Jimmy G. / Rock'n'Roll Will Never Die
Rock'n'Roll Will Never Die Spielzeit: 71:02
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Hard Rock


Review vom 29.01.2012


Mike Kempf
Muss man, kann man, darf man als Redakteur das Debüt-Album seines Freundes rezensieren? Um mir gleich selbst die Antwort zu geben: Man muss nicht, aber man kann und darf. Denn anders als bei Platten von mir nicht nahestehenden Musikern, die auf meinem Schreibtisch segeln, wird mein Seziermesser hier besonders geschärft, um "Rock'n'Roll Will Never Die" in alle Einzelteile zu zerlegen. Soll heißen, nachfolgend werde ich extrem kritisch mit dem mir vorliegenden Werk umgehen.
Siebzehn Songs plus ein Hiddentrack in fast einundsiebzig Minuten hat das Multitasking-Talent auf seinem neuesten Album verewigt. Dafür gibt es von mir schon mal ein 'Sehr gut'. Wer nun denkt, dass er bei der Masse an Liedern auf Quantität statt auf Qualität setzt, den kann ich gleich beruhigen. Die Platte besticht von A-Z mit absoluter Spitzenklasse!
Für die Gestaltung des Covers hat er den Potsdamer Designer und Fotografen André Gehrmann beauftragt. Dieser hat mit einer erstklassigen Schlichtheit, nach dem Motto: wenig ist mehr, ein Bild kreiert, das ich wegen seiner Geradlinigkeit ebenfalls mit einem 'Sehr gut' bewerte. Außerdem passt das Cover charakterlich ziemlich trefflich auf den Musiker, der auf der Rückseite etliche Mahagoni-Holzspäne im Mund hat, die er anscheinend Sekunden vorher aus dem Korpus seiner siebensaitigen MGH-Klampfe gebissen hat. Denn genau mit so einer 'Verbissenheit' produzierte er seine Tracks, bis er diese zu seiner 100%-igen Zufriedenheit eingespielt hatte.
Die Tonkonserve wird mit dem einminütigen Intro "Rising" eröffnet, bevor es mit "Destiny" erst so richtig los geht. Wobei sich hier Tastenspezi Eda für meinen Geschmack die meisten Lorbeeren einheimst, denn sein Keyboard schiebt das Teil unermüdlich nach vorn, ergänzt sich hervorragend mit den anderen Instrumentalisten, sprich Ol-Lee (Bass) und Jimmy (Gitarre), und ist letztlich das tragende Element vom zweiten Song des Silberlings. Bei "Dancing In The Rain" hält sich der Hauptakteur etwas zurück, denn neben seinen Gitarren-, Keyboard- und Drum-Einlagen, steuert er 'nur' noch den Background-Gesang bei, überlässt Shouter DeeDee die Hauptrolle des Textvortrages und dieser weiß sich glänzend in Szene zu setzen. Übrigens habe ich zu diesem Song eine besondere Beziehung, war ich doch selbst bei der Produktion des Trailers zum Lied mit von der Partie.
Dass der Wahl-Spandauer auch ein richtig guter Frauenversteher ist, unterstreicht er mit "Fly With The Angels", "I Would Die For A Simple Answer" und "Can We Find A Way". Alles Balladen, die voll unter die Haut gehen und sich als hervorragende Medizin eignen, wenn es darum geht eventuelle Streitigkeiten mit seiner Allerliebsten aus dem Weg zu räumen. Neben seinem Gesang, den er in vier Oktaven trällern kann und dadurch für einen perfekten 'Schmalzgesang' sorgt, bestechen seine instrumentalen Spielereien, die nicht nur für einen erstklassigen Klangteppich verantwortlich sind, sondern in der Gesamtheit eben wunderschöne Lieder zelebrieren, die sich bestens zum Träumen eignen. Zwei weitere Balladen haben es mir besonders angetan! Das instrumentale "Symphony Of Broken Hearts", da bekomme ich sogar als AC/DC-Großverehrer butterweiche Knie, ein Song der sich förmlich als Filmmusik anbietet, und nochmals "Fly With The Angels", doch diesmal nur mit einer Akustikgitarre bewaffnet, in einer Unplugged-Version. Klasse! Nur sein Zwerchfell im Verbund mit seiner Klampfe reichen aus, um den Song reichlich Leben einzuhauchen! Irgendwelche Hilfsmittel? Fehlanzeige!
"Give Me Your Force" und "She's Got The Money" sind meine persönlichen Highlights der Tonkonserve! Kurze, schnelle Breaks lassen die Songs sehr kurzweilig erscheinen. Auffällig hier, wie seine Finger z.T. in Schallgeschwindigkeit die Gitarrensaiten streicheln, dadurch viel Eigendynamik entwickeln. Damit dürfte dem Konsumenten den Adrenalinspiegel vermutlich kräftig in die Höhe getrieben werden. Beide Songs lassen sich problemlos ins Hard Rock-Genre einordnen.
Das Album hat er sehr abwechslungsreich entworfen, weshalb es mir sehr schwer fällt, die Platte in eine bestimmte musikalische Nische zu schieben. So hat er z.B. "Join Me", das er komplett allein eingespielt hat, mit etwas Gothic garniert, "Enjoy Your Life" mit leichtem Country gewürzt oder "Destiny" mit ein paar Metalsplittern angereichert. Eine Hörprobe möchte ich unserer Leserschaft noch ans Herz legen: "A New Begin". Das Stück trifft den Nagel voll auf den Kopf, denn für den Gitarrenhexer ist die CD ein Neubeginn, der allerbeste Voraussetzungen hervorruft, um den internationalen Durchbruch zu schaffen. Vielleicht auch ein Grund, warum der ehemalige Malmsteen-Sänger Göran Edman, als Spezial-Gast den Gesangspart übernahm? Ich denke, der Schwede hätte für einen 08/15-Musiker keine einzige Silbe geopfert und betrachte sein Engagement für seinen Berliner Kollegen als anerkennende Wertschätzung!
Fazit: Obwohl ich Jimmy bei zahlreichen Proben als wahren Gitarren-Champion erlebt habe, überrascht es mich, dass er zu keinem Zeitpunkt des Albums, zwar hier und da schon aufblitzend, versucht, sich als Gitarrenhexer aufzuspielen! Absolut dosiert wirkt seine Klampferei, seinen selbst gestrickten Songs perfekt angepasst. Dass alle Lieder, wie eben bereits erwähnt, komplett aus seiner Feder stammen, finde ich genauso bemerkenswert, wie die Tatsache, dass er fast alle instrumentalen Einlagen selbst eingespielt hat. Aber eben nur fast, und das ist gut so! Denn seine musikalischen Mitstreiter, ob Drummer Schnuff, Bassist Ol-Lee, Sänger DeeDee oder Tastenspezi Eda, sie sind alle nicht von Pappe, sind als Einheit eine sehr spielstarke Truppe und können unter der Regie des Ausnahmetalents zu Großem fähig sein. Da 17 + 1 Songs auf einer optimal ausgereizten Silberscheibe der Nachwelt hinterlassen wurden, der Sound perfekt abgemischt aus den Boxen ertönt und ich keinen einzigen Schwachpunkt entdecken kann, ergibt sich für mich, und das hätte ich für niemals möglich gehalten, ein musikalischer 'Tipp' aus meiner Nachbarschaft!
Zum Schluss noch was ganz Aktuelles: Die Verantwortlichen des Jamboree-Event haben ihn bereits fürs diesjährige Festival (19. - 22.07.) verpflichtet. Eine tolle Gelegenheit Jimmy live zu erleben.
Line-up:
Jimmy G. (lead vocals, backing vocals, guitars, keyboard, bass, drums)
OL-Lee (bass - #2,3,4,7,8,15)
Eda (keyboard - #2,4, piano - #6,14, backing vocals - #3,6,7)
DeeDee (lead vocals - #3,15)
Schnuff (drums - #7,12)
Leilah (backing vocals - #5,6)
Mandy (backing vocals - #5,6)
Judith (backing vocals - #5,6)
Chris (backing vocals - #3)
Guest:
Göran Edman (lead vocals - #3)
Tracklist
01:Rising (1:00)
02:Destiny (4:49)
03:A New Beginn (3:17)
04:Dancing In The Rain (3:38)
05:Rockstar (3:03)
06:Fly With The Angels (4:33)
07:Colder Than Ice (3:54)
08:Enjoy Your Life (4:07)
09:Join Me (4:56)
10:Rock'n'Roll Will Never Die (4:22)
11:I Would Die For A Simple Answer (5:19)
12:Give Me Your Force (3:21)
13:I'm Bad (3:01)
14:Symphony Of Broken Hearts (4:32)
15:She's Got The Money (4:18)
16:Can We Find A Way (4:49)
17:Fly With The Angels Unplugged (7:54)
18:Rock'n'Reag (Hidden-Track)
Externe Links: