Jerzee And Band / It's Me
It's Me Spielzeit: 43:02
Medium: CD
Label: UAM/Rockwerk Records, 2007
Stil: Pop Rock

Review vom 26.02.2008


Daniel Daus
Dies ist für mich persönlich ein recht schwieriger Review. Es gibt über die Debüt-CD von Jerzee und ihrer Band einiges an positiven Dingen zu berichten, zum anderen gibt es aber auch einen gravierenden Kritikpunkt, der allerdings, wenn auch einer subjektiven Meinung entspringend, um so schwerer ins Gewicht fällt, da er sich naturgemäß wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk zieht: Der Gesang!
Aber fangen wir von vorne an. Der Blick auf's Cover und ins Booklet offeriert zunächst mal eine junge hübsche, platinblonde, langbeinig jeansbekleidete Dame (vergessen wir mal den unsäglichen Stecker zwischen Kinn und Unterlippe, den ich leider Gottes überhaupt nicht modisch finde und mit dem ich eher immer gewisse Typen, die sich in der Zweitvertretung eines deutschen Fernsehverblödungskanals zur Schau stellen, assoziiere...) mit einer lässig im Anschlag getragenen E-Gitarre. Sie könnte rein optisch fast als pfiffiges Töchterchen eines gewissen Bruce Springsteens durchgehen.
Apropos Bruce Springsteen: Der aus New Jersey stammende Rockstar wird in den Liner-Notes als Jerzees tägliche Inspirationsquelle angepriesen und auch ihr Künstlername weist ja auf einen eventuellen Bezug zum amerikanischen Bundesstaat, aus dem bekannter Weise nicht die schlechtesten Musiker stammen, mehr als deutlich hin. Soweit so gut, eigentlich nicht die ungünstigsten Voraussetzungen, man ist ja heutzutage schon froh, dass sich junge Menschen überhaupt noch für Rockmusik mit einem gewissen Anspruch interessieren.
Auch die professionelle Vermarktungsstrategie (inkl. eines Klamottenvertrags mit einem Streetware-/Outdoor-Ausrüster), das Arbeiten mit einer Gesangstrainerin und diverse Auszeichnungen auf nationaler Ebene, lässt auf einen ernstgemeinten Versuch hindeuten, dauerhaft im Pop-/Rockbusiness erfolgreich bestehen zu wollen.
Nun genug der ausschweifenden Worte, kommen wir zum musikalischen Inhalt. Die CD beinhaltet zwölf Stücke (inkl. eines Hidden-Tracks), die alle wunderschön von durchgehend stark agierenden Musikern instrumentiert sind, wobei mit Tobias Galitzien ein überragender Pianist seinen Stempel aufdrückt und mich fast schon an einen deutschen Bruce Hornsby erinnert. Die Stücke bewegen sich alle im modern produzierten melodischen Popbereich und werden hin und wieder mit dezentem Rock- ("It Doesn't Matter" - überragender Titel mit klasse E-Solo) und Countryelementen ("So In Love" - humorvoller Schwofer mit Banjo- und Harmonikabestückung) aufgewertet. Hier beweist Jerzee ein außergewöhnliches Talent als Songwriterin, schließlich stammen alle Tracks aus ihrer Feder, lediglich bei drei Liedern wurde sie textlich unterstützt. Hut ab, das passt.
Kommen wir zu meinem Problem, das leider nicht ausgeklammert werden kann: Der Gesang! Von den ersten Zeilen des Openers "It's Alright" an bis zum finalen "Thank You" kommt einem ein dünn gesungenes Schulenglisch mit nicht zu verheimlichendem (ost-) deutschem Akzent ins Ohr geflattert, das in höheren Tonlagen besonders anstrengend wird. Darüber bin ich angesichts einer Zusammenarbeit mit einem Gesangscoach doch arg verwundert. Das Ganze gipfelt in einem Lied namens "Come On In", bei dem sich gegen Ende ein noch nervtötenderer Chor dazugesellt und mit Jerzee um die Wette krakelt. So erhalten sämtliche Songs über weite Strecken anstatt der gut gemeinten amerikanischen Note, ein eher unterschwelliges Berliner Underground-Flair mit einem Hauch Britpop, was ich persönlich als recht schade empfinde. Da ist der Weg nach New Jersey dann doch noch ein ganz weiter. Die gleiche Platte von einer Melissa Etheridge besungen, wäre ganz sicher ein Knaller, auch wenn der Vergleich mit solch einer Größe in diesem Stadium einer jungen Künstlerin schon bald als unfair zu betrachten ist.
Fazit: Jerzee und ihre Band haben eigentlich fast alles richtig gemacht, was man für einen erfolgsversprechenden Einstieg ins Pop-/Rockbusiness unternehmen kann. Lediglich Jerzees Stimmchen und ihr vokales Ausdrucksvermögen ist mit dem subjektiven Geschmack des Rezensenten leider nicht in Einklang zu bringen. Zu ihrer Ehrenrettung muss aber erwähnt werden, dass vor allem die junge Klientel, die Sache aller Voraussicht nach völlig anders sehen und Ihren Spaß mit dem Album haben wird. In diesem Sinne also trotzdem 'toi-toi-toi' von meiner Seite!
Tracklist
01:It's Alright
02:So Sorry
03:I'm Still Waiting
04:It's Me
05:Always
06:Leave Behind
07:Come On In
08:So In Love
09:Tears In The Sun
10:It Doesn't Matter
11:What You Are Here For
Externe Links: