Jack La Motta And Your Bones / Baby Give Me My Chick
Baby Give Me My Chick Spielzeit: 33:59
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2012
Stil: Speed Country

Review vom 17.02.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Das Label Go Down Records steht gemeinhin für Stoner Rock, öffnet seine Blickrichtung aber zunehmend auch für anderen Stilrichtungen.
Jack La Motta And Your Bones ist ein Quartett, das einen fast zum Wahnsinn treiben kann. Die Musik des Vierers, in dem des gar keinen Musiker mit Namen Jack La Motta gibt, ist hochoktaniger Country, in dem fast alles erlaubt ist. Mit Hochgeschwindigkeit geht es in "Baby Give Me My Chick" durch die staubige Prärie und man wird darüber hinaus das Gefühl nicht los, dass es sich bei dem Album um ein sexuelles Notstandsgebiet handeln könnte. Da reimt sich 'chick' auf 'titts' und andere Schlüpfrigkeiten begegnen einem darüber hinaus auch noch. Wahrlich keine biedere Kost aus dem Hühnerstall, sondern wohl eher etwas aus der Fantasie des Treibens im Heuschober.
Hammer ... kaum hat man es sich gemütlich gemacht, steht man wieder auf den Beinen, weil die Platte am Ende ist. Zwölf Songs werden im Schweinsgalopp von vierunddreißig Minuten durch die vier Wände getrieben und dieses Ding mit dem Speed Country oder wie es bei Jack La Motta And Your Bones »Speed country'n'roll« heißt, ist eine verfluchte Nervensache. Beim Label steht: »With tracks spacing from country'n'garage to mariachi'n'roll [...]«. Beim ersten Hördurchgang lag die graue Masse der Synapsen förmlich auf dem Fußboden verteilt, weil es in den ersten Songs zugeht, wie in einer rotierenden Dreschmaschine. Die ersten vierzig Sekunden des Openers "Baby Give Me My Chick" sind gemächlicher, gut zu hörender Country, eingebettet in ein klein wenig Blues. Ab dann wird das Gaspedal des Traktors bis zum Wadenkrampf durchgedrückt.
Man kann kaum Luft holen und dieses ständige Geticker der Snaredrum bringt ohne Umwege den Blutdruck in den roten Bereich, weil sich dieser Rhythmus auf den Herzschlag auswirkt. Man kann sich kaum auf andere musikalische Ergüsse konzentrieren. Ach, wie schön ist es doch auf einem idyllischen Bauerhof.
Breaks oder Wechsel in der Taktung sind nicht mehr als Blitzlichter. Logisch, bei dieser Geschwindigkeit müssen Gitarre sowie Bass mithalten. Soli? Ja, irgendwie wie beim Rennen zwischen Hase und Igel ... bin schon da beziehungsweise hier gleichbedeutend mit fertig. In den ersten fünf Sekunden von "Drive On Sunday" vernimmt man ein E-Gitarrenriffing angesiedelt zwischen Blues und Hard Rock ... aber dann legt die Combo den Turboschalter wieder auf 'on' und ab geht die wilde Luzie, auch noch mit einem leicht orientalischen Kick versehen.
Erst "Puerca Vaca" lässt ein ganz zartes Pflänzchen namens Hoffnung aufkeimen. Der Drummer Jack Bidone benutzt die Basstrommel und Becken, um das Lied einzuleiten. Dann kommen nicht näher bezeichnete Bläser ins Spiel. Wohlgemerkt, die Band ist wieder auf dem Kurs der Geschwindigkeit unterwegs und durch den Klang der Trompete tauscht man Cowboyhut gegen Sombrero. Aber immerhin, mal etwas anders.
Dabei bleibt man, zumindest für das folgende "Western Colibrì", weil jetzt eine Mundharmonika mitmacht. Jack La Motta And Your Bones kann auch anders. "Spirit Of Time" gefällt richtig gut. Das Tempo wird auf Groove-Niveau runtergeschraubt und im Hintergrund hört man verdammt gute Pianoklänge. Da schließt sich der Song über die großen Öffnungen in den Ohrläppchen ("Big Lobes") gleich an. Hier haben die Harp sowie der Sechssaiter Bluesfeeling und ganz allgemein ist der Track mit einer ruhigen Phase ein gelungenes Stück Musik. Geht der Band vielleicht die Puste aus? Auch "Mississippi Boiling" vermag zu gefallen, weil mit angezogenen Zügeln agiert wird. Kaum zu glauben, aber "Washboard Girl" hat für Speed Country-Verhältnisse gar balladeske Züge. Da ist man schon zufrieden, wenn es Erholung für die Lauscher gibt. Sehr gut! Man ahnt es schon, der Titel ist wie eine gute Wettervorhersage ... Speed Country à la vorher ... "Sexy Roll Party". Wobei der Gitarrist zeitweise wieder die Hard Rock-Ausgabe wählt.
Hätte man die Tracklist in ihrer Abfolge etwas anders gestaltet, wäre die Hörfreude nicht so schnell in die Knie gezwungen worden. Nach hinten raus hinterlässt die Combo Jack La Motta And Your Bones einen positiven Eindruck.
Line-up:
Don Boby de la Vega (vocals, guitar)
Big Winston Tony (guitar, harmonica, backing vocals)
Uncle Tega (bass)
Jack Bidone (drums, backing vocals)
Tracklist
01:Baby Give Me My Chick (2:42)
02:Egg Chicken Hot Ass (3:16)
03:Violent Rural Country (2:35)
04:Drive On Sunday (2:05)
05:Puerca Vaca (2:48)
06:Western Colibrì (2:00)
07:Electro Voice (3:31)
08:Spirit Of Time (2:42)
09:Big Lobes (3:34)
10:Mississippi Boiling (2:36)
11:Washboard Girl (3:39)
12:Sexy Roll Bar (2:33)
(all songs written by Jack La Motta And Your Bones)
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