Ich hab mich schon gewundert, wo jetzt noch ein neues Live-Album von
Chris Jones herkommen soll. Bekanntlich ist der hervorragende Gitarrist und Sänger 2005 gestorben und über posthume Spuren seines Könnens auf Alben befreundeter Künstler wie
Sara K. oder
Ewen Carruthers haben wir in
RockTimes mehrfach freudig berichtet.
"Free Man Live" ist 1998 in Rijsenhout in Holland aufgenommen und im gleichen Jahr von Strictly Country Records veröffentlicht worden. Bei in-akustik in Deutschland hat man sich nun daran erinnert und die CD nochmals im hauseigenen Mailorder aufgelegt. Eine gute Tat, war mir dieses Werk doch noch nicht untergekommen. Und bekanntlich gehört Chris Jones zu der Riege meiner Lieblingsgitarristen auf dem akustischen Instrument.
Im Gegensatz zu seinem letzten Studioalbum
Roadhouses und Automobiles sind Stimmung und Stimme weit weniger 'low', Jones klingt wesentlich entspannter, ein starker Auftritt! Dass er auch ein klasse Songwriter ist, haben wir ja bei unseren früheren
Besprechungen schon regelmäßig festgestellt. Vielleicht sind seine Fremdvorlagen Geschmackssachen, "Blue Suede Shoes" ist in dieser Version nicht unbedingt mein Ding. "Come On In My Kitchen" gehört sicher zu den am meisten gecoverten Songs von
Robert Johnson.
Da noch was Eigenes draus zu machen, ist sicher nicht einfach.
Jones kreiert einen Shuffle, demonstriert einmal mehr sein Können auf der Blechgitarre und sein Bluesfeeling. An "Willin'" scheiden sich meist die Geister, ich gehöre zu denen, die neben dem Original nicht viel gelten lassen, zu sehr IST DAS
Lowell George.
Jones bringt es als Folksong, sparsam begleitet, verziert mit Flageolott-Tönen; ok, das ist akzeptabel.
"Mississippi Kid" als flotter Country-Blues mit dem Bottleneck - da werden die Fans der
Band mit den vielen Y die Löffel aufstellen!
Hank Williams' "Lonesome Whistle" wird entcountryfiziert, am Ende zollt
Jones dem Autor dann doch noch mit einem kurzen Jodler Tribut in dessen Idiom. Mit dem Titelsong des Iren
Tim Wood identifizierte er sich wohl selbst, der rastlose Traveller. Die Ballade der armen "Pretty Polly" trägt er als Traditional so eindringlich vor, dass seinen Zuhörern im Saal wohl das Blut in den Adern gefroren ist. Von seinen eigenen Stücken gefällt mir das Instrumental "A Lover's Dream" am besten, Lyrik pur auf sechs Saiten. Insgesamt nochmal eine starke Erinnerung an einen großen Gitarristen, Sänger und Songwriter, der in seiner Musik weiterlebt.