Jethro Tull / Live At Montreux 2003
Live At Montreux 2003 Spielzeit: CD 1: 50:50, CD 2: 56:55
Medium: Do-CD
Label: Eagle Rock Entertainment, 2007
Stil: Rock

Review vom 18.08.2007


Jürgen Bauerochse
In diesem Jahr kann eine der innovativsten und erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte ihr vierzigjähriges Bestehen feiern. Jethro Tull revolutionierten die Rockmusik und führten die Querflöte als Instrument in dieses Genre ein.
Dadurch entstand eine völlig neue Stilart, die anfänglich noch auf Bluesrhythmen basierte, später aber immer mehr in die Bereiche von Folk, Klassik und Progressive abdriftete. In Verbindung mit harten rockigen Tönen schufen die Mannen um Mastermind Ian Anderson so ihre ganz eigene Musik, die sie von allen anderen Bands unterschied.
Von Anfang an bestand Jethro Tull aus Musikern, die allesamt über ein überdurchschnittliches Können an ihren Instrumenten verfügten. Und das änderte sich auch bei allen personellen Umbesetzungen nicht, die im Laufe der Zeit anstanden.
Die einzige Konstante im Line-up ist neben dem 'Macher' Ian Anderson noch Gitarrist Martin Barre, der im Jahr 1969 Mick Abrahams ablöste und seitdem für die sechs Saiten bei Jethro Tull zuständig ist.
Die Band produzierte zahllose Alben, von denen sich einige als wahre Meisterwerke und Meilensteine der Rockmusik etablierten. Immer wieder erschienen auch Live-Aufnahmen, die die Entwicklung von Jethro Tull im Laufe der Jahre auf der Bühne dokumentierten. Auch hier legte Anderson gesteigerten Wert auf die Tonqualität. Alle regulären Mitschnitte der Gruppe gehören klangtechnisch zum Besten, was in der Rockmusik auf dem Markt ist.
So auch dieses Album. Aufgenommen im Jahr 2003 im schweizerischen Montreux. Hier war Jethro Tull schon mehrmals zu Gast gewesen und konnte die Eidgenossen jedes Mal aufs Neue begeistern.
Und so auch hier. Schon beim Opener, dem Bluessong "Some Day The Sun Won't Shine For You" vom aller ersten Album "This Was", wird die Band begeistert abgefeiert. "Life Is A Long Song" und "Bouree" schließen sich an. Dabei greift Anderson zum ersten Mal zur Flöte, was natürlich auch gleich wieder zu spontanen Ovationen führt. Auch 'Jethro Tull 2003' überzeugen durch tadelloses Zusammenspiel. Die Songs wirken allesamt absolut zeitlos und haben keinerlei Staub angesetzt. Ebenso Ian Anderson selbst, der stimmlich voll auf der Höhe scheint.
Wunderschön ergänzen sich Querflöte und Gitarre und werden zu einer perfekten Einheit. Da macht sich die jahrelange Zusammenarbeit des Gespanns Anderson/Barre natürlich bezahlt.
Bei der Songauswahl befinden sich auf CD 1 ein paar eher selten gespielte Titel. Dabei steht bei manchen Stücken die Akustik-Gitarre im Vordergrund ("With You There To Help Me" und "Pavane").
Rockiger wird es dann bei "Hunting Girl" vom Album "Songs From The Wood". Hier brettert die Band ganz schön heftig los, bevor "Eurology" den Adrenalin-Spiegel wieder sinken lässt. "Dot Com" vom gleichnamigen Album, das eigentlich zu den wenig beachteten Werken von Jethro Tull gehört, spricht mich in dieser Version durchaus an. Diesen Song hatte ich schon gar nicht mehr gespeichert, wenn es um die Musik der Tull ging. Schön, das Teil mal wieder zu hören. Der erste Part des Konzertes endet mit dem genialen "Fat Man" vom Album "Stand Up" aus dem Jahr 1969.
CD 2 nimmt dann richtig Fahrt auf. Kein Wunder, denn jetzt folgt so eine Art 'Greatest Hits'-Collection. "Living In The Past", "Nothing Is Easy", "Aqualung" und natürlich das unvermeidliche "Locomotive Breath" lassen das Publikum ausrasten. Doch diese Titel gehören längst zum Standard-Programm von Jethro Tull und sind somit auch schon zigmal mitgeschnitten worden. Aber natürlich wäre auch ich enttäuscht, wenn diese Überflieger nicht auf einem Konzert zu hören wären. Sie gehören einfach dazu!
Somit ist für mich "Budapest" vom 87er-Album "Crest Of A Knave" der Höhepunkt dieses Mitschnitts. Mit der über 11 Minuten langen Version hat der Song wohl "Thick As A Brick" abgelöst, der in früheren Zeiten sehr oft das Highlight der Auftritte von Jethro Tull war.
Vervollständigt wird der zweite Teil von "Beside Myself", "My God" und dem folkigen "New Jig", das mich in manchen Passagen an "Jig A Jig" von East Of Eden erinnert.
"Live At Montreux 2003" ist ein weiterer hervorragender Mitschnitt vom bekanntesten Veranstaltungsort der Schweiz. Noch dazu ist hier eine der besten Bands am Werk, die die Rockmusik je hervorgebracht hat.
Line-up:
Ian Anderson (vocals, flute, guitar)
Martin Barre (guitar)
Andrew Giddings (keyboards)
Jonathan Noyce (bass)
Doane Perry (drums)
Masha (vocals)
Tracklist
CD 1:
01:Some Day The Sun Won't Shine For You
02:Life is A Long Song
03:Bouree
04:With You There To Help Me
05:Pavane
06:Empty Café
07:Hunting Girl
08:Eurology
09:Dot Com
10:God Rest Ye Merry Gentlemen
11:Fat Man
CD 2:
01:Living In The Past
02:Nothing Is Easy
03:Beside Myself
04:My God
05:Budapest
06:New Jig
07:Aqualung
08:Locomotive Breath
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