Jimmy Steeltown / Cut, Cry, Smile
Cut Cry Smile Spielzeit: 52:08
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Blues Rock, Rock

Review vom 13.05.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Ruhrgebiet, Kohlenpott ... Erinnerungen an rauchende Schornsteine, das Büdchen auf der anderen Straßenseite, die Eckkneipe, der Fußballverein, die Bergarbeitersiedlung, der Kumpel. Vieles ist Vergangenheit. Die Region zwischen Duisburg und Dortmund steht allerdings auch für Eisen- und Stahlherstellung. So lässt sich vielleicht der Bandname Jimmy Steeltown erklären, denn die vier Musiker haben ihre Wurzel in der mittlerweile auf anderen wirtschaftlichen Füßen stehenden Region.
Die Geschichte des Ruhrgebiets verdeutlicht die Wandlungen der Zeit. Die Musik, die das Quartett favorisiert ist der Blues/Blues Rock. Ein Genre, das ebenfalls eine lange Historie hat und bei Jimmy Steeltown so frisch präsentiert wird, wie viele attraktiv gestaltete bunte Erholungs-Punkte des Kohlenpotts.
Die schöne Frau auf dem Coverbild hat den Koffer gepackt, ist wohl auf dem Abflug ... 'Cut'. Unter der CD befindet sich ein weiteres Bild der Dame. Allerdings jetzt mit verlaufenem Augen-Make-up und einem sehr sensibel angedeuteten Lächeln um die Mundwinkel ... 'Cry, Smile'. Jimmy Steeltowns "Cut, Cry, Smile" ist die Band pur, so pur, wie es kaum deutlicher sein kann. Alle Songs wurden von der Gruppe geschrieben und arrangiert. Nicht nur bei der Gestaltung des sehr ansprechenden Booklets waren Profis am Werk.
Der Jimmy Steeltown-Blues ist infizierend, kosmopolitisch und begibt sich auch auf Pfade, die in überzeugender Weise zum Beispiel den Funk tangieren oder in balladesken Momenten sehr viel Melodie im Gepäck haben. Wenn der Gitarrist Mikel 'Lightning Boy' Bluni in seiner Danksagung
Jimi Hendrix als Inspiration erwähnt, dann darf man dies als bare Münze nehmen, denn Mikel 'Lightning Boy' Bluni ist definitiv keine Kopie.
Die Ideen des Gitarristen treffen immer ins Ziel, ganz gleich ob mit dem Wah Wah-Pedal, verzerrten Soundeffekten erzeugt oder quasi pur. Seine Fingerfertigkeit kennt kaum Grenzen und er überrascht immer wieder mit einer scharfen Wendung, hinter der sich dem Hörer eine andere Stimmung offenbart. Jens 'Elmore Jay' Skorwider verblüfft ein ums andere Mal mit einer flexiblen Stimme, die den verschiedenen musikalischen Stimmungen eine individuelle Färbung verpasst.
Da muss man nicht erst bis zum vorletzten Track des Albums warten. Das dynamische "Easy Lover" ist so etwas wie der Klappentext des Albums. Das Stück ist die Schnittmenge aus Rock und Ballade. Jimmy Steeltown ist authentisch, serviert in knapp über zweiundfünfzig Minuten handgemachtem 12-Takter, an dem man sich erfreuen kann und phasenweise auch mitsingt.
Zu sagen, dass die Musik ihre Wurzeln im Ruhrgebiet hat, wäre jetzt an den Haaren herbeigezogen. Bei "Walk Away" hat die Formation als Zielort Austin, Texas ins Navigationsgerät eingegeben und man erreicht sein Ziel vor der Tür des Hauses, in dem ehemals Stevie Ray Vaughan wohnte. Im Booklet steht als musikalische Richtung »Grooving Bluesrock« ... bitte schön, ist allerdings nicht nur in "Walk Away" der Fall. Heinz 'T-Duck' Lentzen zupft die dicken Saiten unter Ausnutzung des gesamten Fretboards und David 'Double Trouble' Jung ist der Motor mit zwölf Zylindern.
Bei der Ballade "Falling" holt man nicht nur von der Spielzeit her weit aus. Dieses Lied kann zu einem Jimmy Steeltown-Klassiker werden, zumindest was den ruhigeren Bereich der Platte angeht. Bei dieser Nummer verweilt man gerne noch weitere Male, um das verträumte Stück in vollen Zügen zu genießen. Mikel 'Lightning Boy' Bluni lässt die Gitarren-Blitze ruhen und wird zu einem Zauberer der emotionalen Langsamkeit.
Der Rausschmeißer "Stop" ist dann Jimmy Steeltown-Ruhrpott-Rock'n'Roll, bei dem man Platz zum Tanzen braucht. Die Menge singt kräftig mit, wenn es heißt:
»[...] I don't want to stop in the middle of the waterfall
because you and I are so high, [...]«
Jimmy Steeltown war bereits Support für Tony Spinner beziehungsweise Lord Bishop und gern gesehener Gast bei Festivals wie Extraschicht 2013, Ruhrorter Hafenfest oder Baldeney Open Air. "Cut, Cry, Smile" ... drei Begriffe, die man sich unbedingt merken muss und außerdem sollte man die Tourtermine der Combo unter Beobachtung halten, denn Jimmy Steeltown rockt.
Line-up:
Jens 'Elmore Jay' Skorwider (vocals)
Mikel 'Lightning Boy' Bluni (guitars, backing vocals)
David 'Double Trouble' Jung (drums, percussion)
Heinz 'T-Duck' Lentzen (bass)
Tracklist
01:Two Faces (3:10)
02:I Want You So Bad (3:38)
03:When The Lights (3:38)
04:Falling (5:52)
05:The Loss (4:35)
06:You Say (4:28)
07:Walk Away (3:34)
08:The Lie (4:32)
09:Love May Be Fading (4:49)
10:Speed Of Life (5:25)
11:Easy Lover (4:34)
12:Stop (3:56)
(all songs written by Jimmy Steeltown)
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