Peter Panka's Jane / Traces
Traces Spielzeit: 49:04
Medium: CD
Label: Cool & Easy Records, 2009
Stil: Rock

Review vom 24.12.2009


Markus Kerren
Tja, was macht man als Band, wenn man innerhalb relativ kurzer Zeit plötzlich zwei Mitbegründer und tragende Säulen, ganz zu schweigen von Aushängeschildern verliert? Peter Panka erlag einer kurzen und schweren Krankheit, während Werner Nadolny es danach vorzog, mit seiner eigenen Truppe, Werner Nadolny's Jane weiterzumachen. Nun ja, man könnte sich entweder einen neuen Namen zulegen, man könnte neue Musiker anheuern, mit diesen unter dem gleichen Namen weitere Alben aufnehmen bzw. bis in die Puppen touren und sich dabei auf alte Klassiker verlassen, oder man könnte sich einfach sang- und klanglos auflösen. Den mutigsten und ganz sicher schwierigsten Weg haben Peter Panka's Jane gewählt, die neue Musiker ins Boot holten, ins Studio gingen und ganz bewusst eine Momentaufnahme der aktuellen Truppe auf Band brachten.
Diese, von der Band eingeschlagene Route ist meiner Meinung nach aber auch die einzig richtige und vor allem glaubwürdigste Entscheidung. Obwohl da natürlich auch jede Menge Gefahren und Ungewissheiten drin liegen. Wie werden die neuen Musiker von den Fans angenommen? Wird die Richtungsänderung bezüglich des Sounds akzeptiert werden und ist der Verlust des Sängers, Drummers und Menschen Peter Panka überhaupt aufzufangen? Sicher ist, dass es nicht gut gegangen wäre, wenn man versucht hätte alte Taten zu kopieren bzw. Geistern der Vergangenheit nachzujagen.
Neben dem Gründungsmitglied Charly Maucher und dem (mit Unterbrechungen) ebenfalls schon seit fast 25 Jahren an Bord befindlichen Klaus Walz sind hier nun Wolfgang Krantz (der zu Zeiten der Alben "Here We Are" und "Jane III" schon mal in der Band war), Arndt Schulz (Ex-Harlis) und Fritz Randow (Ex-Victory, Ex-Saxon) mit am Start. Und ja, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass "Traces" anders klingt als jedes andere Album, das unter diesem Bandnamen erschienen ist. Um es deshalb gleich voraus zu schicken: Wer "Traces" in den CD-Schacht wirft und auf den Jane-Sound der Siebziger oder auch neuerer Werke, wie "Genuine" oder "Shine On" wartet, der wird sich wahrscheinlich genauso verwirrt am Kopf kratzen wie ich, als ich Mitte der Achtziger zum ersten Mal in den Genuss des Albums "Beautiful Lady" kam.
Aber kommen wir endlich zur Musik: Zu allererst muss mal festgestellt werden, dass sich "Traces" wie ein zeitgemäßes Rockalbum anhört, dessen Sound (einmal mehr gemastert vom Meister Eroc) keine Wünsche offen lässt. Alle Musiker waren am Songwriting beteiligt, was natürlich auch vollkommen neuen Nuancen Platz macht. Während "Northern Lights", "Reflections", "Back On The Ground", "Before Long" oder auch "Fly Away" noch am stärksten die Charakteristiken der 'alten' Jane in sich tragen, weht einem bei Tracks wie "For The Better" oder "Two Dots Of Luck" dann doch ein ganzer anderer Wind um die Nase. Das hat gar nicht mal mit dem Gesang von Arndt Schulz zu tun, sondern liegt vielmehr an den Kompositionen, den Arrangements, der Atmosphäre und dem Feeling dieser Titel.
"Hurricane Approaching" ist ein druckvoller Rocker, bei dem Wolfgang Krantz mit seiner Tastenarbeit ganz hervorragend zur Geltung kommt. Kombiniert mit dem folgenden "Love Me Tomorrow" rockt uns das Quintett also erstmal kräftig durch, ohne allerdings noch für den ganz großen 'Aha'-Effekt zu sorgen. Bei dem Wolfgang Krantz-Stück "Nature" hat Arndt Schulz dann seinen ersten Gesangsauftritt. Immer noch flott gehalten, wurde hier jedoch einen Gang zurückgeschaltet, während alles klasse harmonisch und melodisch bleibt. Nach dem sphärischen "Fly Away" (mit kurzem Schlagzeugsolo) folgen die bereits erwähnten, locker flockigen "For The Better" und "Two Dots Of Luck" und beschließen die erste Hälfte des Albums.
Speziell "For The Better" stellt sich als richtig geile Nummer heraus, die von ihrem Rhythmus und der starken Gesangsmelodie profitiert.
Meine persönlichen Favoriten sind zur Zeit "Back On The Ground" und "Before Long", weil ich zum einen schon seit "Together" ein großer Freund von Charlys Gesang war und er zum zweiten hier auch wesentlich besser rüberkommt, als auf den ersten Tracks des aktuellen Longplayers, wo er fast ein bisschen zu konzentriert und nicht wirklich locker klingt.
Was nicht richtig zündet, ist der Refrain des Peter Panka gewidmeten "To A Hero And Friend". Der schreit regelrecht nach mehr Bombast, was man, wenn mein Eindruck korrekt ist, aber ganz bewusst vermeiden wollte. Leider funktioniert er aber, wie er nun in der fertigen Fassung vorliegt, auch nicht so richtig. Das mag mit der guten Handvoll Gästen zusammen hängen, die hier die Background Vocals übernommen haben, oder vielleicht auch, weil er irgendwie einfach ein bisschen zu schwach auf der Brust ausfällt. Zum Abschluss wird der Hörer dann aber umgehend von dem wunderschönen Instrumental "Northern Lights" verwöhnt, das durch starke Melodien und viel Feeling überzeugen kann.
Insgesamt kann man wohl sagen, dass "Traces" deutlich gitarrenlastiger ausgefallen ist, die Keyboards hier ein kleineres Stück vom Kuchen abbekommen haben, selbst wenn dieser Eindruck auch nur durch den Mix entsteht. Aber Unterschiede zur Vergangenheit gibt es natürlich haufenweise. Einmal fällt diese schwere Orgel weg, dann ist auch das Drumming von Panka (schleppend und 'hinter' dem Beat) mit dem von Randow (punktgenau auf der 1 und 3 und insgesamt rockiger) nicht vergleichbar und schließlich ist ein brandneuer Sänger mit an Bord.
Peter Panka's Jane sind mit "Traces" ganz bewusst neue Wege gegangen, was Courage abverlangt und Respekt verdient. Und wenn man sich mit den Songs nach der ersten Überraschung mal offen auseinandersetzt, wird man durchaus auch seine persönlichen Perlen finden. Es klingt anders, als in der Vergangenheit, aber mir gefällt diese Scheibe (mit kleinen Abstrichen) sehr gut und sie wird auch ganz sicher ihre Freunde finden.
Und das Schönste ist ja, dass jede der drei zur Zeit bestehenden Jane-Versionen ihren eigenen Sound und Stil hat. Am stärksten an die Vergangenheit angelehnt ist sicher Werner Nadolny mit seiner Truppe, während Klaus Hess' Mother Jane und die hier besprochene Band um Charly Maucher und Klaus Walz ganz offensichtlich neue Wege gehen. Und für uns Konsumenten und Fans kann das nur gut sein!
Line-up:
Charly Maucher (bass, lead vocals)
Klaus Walz (lead & rhythm guitars)
Arndt Schulz (lead-, rhythm & acoustic guitars, mandolin, lead vocals)
Wolfgang Krantz (keyboard, Hammond, background vocals)
Fritz Randow (drums)
Tracklist
01:Hurricane Approaching
02:Love Me Tomorrow
03:Nature
04:Fly Away
05:For The Better
06:Two Dots Of Luck
07:Back On The Ground
08:Chittagong Blues
09:Before Long
10:Reflections
11:To A Hero And Friend
12:Northern Lights
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