Jimmy Gee / 20.04.2013, JWD, Berlin
Live
Jimmy Gee
JWD Berlin
20. April 2013
Konzertbericht
Stil: Classic Rock


Artikel vom 28.04.2013


Mike Kempf

Fotos: Michael Nürnberg
Jimmy G Der Termin des folgenden Konzertberichts war längst überfällig. Überfällig deshalb, weil ich Jimmy Gee schon ein Weilchen kenne, ihn bei zahlreichen Proben in seinem Studio besuchte, schon bei Liveauftritten dabei war und bei einigen gemeinsamen Waldläufen seine musikalische Philosophie erklärt bekommen habe. Da Jimmy, ich und auch der Rest der Band fast den gleichen Humor besitzen, nahm ich sein Angebot, vorab den Backstagebereich aufzusuchen, um mit meiner Kamera ein paar Impressionen einzufangen, dankend an. Dabei erfuhr ich die tatkräftige Unterstützung vom Fotografen Michael Nürnberg, der nebenbei für die Konzertfotos verantwortlich zeichnet.
Tom Zips Nach dem Einfangen einiger witziger Episoden in der Vorbereitungsphase und dem anschließenden Soundcheck wurden die Tore des Spandauer Rock-Clubs JWD am Rande von Berlin geöffnet. So wie ich es erwartete, füllte sich der Innenraum relativ schnell und es war bald an der Zeit, sich einen Frontplatz zu sichern. Bevor Jimmys zweites veröffentlichtes Album "Rock Your Town" an dieser abendlichen Release-Party im Mittelpunkt stehen sollte, war es Nachwuchstalent Tom Zips vorbehalten, mit vier Solo-Songs die Anwesenden auf Betriebstemperatur zu bringen. Mit seinem ansprechenden Gesang und dazugehörigem soften Geklampfe unterstrich er eindrucksvoll seine musikalischen Ambitionen.
Jimmy G Pünktlich um 22:00 Uhr war es dann soweit: Bassist Ingo Siara, Drummer Zeus X.Machina und Rhythmusexperte sowie Zweitstimme Eda Schilling nahmen auf der Bühne ihre Positionen ein, stimmten kurz ihre Instrumente um ihren 'Boss' zu empfangen. Und dann kam er, schlenderte Bandgründer und Gitarrenchampion Jimmy die Treppe herunter, um Sekunden später mit "Arabian Girl" nicht nur den Gig zu eröffnen, sondern gleich eine grandiose Duftmarke seiner fantastischen Songarchitektur zu setzen. Dieses leicht orientalisch angehauchte Teil ließ mich gleich wie in Trance meine Handpocket zücken, um den Song für die Nachwelt aufzunehmen. Mein Adrenalinspiegel stieg fortan unaufhaltsam nach oben und selbst mein Nachbar und Kumpel Micha musste dieselben Empfindungen verspürt haben, denn wie sollte es sich erklären, dass er sich fast im Sekundentakt in allen erdenklichen Positionen, selbst auf dem Boden räkelte, um zahlreiche Fotos einzufangen? Immer auf der Jagd, DAS Bild des Konzerts zu ergattern.
Jimmy G Die Band bewegte sich überwiegend im Classic Rock-Segment, wobei sie dieses Genre, wie z. B. bei "Life Without Love" mit viel Metal oder bei der finalen Zugabe "You Make Me Feel Blue" mit reichlich Blues Rock-Anteilen garnierte. Bandleader Jimmy stand klar im Fokus des Geschehens, war aber immer darauf bedacht, seine Band in den zwischensonglichen Dialogen mit einzubeziehen. Dabei fand er stets lobende Worte für seine musikalischen Begleiter und stellte immer wieder die Wichtigkeit seiner Band dar. Auch sonst ließ er nie den Alleinunterhalter heraushängen, sorgte bei "I Would Die For Your Love" mit der Einbindung vom vierzehnjährigen Andreas Huwe, Sohn des ehemaligen Drummers Schnuff, der die Band am Keyboard rhythmisch unterstütze, ebenso für ein positives Show-Element, wie er später bei "Enjoy Your Life" 'Anpeitscher' Tom Zips auf die Bühne holte, der die Band auf seiner Akustikgitarre begleiten durfte.
Jimmy G Mit "Hundred Million Tears" offenbarte Jimmy an diesem Abend ein einziges Mal als Solist einen Song, eine Ballade, die er am Piano und am Gesangsmikro so gut in Szene setzte, dass selbst ich, als bekennender AC/DC-Spezi, weiche Knie bekam. Diese stabilisierten sich spätestens bei den Zugaben, als die Band ihre Coverversion von "T N T" und zum Schluss mit "You Make Me Feel Blue" ein reines Blues Rock-Teil präsentierte und vermutlich nicht nur ich voll auf meine Kosten kam.
Welche Eindrücke bleiben zusammenfassend von diesem Konzert hängen? Jimmy & Co. hauten, rein musikalisch betrachtet, so richtig einen raus. Dabei demonstrierte Jimmy, der nur auf 'MGH Custom'-Gitarren die Saiten zupfte, seine außergewöhnlich gut ausgeprägte Fingerfertigkeit. Fast schon sensationell, wie seine Hände beim AC/DC-Klassiker "T N T" in Schallgeschwindigkeit übers Griffbrett flogen, so als ob seine linke Hand ein Rotor wäre, dass selbst ein Angus Young seine helle Freude an dieser Darbietung gehabt hätte. Es waren auch des Jimmy G Gitarrenhexers Solo-Attacken, die dem Deep Purple-Oldie "Smoke On The Water" genau die Würze verlieh, um nicht gänzlich 1:1-kopiert zu wirken. Im Gegenteil, zumindest die Purple-Interpretation gefiel mir besser als das Original. 'Hau-Drauf-Experte' Zeus X.Machina trieb seine Vorderleute unermüdlich mit schlagstarken Salven nach vorne und ergänzte sich prima mit Ingo Siara, der für mich zu Deutschlands besten Bassspielern gehört. Er, im Verbund mit dem Hauptprotagonisten, war alleine das Eintrittsgeld wert, sie sorgten nicht nur mit ihren witzigen Dialogen für tolle Showelemente, sondern zeigten im perfekten Zusammenspiel ihre von internationalem Format geprägte Spitzenqualität!
Doch auch der introvertiert wirkende Tastenmann und Rhythmusklampfer Eda wusste ebenfalls bestens zu punkten, vor allem wenn er sich als Sänger in den Vordergrund stellen konnte, so wie bei "I Would Die For Your Love", dessen Sond dem anwesenden Geburtstagskind Mary gewidmet wurde. Um dem Ganzen ein i-Tüpfelchen aufzusetzen, mangelte es nur an optimaler Klangqualität. Leider ging die Leadgitarre zu oft unter und konnte sich nur selten gegen die anderen Instrumente behaupten, ebenso Jimmys Textvorträge, die, warum auch immer, sich nicht so widerspiegelten, wie er imstande ist zu singen. Im Prinzip war es nicht so tragisch, denn die meisten Zeitzeugen des Konzerts waren Jimmy G Stammgäste, die sonst nur Amateurbands gewohnt sind und mit dem Dargebotenen schlichtweg überfordert schienen. Ständiges Dazwischengepolter in Form von »Ingo ich will ein Kind von dir« (und das fast nach jedem Song!) oder »Jimmy, du geile Sau « empfand ich ziemlich störend. Die, die mit geschulten Sinnesorganen dabei waren, wussten, dass an diesem Abend ein Stück Rockgeschichte geschrieben wurde. So eine Kracher-Band gibt sich nur alle Jubeljahre die Ehre, um in solch einem 'Provinz-Club' zu spielen. Deshalb rate ich der Band die 'JWD'-Akte endgültig zu schließen, stattdessen die bekannteren, größeren Hallen anzugreifen. Ich bin mir sicher, dann werden Jimmy Gee und Band genau die Anerkennung ernten, die sie verdienen.
Line-up:
Jimmy Gee (vocals, guitar)
Eda Schilling (guitar, keyboard, piano, vocals)
Ingo Siara (bass, vocals)
Zeus X.Machina (drums)
Andreas Huwe (keyboard - #7)
Tom Zips (acoustic guitar - #10)
Setlist
01:Arabian Girl
02:I'm Bad
03:My Toy
04:Live Without Love
05:Rock'n'Roll Will Never Die
06:I Can't Stop My Love
07:I Would Die For Your Love
08:Rock You Town
09:Groupie Girl
10:Enjoy Your Life
11:Colder Than Ica (Drumsolo)
12:Honky Tonk Woman
13:Hundred Million Tears
14:She's Got The Money
15:The Voices Calling Me
16:Smoke On The Water
17:Heart Attack
18:T N T
19:You Make Me Feel Blue
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