Jess And The Ancient Ones / Same
Same Spielzeit: 53:16
Medium: CD
Label: Svart/Cargo Records, 2012
Stil: Occult Rock

Review vom 28.07.2012


Steve Braun
Für RockTimes recherchieren erweitert den Horizont. Aha, 'Occult Rock' gibt's also auch? Vertonter Satanismus à la The Devil's Blood und Blood Ceremony, in deren direkter Nachfolge - wie es im Kollegenkreis heißt - Jess And The Ancient Ones stehen sollen? Fehlt nur noch, dass sich Liebhaber von Fußbekleidungen aus feucht-warmem Milieu musikalisch verwirklichen wollen - Käsesockenrock, auch nicht schlecht!! Aber Scherz beiseite, wir sind schließlich bei der Arbeit...
Jess And The Ancient Ones, ein finnisches Septett, bewegt sich mit ihrem Debütalbum ziemlich eindeutig in okkultistischen Zirkeln, die mir persönlich fast genauso suspekt sind, wie esoterische Bäume-Umarmer-Vereinigungen. Hab halt in so ziemlich allen Lebenslagen meine Probleme mit dem lieben 'Glauben'. Egal - das steht hier ebenfalls nicht zur Debatte...
Musikalisch ist das, was Jess And The Ancient Ones (im folgenden nur noch JATAO genannt) hier präsentieren, knietief in den siebziger Jahren verwurzelt. Die dreiteilige Gitarrenwand steht wie eine Macht. Gelegentlich lösen sich daraus brillante Twin-Läufe, die unverhohlen auf Wishbone Ash verweisen. Einige Songs verfügen über spannende Strukturen, die sich dann in überaus gelungene Refrains lösen. Jess' Stimme hat ein kraftvolles Potenzial, das die junge Dame allerdings noch nicht annähernd ausgeschöpft hat. Manche Melodie fließt (noch) etwas zu gleichförmig dahin.
Die durchweg düstere Inhalte transportierenden Texte kann man nur als gelungene Lyrik bezeichnen. Satanismus - warum eigentlich nicht? Ich hab schon sehr viel idiotischeren Quatsch vertont serviert bekommen.
Ausgerechnet die beiden ersten Songs fallen für meinen Geschmack deutlich vom Rest ab. "Prayer For Death And Fire" rockt, viel zu eindimensional, ausschließlich nach vorne ab. Auch "Twilight Witchcraft" ist eindeutig zu lang - hier hätte man kompakter arrangieren sollen. Ein wahrer 'Gigant' ist dagegen "Sulfur Giant", das sich nach balladesker Einleitung in einen teuflisch guten Höllenritt mit grandiosem Refrain steigert. Nach einem stimmungsmäßigen Bruch wird ziemlich genau in der Mitte ein neuer Spannungsbogen aufgebaut, der in einer explosiven Eruption mündet.
Ein weiteres Highlight stellt "Ghost Riders" dar, dessen treibende Twin-Läufe zwar reichlich frech bei Wishbone Ash abgekupfert scheinen, aber der Song verfügt über zündende Ideen und ein astreines Arrangement. Selbst 'Erzvater' Abraham an der Hammond scheint hier mit dem Pferdefüßigen im engen Bunde...
Völlig aus dem Rahmen fällt "The Devil In G-Minor", das ziemlich cool auf Pianobasis daher 'shuffelt'. Hier zeigt Jess vielleicht ihre gesanglich beste Leistung - das tolle Pianosolo darf nicht unerwähnt bleiben. Der zweite Longtrack, "Come Crimson Death" ist - wie "Sulfur..." - ein gigantisches Monument, noch wesentlich atmosphärischer als der letztgenannte aufgebaut.
Selten hat es mehr Sinn gemacht, irgendwelche im Vorfeld der Rezension aufgebaute Vorurteile rasch über Bord zu werfen. JATAO ist - allem Spott zu Beginn - ein überzeugendes Debüt gelungen! Kleinere Schwächen sollten abstellbar sein - die Finnen werden fraglos ihren Weg machen...
Line-up:
Jess (vocals)
Thomas Corpse (lead guitar)
Thomas Fiend (lead guitar & backing vocals)
Von Stroh (rhythm guitar)
Abraham (keyboards)
Fast Jake (bass)
Yussuf (drums & percussion)
Tracklist
01:Prayer For Death And Fire (6:00)
02:Twilight Witchcraft (5:52)
03:Sulfur Giants (12:02)
04:Ghost Rider (7:14)
05:13th Breath Of The Zodiac (5:53)
06:Devil (4:02)
07:Come Crimson Death (11:43)
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