Da ist eine Band seit mittlerweile etwas mehr als zwanzig Jahren auf dem Markt und dann fragt man sich - zu Recht - beim Hören der aktuellen Scheibe, warum in Teufels Namen die denn nicht mit einer viel breiter gestreuten Popularität gesegnet sind. Ein Grund dafür könnte natürlich das eher sparsame Portfolio an Veröffentlichungen sein. Das Debüt "Dark Season" geht auf das Jahr 1997 zurück und war seinerzeit als EP veröffentlicht worden. Bis zum ersten richtigen Longplayer musste die Fangemeinde dann weitere schlappe sieben Jahre warten, bevor dieser als "Second Sight" auf den Markt kam. Beinahe schon fix waren die Jungs um Mastermind und einzige Konstante Sean Hetherington dann mit dem zweiten Langeisen, das nur drei Jahre später folgte und "As Our Army Grows" heißt. Dazwischen gab es noch ein paar kleine Promos, aber keine regulären Alben mehr. Einige wenige Gastauftritte und kurze Touren diesseits des Kanals waren auf mehrere Jahre verteilt und es hat in unserer Region wirklich, und leider, nur eine Handvoll von Auftritten gegeben.
Jetzt aber dürfen wir uns nach einer weiteren vierjährigen Wartezeit mit der aktuellen CD "The Shape Of Rage" beschäftigen - und das Warten hat sich gelohnt. Neun satte Tracks voll von herrlichem Power Metal beschert uns das Album auf etwas mehr als fünfzig Minuten. Produziert wurde wieder in den Thin Ice Studios unter der Obhut von keinem Geringeren als Karl Groom, dem Gitarrero von Threshold, der auch schon die beiden anderen Langrillen 'zwischen' hatte. Intense hat man schon immer nachgesagt, dass die Einflüsse von Iced Earth und der Eisernen Jungfrau nicht zu überhören seien und auch beim neuen Album sind diese Eindrücke nicht vom Tisch zu wischen. Aber, und das gilt im Grunde für alle Bands, die nicht stumpf kopieren und sich trotzdem ihrer Vorliebe für den einen oder anderen ganz Großen nicht schämen, hier wird nicht abgekupfert. Sicherlich können wir uns hin und wieder bei aufmerksamem Hören zurück in die achtziger Jahren versetzt sehen und Maiden'sche Gitarrenläufe erkennen sowie auch noch andere Parallelen ziehen. Jedoch ist hier eine ganz andere Band am Werk, die unterm Strich ihren eigenständigen Sound hat und diesen konsequent auffährt.
Die Scheibe beginnt mit "Anubis" und hier kommen schon die ersten Assoziationen an die Mannen der Jungfrau hoch. Schön schnelles Stück mit direkt auch einem sehr breiten Spektrum von Hetheringtons Stimme, dieses Mal mit einigen Ausflügen in die höheren Lagen. Dazu galoppierende Gitarren und eine zusätzlich treibende Rhythmusfraktion, wobei sich hier auch mal ein paar Töne aus den Tasteninstrumenten dazwischenmogeln. In ähnlichem Stil geht es mit "The Elemental" weiter, die Stimme ist etwas tiefer und druckvoller, die Double Bass eindringlicher und die Riffs schwerer. Ab und zu klingen dann kurze Solo-Läufe der beiden Gitarristen Nick Palmer und Dave Peak, die mehr an die melodiöse Ecke des Power Metal erinnern. Erst beim vierten Song bekommen wir mit "For The Fallen" dann mal ruhigere Töne zu hören. Dunkel und schwer schieben sich die Gitarren aus den Boxen, langsam, fast balladenhaft. Dann setzt Hetherington ein und beweist, dass er es auch sanft kann. Dennoch gelingt es der Band mit druckvollen Einlagen, die Spur zum eingängigen Metal nicht zu verlieren.
Mit "Save Me From Myself" geht es sofort danach wieder mit einigen Umdrehungen mehr zur Sache und hier sehe ich das Publikum bei einer hoffentlich bald in meiner Nähe erfolgenden Live-Show komplett ausrasten. Schwer, melodiös, gute Gitarrenarbeit auch mit flotten Soloeinlagen und insgesamt eine absolut eingängige Hookline - Anspieltipp, mehr davon! Auch "Haunted" bietet richtig was auf die Zwölf, alternierend harte Riffs und melodiöse Refrains, dazwischen mal ein paar leise zu ahnende Tasten und schnelle Soli auf der (den) Sechsaitigen. Dann gibt es nach zirka vier Minuten mal ein kleines Zwischenspiel aus Bass und klarer Gitarre, bevor wir wieder zurück zum Ausgangspunkt geführt werden. Power Metal-Herz, was willst du mehr? "Skull Of Sidon II" zieht sich auf seiner eindrücklichen Länge von über acht Minuten anfangs schön zäh wie dickflüssige Lava aus den Speakern. Nach der Hälfte haut man uns einen geilen Tempowechsel um die Ohren und wir können noch einmal volles Rohr Dampf ablassen. Saubere Gitarren in höheren Tonlagen werden von schnellen Drums vorangetrieben bevor wir mittels schwereren Riffs wieder auf den Boden zurückgeholt werden, noch ein kurzer sanfter Ausklang von wenigen Sekunden, Song zu Ende. Der Rausschmeißer und Titelsong will es noch einmal richtig wissen, sehr schön mit eingeflochtenem düster-schweren Riff und immer wieder schnelle und präzise Finger auf den Saiten.
Keine Frage, mit dieser Scheibe haben sich die fünf Jungs von Intense wirklich einen Gefallen getan - für mich sicherlich eine von den wahrlich besseren Neuerscheinungen der letzten Monate. Hervorragend produziertes, abwechslungsreiches Material, das in keiner Phase abgedroschen oder langweilig klingt. Auch die eingangs erwähnten Anlehnungen oder Entlehnungen stören nicht im Mindesten. Wer auf Power Metal in der leicht melodischeren Ausrichtung steht, der kommt an diesem Erzeugnis aus Britannien nicht vorbei. Ein Interview mit der Band ist schon in der Mache und wird demnächst auf dieser Welle gesendet. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es das Quintett - wobei die Band live in der Regel als Sechserpack mit angeheuertem Keyboarder Eddie Marsh auftritt - möglichst bald mal wieder über den Kanal schafft, um uns live zu beglücken.
Line-up:
Sean Hetherington (vocals)
Nick Palmer (guitar)
Dave Peak (guitar)
Neil Ablard (drums)
Stephen Brine (bass)
Clive Nolan (guest keyboards)
Tracklist |
01:Anubis
02:The Elemental
03:One Man's Word
04:For The Fallen
05:Save Me From Myself
06:Lie
07:Haunted
08:Skull Of Sidon II
09:The Shape Of Rage
|
|
Externe Links:
|