Chris Jones / Free Man Live
Free Man Live Spielzeit: 53:25
Medium: CD
Label: Strictly Country Records, 2007 (1998)
Stil: Singer/Songwriter, Akustische Gitarre

Review vom 30.03.2007


Norbert Neugebauer
Ich hab mich schon gewundert, wo jetzt noch ein neues Live-Album von Chris Jones herkommen soll. Bekanntlich ist der hervorragende Gitarrist und Sänger 2005 gestorben und über posthume Spuren seines Könnens auf Alben befreundeter Künstler wie Sara K. oder Ewen Carruthers haben wir in RockTimes mehrfach freudig berichtet.
"Free Man Live" ist 1998 in Rijsenhout in Holland aufgenommen und im gleichen Jahr von Strictly Country Records veröffentlicht worden. Bei in-akustik in Deutschland hat man sich nun daran erinnert und die CD nochmals im hauseigenen Mailorder aufgelegt. Eine gute Tat, war mir dieses Werk doch noch nicht untergekommen. Und bekanntlich gehört Chris Jones zu der Riege meiner Lieblingsgitarristen auf dem akustischen Instrument.
In dem Konzert spielte Jones solo und wohl auf verschiedenen Gitarren, darunter einer Resonator. Das Repertoire bestand aus »ganz neuen Songs« und solchen, »von denen erst ein paar Pfund Staub geblasen werden mussten«, wie er in seinen Liner Notes schreibt. Eigene Stücke und meist recht bekannte Cover, die er in seinem Stil virtuos interpretierte. Mitgeschnitten wurde auf einem Zweispur-Digitalrecorder und das Ergebnis ist schlichtweg eindrucksvoll. Sowohl die Gitarre, als auch die Stimme kommen transparent und warm aus den Boxen, Sitzplatz in der ersten Reihe garantiert. Offensichtlich nur eine kleine Location, in der die Zuhörerschar bis auf den dezenten Applaus nicht zu vernehmen ist. Das hört sich richtig familiär an.
Im Gegensatz zu seinem letzten Studioalbum Roadhouses und Automobiles sind Stimmung und Stimme weit weniger 'low', Jones klingt wesentlich entspannter, ein starker Auftritt! Dass er auch ein klasse Songwriter ist, haben wir ja bei unseren früheren Besprechungen schon regelmäßig festgestellt. Vielleicht sind seine Fremdvorlagen Geschmackssachen, "Blue Suede Shoes" ist in dieser Version nicht unbedingt mein Ding. "Come On In My Kitchen" gehört sicher zu den am meisten gecoverten Songs von Robert Johnson.
Da noch was Eigenes draus zu machen, ist sicher nicht einfach. Jones kreiert einen Shuffle, demonstriert einmal mehr sein Können auf der Blechgitarre und sein Bluesfeeling. An "Willin'" scheiden sich meist die Geister, ich gehöre zu denen, die neben dem Original nicht viel gelten lassen, zu sehr IST DAS Lowell George. Jones bringt es als Folksong, sparsam begleitet, verziert mit Flageolott-Tönen; ok, das ist akzeptabel.
"Mississippi Kid" als flotter Country-Blues mit dem Bottleneck - da werden die Fans der
Band mit den vielen Y die Löffel aufstellen! Hank Williams' "Lonesome Whistle" wird entcountryfiziert, am Ende zollt Jones dem Autor dann doch noch mit einem kurzen Jodler Tribut in dessen Idiom. Mit dem Titelsong des Iren Tim Wood identifizierte er sich wohl selbst, der rastlose Traveller. Die Ballade der armen "Pretty Polly" trägt er als Traditional so eindringlich vor, dass seinen Zuhörern im Saal wohl das Blut in den Adern gefroren ist. Von seinen eigenen Stücken gefällt mir das Instrumental "A Lover's Dream" am besten, Lyrik pur auf sechs Saiten. Insgesamt nochmal eine starke Erinnerung an einen großen Gitarristen, Sänger und Songwriter, der in seiner Musik weiterlebt.
»…sometimes there ain't no rhyme or reason
for some of the things I do
but comes the dawn, the road I'm on
will be bringing me back to you«

("Comes The Dawn")
Tracklist
01:Free Man
02:Pretty Polly
03:Come On In My Kitchen
04:A Lover's Dream
05:Morning Light
06:Something Wrong With You
07:Willin'
08:Mississippi Kid
09:Middle Man
10:Blue Suede Shoes
11:Never Get Enough Of You
12:Tribute To J.T.
13:Lonesome Whistle
14:Comes The Dawn
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