Insane / Doppelfickerspiegelpanzer
Doppelfickerspiegelpanzer Spielzeit: 68:10
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Neue Deutsche Härte

Review vom 21.07.2009


Andrea Groh
Ja, das ist doch mal etwas Anderes: statt nüchterner Biographie liegt ein handgeschriebener Brief von Ronald an seine Tante Uschi bei, aus dem man sich die Infos heraussuchen kann.
Dieser beginnt so: »Liebe Tante Uschi, zum Geburtstag viel Glück. Als Geschenk schicke ich dir eine CD von unserem Musikverein. Wie du vielleicht noch weißt, gibt es uns seit 1992«.
Wir erfahren weiterhin, dass er damals noch zur Schule ging und Gitarre spielte, mit seinem Klassenkameraden Bartosch (Bass) eine Band gründete, in der auch Thorsten Gitarre spielte. Als Ronald zu Weihnachten ein Schlagzeug bekam, hörte er auf mit Gitarrespielen. Man fand dann den Bass-T, der schöne lange Haare hatte und singen konnte. In dieser Besetzung haben Insane schon zwei CDs in einem echten Studio aufgenommen, bei Jürgen, den sie nett finden.
Mit Jürgen ist Jürgen Planegger im Mediabase Studio Geretsried gemeint.
An CDs gab es zuvor noch 1997 die "The New Stuff", "Papercover" von 2001 und "Vetter Sack" (2003).
Insane kamen lange Zeit nicht so richtig in die Gänge, es gab Umbesetzungen und Phasen mit Drumcomputer. Teilweise waren sie dafür bekannt, Hallen leer zu spielen. Dies besserte sich erst mit der aktuellen Besetzung und der CD "2005" aus demselben Jahr sowie der Idee, die Auftritte mit einem gewissen optischen Konzept zu unterlegen.
Auch die Gestaltung der CD "Doppelfickerspiegelpanzer" ist ungewöhnlich, Cover und Booklet wirken wie ein Baumarktprospekt, die vier 'Mitarbeiter des Monats' sind dementsprechend in Arbeitskleidung abgebildet.
Wer nun denkt, es handele sich bei Insane um eine Comedy-Band à la J.B.O., irrt sich, auch wenn Anfang und Ende der CD diesen Gedanken verstärken mögen, aber das ist Teil des Konzeptes. Bei "Halt mich fester" schließt der Baumarkt und die Kunden werden gebeten, den Laden zu verlassen.
"Doppelfickerspiegelpanzer" bietet einen interessante Wechsel zwischen Kinderliedern und hartem Metal. Solche und andere kleine Details sind auf der ganzen CD versteckt.
Die Musik lässt sich insgesamt in die Ecke Neue Deutsche Härte einordnen. Natürlich kommt dabei gleich der Gedanke an Rammstein, was nicht ganz falsch ist, wobei Insane weniger kommerziell sind und eine größere Bandbreite abdecken, was sich gerade beim Gesang bemerkbar macht. Dieser variiert von ruhig, fast schon Wolfsheim-artigem harmonischen Klargesang bis zu Growlen.
Die eine Seite der Musik von Insane ist brachial, bewegt sich in der Hardcore/Death-Metal-Ecke, auf der andere Seite befinden sich melodische Klänge. Ebenso sind die Inhalte meistens derbe, manchmal aber auch melancholisch. Die Musiker schaffen die Übergänge fließend und überzeugend. Auch soundmäßig passt alles und beweist, es ist möglich in einem kleinen Studio so etwas hinzubekommen statt mit Riesenbudget über viele Monate in verschiedenen Ländern aufgenommen zu haben, wie es bei Rammstein der Fall ist.
Eine Gemeinsamkeit mit jenen gibt es jedoch zu kritisieren: Das Riff von "Monique" wurde bei Ministrys "Just One Fix" abgekupfert, ebenso wie auch "Du hasst" der Berliner. Von deren Erfolg können die verrückten Münchner allerdings nur träumen; sie hätten es allerdings verdient, wenigstens eine Scheibe davon abzubekommen.
Rammstein-Fans, die nach Alternativen suchen, aber auch Metaller, denen Rammstein zu glatt, kommerziell und nicht metallisch genug sind, bzw. nach "Tanzmetal" klingt oder die Stimme nicht mögen, könnten hieran Gefallen finden, vielleicht sogar Insane besser finden.
Besucht doch einfach mal den Baumarkt (äh, CD-Markt) Eures Vertrauens, der "Doppelfickerspiegelpanzer" anbietet.
Line-up:
Ronald Bischof (Schlagzeug & Komposition)
Bass-T (Gesang)
Thorsten Mende (Gitarre)
Bartosch Slomak (Bass)
Tracklist
01:Los Insanos
02:Doppelfickerspiegelpanzer
03:Indien
04:Sport
05:Monique
06:Italien
07:Hängen
08:Unschuld
09:Märchenstunde
10:Gemein
11:Es ist kein Gott
12:Sucht
13:Ich hasse alles
14:Halt mich fester
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