J.B.O. / I Don't Like Metal - I LOVE IT
I Don't Like Metal - I LOVE IT Spielzeit: 48:20
Medium: CD
Label: Megapress/Soulfood, 2009
Stil: Fun Metal

Review vom 10.08.2009


Andrea Groh
2009 - das sind 60 Jahre Bundesrepublik und 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer.
Außerdem wurde vor 20 Jahren in Erlangen das James Blast Orchester gegründet (aus rechtlichen Gründen ist der Bandname heute entweder mit einem »zensiert«-Stempel versehen oder wird nur in der abgekürzten Form verwendet) mit der Absicht, einen rosa Kontrast in die schwarze Welt des Metal zu bringen.
Das Ergebnis wird im Allgemeinen als 'Fun-Metal' bezeichnet, wobei ich dies nicht ganz zutreffend finde, sind doch auch ernste und gesellschaftskritische Aussagen zu finden, nur manches ist wirklich als Blödsinn anzusehen. Viele Songs handeln von der Freude an Rock und Metal, was es in ähnlicher Form bei vielen Bands gibt.
Eine Besonderheit sind die vielen Coverversionen, die sich nicht darauf beschränken, das Original nachzuspielen oder in mehr metallischer Form zu bringen, sondern häufig wird vor allem der Text übersetzt und in einen anderen Kontext gebracht, woraus sich eine abgewandelte Bedeutung ergibt, die dennoch Bezüge zur Vorlage herstellt. Dies machen J.B.O. inhaltlich clever, dabei musikalisch erstaunlich versiert und vielseitig.
Dafür werden sie von ihren Fans geschätzt und haben sogar für Metal verhältnismäßig viel Erfolg. Einige ihrer Alben ("Explizite Lyrik" - 1995, "laut!" - 1997, "Meister der Musik" - 1998, "Sex Sex Sex" - 2000, "Rosa Armee Fraktion" - 2002, "United States Of Blöedsinn" - 2004 und "Head Bang Boing" - 2007) oder Singles (zu viele, um sie hier alle aufzuzählen) waren in den deutschen Charts zu finden.
Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch nach 20 Jahren auf der aktuellen Veröffentlichung "I Don't Like Metal - I LOVE IT" nicht von dem bewährten Konzept abweichen, es sind sogar wieder mehr Coverversionen dabei als auf den Vorgängern. Gleich beim Opener und Titellied "I Don't Like Metal" handelt es sich um eine solche, nämlich "Dreadlock Holiday" von 10CC, welches im Original verkündete: »I Don't Like Reggae - I love it«. Die Umsetzung ist gut gelungen und macht echt Spaß, musikalisch wie textlich (Bekenntnisse Metal zu lieben, egal ob Beamter oder Oma). Das danach folgende "M.E.T.A.L." ("D.I.S.C.O." von Ottawan) setzt das Thema fort, ist allerdings nicht so überzeugend.
"Hitler hatte keinen Sex" ist eine Eigenkomposition, zu der die Band durch eine Dokumentation inspiriert wurde. Diesen Inhalt aufzugreifen und auf recht bösartige Weise darzustellen, erscheint recht mutig und dürfte in manchen Kreisen nicht gerade auf Begeisterung stoßen. Hoffen wir mal, dass sich J.B.O. damit keine Schwierigkeiten einhandeln.
"Angie" ist unserer Bundeskanzlerin gewidmet und kein Stones-Cover, sondern eine großartige Umsetzung von Falcos "Jeanny" (das damals schon ein interessantes und starkes Lied war). Daher ist es auf der Singleauskopplung als "Angie - Quit Living On Dreams" gelistet. Faszinierend, wie wenig vom Originaltext geändert wurde und wie passend es doch ist.
"Das Eine" erklärt uns, was Frauen wollen, tja, mich überzeugt weder die Antwort noch der Song wirklich. "Geh mer halt zu Slayer": Zur Melodie von "Vamos A La Playa" (Righeira) erfahren wir, dies ist eine bessere Entscheidung als irgendwo zu bleiben, wenn es einem dort nicht gefällt. "J.B.-Boy und J.B.-Girl" ist wieder etwas eigenes, was mich aber leider nicht umhaut. "Dio in Rio" (Original "Pogo in Togo"/United Balls) zählt auf, welche Bands wo spielen sollten, damit es witzig klingt - nicht überragend, aber nett geworden. Mit "Der böse Gott" wird es wieder kritischer.
Mit "Der Ossi sucht das Glück" beginnt eine kleine Ost-West-Trilogie zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. Eventuellen Vorwürfen, das Thema sei nicht mehr aktuell, beugen J.B.O gleich im Text mit vor. Hier haben wir ein weiteres Highlight der CD, die Titelmelodie der Zeichentrickserie aus den 70ern "Herr Rossi sucht das Glück" war damals schon ein Ohrwurm. Wer sich dann noch an die herrlich quietsch-bunten Bilder aus dem Vorspann erinnert, amüsiert sich köstlich. Das schreit förmlich nach einem stilistisch ähnlichen Videoclip.
Das danach folgende "Wessie Girl" ("Jessies Girl" von Rick Springfield) ist zwar gut, kann aber das hohe Level nicht halten. Eine Steigerung gibt es beim letzten Teil "Glenn Leipzig: Mudder" ("Mother" von Danzig), bei dem Gastsänger Vicky Vomit sächseln darf.
"Lieber Fieber"(Fever/Peggy Lee) und "Es muss ein Rock (durch Deutschland gehen)" sind eher wieder Durchschnitt.
Insgesamt betrachtet haben wir eine typische J.B.O.-CD, bei der es echte Hammerstücke gibt und weniger gelungene - wobei die Highlights schon einen Kauf rechtfertigen, vorausgesetzt, man mag den Stil und Humor der Franken. Auffällig ist, dass es dieses Mal recht politisch zugeht, was wohl mit den eingangs erwähnten Jahrestagen zu tun hat.
Line-up:
Hannes 'G. Laber' Holzmann (Gesang, E-Gitarre)
Vito C. (Gesang, E-Gitarre)
Ralph Bach (Bass)
Wolfram Kellner (Schlagzeug)
Tracklist
01:I Don't Like Metal (Dreadlock Holiday/10CC)
02:M.E.T.A.L. (D.I.S.C.O./Ottawan)
03:Angie - Quit Living On Dreams (Jeanny/Falco)
04:Hitler hatte keinen Sex
05:Das Eine
06:Geh mer halt zu Slayer (Vamos A La Playa/Righeira)
07:J.B.-Boy und J.B.-Girl
08:Dio in Rio (Pogo in Togo/United Balls)
09:Der böse Gott
10:Der Ossi sucht das Glück (Herr Rossi sucht das Glück-Titelmelodie)
11:Wessi-Girl (Jessies Girl/Rick Springfield)
12:Glenn Leipzig: Mudder (Mother/Danzig)
13:Lieber Fieber (Fever/Peggy Lee)
14:Es muss ein Rock (durch Deutschland gehen)
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