Jamiroquai / Travelling Without Moving
Travelling Without Moving Spielzeit: 62:41
Medium: CD
Label: Sony Music, 2012 (1996)
Stil: Soul, Funk, Pop


Review vom 29.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
"Travelling Without Moving" war definitiv eines der erfolgreichsten Alben der Acid Jazz-Band Jamiroquai. Die Combo wurde von Jay Kay, Nick van Gelder und Wallis Buchanan gegründet. Auch wenn Kay im Vordergrund der Band steht, hat aus meiner Sicht jeder andere Musiker einen gleichberechtigten Anteil am Erfolg der Anfang der Neunzigerjahre gegründeten Gruppe.
Jamiroquais musikalische Mischung aus Funk, Soul, R&B sowie Jazzeinflüssen machte sie zu einer sehr angesagten Combo, die bereits mit dem Debüt-Album "Emergency On Planet Earth" (1993) ihren europäischen Charts-Durchbruch feiern konnte. "The Return Of The Space Cowboy" (1994) war ähnlich erfolgreich und mit "Travelling Without Moving" erreichte man dann schließlich die USA. Auch wenn andere Tonträger von nahezu gleich hoher Qualität zeugen, war vorliegendes Album bisher Jamiroquais erfolgreichster Longplayer.
Die Band hat so einige Umbesetzungen hinter sich, allerdings ist der Sänger und Komponist Jay Kay eine von Beginn an eine feste Größe im Line-up. Neben der feinen Musik ist definitiv erwähnenswert, dass früher mit Wallis Buchanan ein Didgeridoo-Spieler Gruppenmitglied war. Diese Tatsache kann hergenommen werden, um in die vorliegende Platte einzusteigen, denn gleich zwei Tracks widmen sich dem Blasinstrument der Aborigines. Durch die Reihe sind fast alle Musiker am Songwriting beteiligt. Für "Didjerama" sowie "Didjital Vibrations" gilt das im Besonderen für Wallis Buchanan. Die beiden Instrumentalnummern erweitern das Songspektrum um einige Einheiten.
"Didjerama" ist schwebende Didgeridoo-Psychedelic mit Lounge-Ambiente. Man wird von den rotierenden Klängen hypnotisch angezogen. Nur wenig Percussion kommt in diesem Stück zum Zuge und die im Hintergrund agierenden Drums verfügen über einen Unheimlichkeits-Faktor. Im folgenden "Didjital Vibrations" spielt das Holzblasinstrument eher eine begleitende Rolle. Keyboards- sowie Streicherklänge sorgen für entspannte Atmosphäre und Stewart Zenders Bass pumpt, wie auf der ganzen Scheibe sehr prägend im unteren Bereich der Töne. Die zwei Kompositionen stehen als Außenseiter etwas im Abseits der gesamten Platte, können aber trotzdem sehr gefallen. Ein gewagter Schritt, der dennoch Früchte trägt.
Das Album beginnt mit "Virtual Insanity" und "Cosmic Girl", die beide zu Hits avancierten. Für den erstgenannten Track bekam man 1997 gleich vier MTV Video Music Awards. Zweifelsohne ist Jay Kay ein hervorragender Sänger, den man mit seiner Stimme zu Recht auch in der Nähe von Stevie Wonder sieht. Mit "Cosmic Girl" setzt man an Vitalität noch einen drauf und diese Nummer hat definitiv den Mitsing-Faktor gepachtet. Der Rhythmus ist nicht nur bei diesem Stück ansteckend. Klasse Groove!
Mit dem überaus perkussiven "Use The Force" gibt das Bläser-Trio seinen Einstand. Die Komposition ist durch das Keyboard, die Wah Wah-Gitarre und vielen Handtrommeln sowie kleinen Instrumenten aus der Abteilung 'eh schon verdammt funkig'. Die Holz- und Blechbläser schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits servieren sie fetzige Stakkato-Einsätze, andererseits haben sie einen Hang zum Jazz. "Use The Force" ist aus meiner Sicht eines der stärksten Stücke auf "Travelling Without Moving".
Eine derart feurig-entschlossene Herangehensweise hätte man sich auch bei "Drifting Alone" gewünscht. Das sich im Reggae wiegende Stück verfügt leider über keine Finessen. Ein Nullachtfünfzehn-Reggae-Song, der höchstens durch die New Orleans-Originalität der Bläser auffällig wird. Es reicht hier allerdings nicht zu einem Highlight. Dafür ist der Titeltrack "Travelling Without Moving" wieder eine runde Angelegenheit. Mächtiger Groove treibt das Stück nach vorne und an dieser Stelle muss erwähnt werden, welch einen kompakten Gesamtsound die Band abliefert. Die Scratch-Einlagen sind gut.
Genauso wie "Use The Force" gehört "Alright" zum engeren Favoritenkreis. Voll mit Action ist dieses Stück ein Hinhörer und als Sahnehäubchen gibt es noch einen Bonus-Track mit dem schlichten Titel "Function" obendrauf. Schlicht ist hier aber gar nichts, denn in den fast achteinhalb Minuten vereinigt die Band all ihre Qualitäten in einer Art Jam-Session. Hammer! "Travelling Without Moving" ist eine zum Tanzen animierende Platte.
Line-up:
Jay Kay (lead vocals)
Simon Katz (guitar)
Toby Smith (keyboards)
Adrian Revell (saxophone)
Martin Shaw (trumpet, flugelhorn)
Winston Rollins (trombone, trumpet)
Wallis Buchanan (didgeridoo)
Stewart Zender (bass)
Derek McKenzie (drums)
Sola Akingbola (percussion)
Tracklist
01:Virtual Insanity [Kay/Smith] (5:40)
02:Cosmic Girl [Kay/McKenzie] (4:03)
03:Use The Force [Kay/McKenzie/Akingbola] (3:59)
04:Everyday [Kay/Smith/Zender] (4:27)
05:Alright [Kay/Smith] (4:23)
06:High Times [Kay/Smith/Zender/McKenzie] (5:57)
07:Drifting Alone [Kay/McKenzie/Katz/Zender] (4:03)
08:Didjerrama [Kay/Buchanan/McKenzie] (3:50)
09:Didjital Vibrations [Kay/Buchanan/Zender] (5:47)
10:Travelling Without Moving [Kay] (3:37)
11:You Are My Love [Kay] (3:53)
12:Spend A Lifetime [Kay/Smith/Zender] (4:10)

Bonus-Track:
13:Function (8:27)
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