehen doch lieber in der ersten Reihe!
Obwohl Micha am Anfang noch etwas müde und förmlich wirkt und seine Ansagen so ein bisschen an die ZDF - Hitparade erinnern, ist die Stimmung in der Halle gut. Bei den ruhigeren Nummern, wie zum Beispiel dem "Zauberspruch No VII" oder "Hol die Sterne" (warum nur denke ich hier schon wieder an die Hitparade?) zeigt der Kameraschwenk eine vor sich hin wabernde Menschenmenge. Doch auch 'Pommesgabel' und Gehopse kommen zum Einsatz, spätestens beim "Spielmannsfluch" zeigt InEx sich von der härteren Seite und hier stimmt für mein Empfinden dann auch Kameraführung und Schnitt; die Pyro kommt zur Geltung, der Eindruck ist rund. Fast nahtlos der Übergang zu "Küss mich" und bei dieser Abrechnung mit der Stasi macht dann auch die kühle monochrome Einfärbung Sinn.
Im "Sängerkrieg" wird wieder aus dem Vollen geschöpft und ein Stück Live-Atmosphäre rübergebracht. Mein Eindruck ist, dass die DVD zum Ende hin immer stimmiger und besser wird, auch Micha taut auf. Dennoch lässt sie mich etwas ambivalent zurück. Wer sie als Souvenir für genau diese Tour will oder alles von der Band braucht, der wird nicht zögern und ordern.
Wer Lust kriegen will, sich das Siebengestirn live anzuschauen und bisher nur ein paar Youtube-Sequenzen kennt, der greift vielleicht als Appetitanreger besser zu "Am goldenen Rhein".
Doch ganz egal wodurch angefixt - es geht nichts über den Live-Gig, denn die ganz eigene Atmosphäre und der Geruch von Petroleum und Schwarzpulver kommt bei keiner CD, DVD und auch nicht Blu-ray rüber.
Line-up:
Das letzte Einhorn (Gesang)
Dr. Pymonte (Dudelsack, Harfe, Schalmeien)
Flex der Biegsame (Dudelsack, Schalmeien)
Yellow Pfeiffer (Dudelsack, Schalmeien, Nyckelharpa)
Der Lange (Gitarre)
Specki T.D. (Schlagzeug)
Die Lutter (Bass)
Tracklist
CD:
01:Intro
02:Sterneneisen
03:Frei zu sein
04:Liam
05:Zigeunerskat
06:Unsichtbar
07:Herr Mannelig
08:Horizont
09:Zauberspruch No VII
10:Siehst du das Licht
11:Stalker
12:Hol die Sterne
13:Spielmannsfluch
14:Küss mich
15:Viva la vida
16:Sängerkrieg
17:Gold
18:Omnia Sol Temperat
DVD:
01:Intro
02:Sterneneisen
03:Frei zu sein
04:Liam
05:Erdbeermund
06:Zigeunerskat
07:Unsichtbar
08:Herr Mannelig
09:Horizont
10:Zauberspruch No VII
11:Siehst du das Licht
12:Stalker
13:In diesem Licht
14:Hol die Sterne
15:Spielmannsfluch
16:Küss mich
17:Viva la vida
18:Sängerkrieg
19:Gold
20:Omnia Sol Temperat
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