Jefferson Starship / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeit: 42:45 (CD 1), 62:36 (CD 2), 42:32 (CD 3), 42:09 (CD 4), 42:31 (CD 5)
Medium: CD-Box
Label: Grunt/Sony, 2009 (1974-1979)
Stil: Rock, AOR


Review vom 16.10.2009


Wolfgang Giese
Grunt Records ist ein ehemals von Jefferson Airplane gegründetes und über RCA Records vertriebenes Label. Nun erscheint bei Sony Music ein weitereres Fünferpack. Da haben sich offensichtlich die Lizenzen geändert.
Wie dem auch sei:
Im letzten Jahr erschien in der gleichen Serie, 'Original Album Classics', ein Fünferpack der Vorläufer, Jefferson Airplane, und nun ist das Jefferson Starship an der Reihe.
Im Kern war das noch immer die alte Band, Grace Slick, Paul Kantner und Marty Balin flogen weiter, nur etwas schneller, nun im Raumschiff. So wurde diese Band auch kommerziell erfolgreicher, sprang man nun auch zu einem großen Teil auf den 'Mainstream-Zug' auf.
Da der Name Jefferson Airplane damals, rechtlich gesehen, infolge der 'Besitzverhältnisse', nicht problemlos weiter geführt werden konnte, nachdem sich die Band aufgelöst und sich grundsätzlich mit anderen Musikern neu formiert hatte, kam es dann als Folge zur Umbenennung.
Dragon Fly Die Zeit von 1974 bis 1979 mit den ersten fünf Alben der Band wird hier präsentiert.
"Dragon Fly", das war 1974 ihre erste Veröffentlichung, mit Slick und Kantner als alte Mitstreiter, Balin hatte sich hier zunächst nur als Gast eingefunden, mit dem Titel "Caroline" jedoch eine ganz großartige Ballade eingebracht und mit seinem Gesangsbeitrag ein bekannt dramatisches Element in diese Platte gebracht. Ansonsten ist natürlich der Charterfolg "Ride The Tiger" zu nennen.
War es bei Airplane der den Sound stark prägende Gitarrist
Jorma Kaukonen, so verlieh hier der 'Neue', Craig Chaquico einen neuen Anstrich. Sein Auftritt konnte jedoch nicht verhindern, dass kein bahnbrechendes Album vorgelegt wurde. Vielmehr halte ich es für 'gehobenes Mittelmaß'!
Red Octopus Denn einerseits war die Musik, hauptsächlich durch die bekannten Vokalharmonien, wie wir sie von Jefferson Airplane kannten, ein Aufguss alter Tugenden, und andererseits noch zu uneinheitlich, um von einer Neugeburt zu sprechen.
Bis auf 2-3 Titel geschah nichts Aufregendes, aber die guten Nummern warfen bereits einen Blick in die Zukunft, und die wurde zunächst gut. Denn der Nachfolger, "Red Octopus" (1975), war da schon ein ganz anderes 'Kaliber'! Nicht nur für einige Kritiker seinerzeit, sondern auch für mich war und ist es das Referenzalbum der Gruppe.
Marty Balin war nun wieder an Bord, was sich auch in der Auswahl der Songs niederschlug, immerhin war er zur Hälfte beteiligt, davon schrieb er eines meiner ewigen Lieblingsstücke: "Miracles".
Sogar kommerziell brachte der Titel als Single mit Platz 3 in den US-Charts einen großen Erfolg für die Band! Das Album wurde mit einer Top 1-Platzierung übrigens das erfolgreichste in der Geschichte dieser Formation.
Was aber macht dieses Album nun zu dem, das die chartsorientierten Käufer, die alten Airplane-Fans und auch mehr anspruchsvolle Konsumenten gleichermaßen in den Bann zog?
Denn eigentlich wies die Musik eine ähnliche Uneinheitlichkeit wie der Vorgänger auf. War es hier vielleicht der Hit, der die Massen erst einmal aufmerksam machte auf die Musik? Waren es dann eben die verschiedenen Käuferschichten mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen, die das Album vielleicht allein wegen 'ihrer Songs' kauften?
Eine Erklärung vermag ich auch nicht zu geben, kann daher nur aussagen, dass mir das Album so gut gefällt, weil eben diese Vielfalt herrscht, die musikalisch aus meiner Sicht besser umgesetzt wurde als auf "Dragon Fly" und weil ich froh war, Balin wieder dabei zu haben. Darüber hinaus ist die Musik sehr 'zugänglich', eine eher ruhige Stimmung regiert. So verzeichne ich eine relativ verträumte und angenehm harmonische Atmosphäre, die mir mitunter 'unter die Haut' geht.
Spitfire Für viele ist dann auch der Nachfolger, "Spitfire"(1976), die bessere Wahl. Gut, man kann da in der Tat unterschiedlicher Auffassung sein. Grundsätzlich in gleicher Besetzung eingespielt, waren/sind solche Songs wie "St. Charles" (mein persönlicher Lieblingstitel), "Don't Let it Rain" und "Switchblade" Garanten dafür, dass auf dieser Platte hochwertige und sehr interessante Musik geboten wird. So halten einige Kritiker die Stücke dieses Albums für inspirierter und innovativer.
Alle Bandmitglieder wurden durch ihre Kompositionen mehr beteiligt und ihr Aktionsradius schien erweitert. Mich spricht die Musik zwar auch sehr an, aber die harmonische Geschlossenheit von "Red Octopus" vermag ich einfach nicht mehr durchgehend zu erkennen.
Earth Vielleicht bereits erste Vorzeichen für das dann im Jahre 1978 folgende Album "Earth", wobei sich die Band wahrlich nicht mehr mit Ruhm bekleckerte. Die ersten Auflösungserscheinungen deuteten sich an. Mit "Count On Me" hatte die Platte zwar noch einen richtig guten Song vorzuweisen, doch der Rest schien kraftlos, das Raumschiff verlor offensichtlich an Treibstoff und Energie. Kein schlechtes Album, so ist es sicher nicht, doch vermag die Musik nicht mehr so zu fesseln, wie man es gewohnt war, es fehlen echte Höhepunkte und es plätschert oft so dahin.
Freedom At Point Zero Und so kam dann auch der entscheidende Einschnitt, Slick und Balin verließen die Gruppe, ein Sänger war der Ersatz, Mickey Thomas.
Musikalisch vielleicht etwas besser als "Earth", war es "Freedom At Point Zero" (1979), das die Richtung immer mehr in Richtung Mainstream und AOR (Adult Orientated Rock) lenkte. Das heißt, alte Freunde verabschiedeten sich, neue Freunde erschienen. Freunde von Bands wie Foreigner oder Journey etwa. Von letztgenannter Formation kam als Neuzugang dann auch der Schlagzeuger Aynsley Dunbar hinzu.
Der Weg für Starship wurde nun offensichtlich angelegt. Mit "Jane" warf das Album einen ansehnlichen und erfolgreichen Hit ab, doch die alte Magie schien dahin.
Man muss den Sound insofern unter einem anderen Aspekt betrachten: Nicht was man von den Mitgliedern der Band in der Vergangenheit gewohnt war, sondern unter dem Aspekt einer von dem großen Namen losgelösten Band und deren Musik.
Und die war/ist ja nun gar nicht so schlecht, und der relative gute kommerzielle Erfolg gab dieser Formation letztlich auch Recht! Aber - die Richtung ging nun eindeutig in den Bereich, der in den Staaten gemeinhin als 'Arena Rock' bezeichnet wird.
Aber das ist dann auch schon ein weiteres Kapitel.
Line-up:

Dragonfly:
Grace Slick (vocals, piano - #3)
Paul Kantner (vocals, rhythm guitar)
John Barbata (drums, percussion)
Craig Chaquico (lead guitar)
Papa John Creach (electric violin)
Pete Sears (bass, außer - # 2, piano - #2, 4, 7, 8, harpsichord - #4, organ - #8)
David Freiberg (vocals, keyboards - #1, 3, 4, piano - # 5, 6, organ - #7, bass - #2)
Marty Balin (lead vocals - #4)

Red Octopus:
Grace Slick (vocals, piano - #4)
Paul Kantner (vocals, rhythm guitar)
Marty Balin (vocals)
John Barbata (drums, percussion, vocals)
Craig Chaquico (lead guitar, vocals)
Papa John Creach (electric violin)
Pete Sears (bass - #1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, electric piano - #2, keyboards - #3, 5, piano - #6, 8, 9, 10, organ - #6, 8, 9, clavinet - #6, ARP 0 #9, vocals)
David Freiberg (vocals, bass - #3, 6, 9, organ - #2, 8, ARP - #4, 10, keyboards - #7)
Bobbye Hall (percussion, congas)
Irv Cox (saxophone)

Spitfire:
Grace Slick (vocals, piano - #5, 7)
Marty Balin (vocals)
Paul Kantner (vocals, rhythm guitar)
John Barbata (drums, percussion, lead vocals - #9, vocals)
Craig Chaquico (lead guitar, vocals)
David Freiberg (vocals, bass - #7, 8, keyboards - #1-6, 9, ARP - #5)
Pete Sears (bass, außer - #7, 8, piano - #2, 5, mellotron - #3, keyboards - #4, 9, organ - #5, 7, Moog - #5, 7)
Bobbye Hall (percussion, congas)
Dave Roberts (string and horn arrangements)
Steven Schuster (saxophone - #5)

Earth:
Grace Slick (vocals, piano - #7)
Paul Kantner (rhythm guitar, vocals)
Marty Balin (vocals)
Pete Sears (bass - #5, 8, 9, electric piano - #1, organ - #1-4, 6, 7, Moog - #1, 5, 9, synthesizer - #1, piano - #2-4, 6, 7, celeste - #2, clavinet - #4, 6)
Craig Chaquico (lead guitar, rhythm guitar - #1, 4, 5, 7, vocals)
John Barbata (electric drums, drums, congas, percussion, vocals)
David Freiberg (vocals, bass, außer - #5, 8, 9, organ - # 5,8,9)
Gene Page (strings, horns)
Jesse Barish (background vocals)

Freedom At Point Zero: Paul Kantner (vocals, rhythm guitar, keyboards - #3)
Pete Sears (bass - #3, 4, 5, 7, 9, keyboards - #1, 2, 4, 6, organ - #9, electric rhythm guitar - #9, vocals - #9
David Freiberg (vocals, bass - #1, 2, 4, 6, 9, keyboards - #3, 5, 7, 9)
Mickey Thomas (vocals)
Aynsley Dunbar (drums, percussion)
Craig Chaquico (lead guitar, rhythm guitar)
Steven Schuster (horns)
Tower Of Power (horns - #1)
Tracklist
CD 1 (Dragon Fly):
01:Ride The Tiger
02:That's For Sure
03:Be Young You
04:Caroline
05:Devils Den
06:Come To Life
07:All Fly Away
08:Hyperdrive
CD 2 (Red Octopus):
01:Fast Buck Freddie
02:Miracles
03:Git Fiddler
04:Al Garimasu (There Is Love)
05:Sweeter Than Honey
06:Play On Love
07:Tumblin'
08:I Want To See Another World
09:Sandalphon
10:There Will Be Love

Bonustracks:
11:Miracles (Single version)
12:Band Introduction (Live, November 7, 1975 at Winterland)
13:Fast Buck Freddie (Live November 7, 1975 at Winterland)
14:There Will Be Love (Live November 7, 1975 at Winterland)
15:You're Driving Me Crazy (Live November 7, 1975 at Winterland)
CD 3 (Spitfire):
01:Cruisin'
02:Dance With The Dragon
03:Hot Water
04:St. Charles
05:Song For The Sun: Ozymandias / Don't Let It Rain
06:With Your Love
07:Switchblade
08:Big City
09:Love Lovely Love
CD 4 (Earth):
01:Love Too Good
02:Count On Me
03:Take Your Time
04:Crazy Feelin'
05:Skateboard
06:Fire
07:Show Yourself
08:Runaway
09:All Nite Long
CD 5 (Freedom At Point Zero):
01:Jane
02:Lightning Rose
03:Things To Come
04:Awakening
05:Girl With The Hungry Eyes
06:Just The Same
07:Rock Music
08:Fading Lady Light
09:Freedom At Point Zero
 
Externe Links: