John The Conqueror / The Good Life
The Good Life Spielzeit: 38:55
Medium: CD
Label: Alive Naturalsound Records, 2014
Stil: Rock, Blues

Review vom 07.02.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Es gibt Platten, die machen es einem von der ersten Minute an einfach zu gefallen. Dabei hat das amerikanische Trio aus Philadelphia schon mit dem Titel "The Good Life" den Nagel aber so etwas von voll auf den Kopf getroffen. 2010 nahm mit den beiden Cousins Pierre Moore und Michael Gardner alles seinen Anfang.
Aus dem Duo wurde durch den Bassisten Ryan Lynn schnell ein Trio und ebenso schnell fand man nicht nur den Bandnamen John The Conqueror, sondern auch einen eigenen Stil, der sich ganz einfach aus dem zusammensetzt, was die drei Musiker mögen. Im Oktober 2012 war "John The Conqueror" auf dem Markt und nun heißt es "The Good Life".
Wie bei einem Paradiesapfel wird das rockige Obst von einer roten Zuckerglasur aus Blues überzogen. Dabei kann man die Gesamtspielzeit von knapp neununddreißig Minuten schon kritisieren, aber die Scheibe ist mit elf zupackenden Tracks gefüllt. Nur das von Randy Newman geschriebene "Let's Burn Down The Cornfield" stammt nicht aus der eigenen Feder. Auch hier ist es wie fast überall ... auf die musikalische Mischung kommt es an. Die Inhalte der Rezeptur müssen sehr gut aufeinander abgestimmt sein. Erst dann wird aus dem Teig ein schmackhafter Kuchen.
John The Conqueror bedient sich, ohne eine rote Birne zu bekommen, in den Siebzigerjahren. Frech und keck werden die Zutaten in die Schüssel gegeben, der Mixer quirlt mal mehr, mal weniger lange in der Masse und heraus kommen elf Titel, die wie aus einem Guss aus den Lautsprechern tönen. Die vermeintliche Klauerei in den Genres nimmt man dem Trio in keiner Weise übel, denn das, was der Dreier bietet, ist einfach toll.
Die Cousins wuchsen in Mississippi auf und präsentierten hier »Moores Kindheitserinnerungen [...]«, ergänzt mit »neuen Geschichten aus Philadelphia.« Da kommt Soul ins Motorenöl. Wenn die Musiker auf ihrer Facebook-Seite unter anderem Muddy Waters, Howlin' Wolf, oder Leadbelly als Einflüsse angeben, dann halte ich diese Künstler/Bands aus meiner Sicht für weit hergeholt. Aber okay, den Blues hat die nach dem »folkloric slave hero, John The Conqueror [...]« benannte Band schon.
Die Musik kommt aus der Seele und bringt einige heftige, abgehangene Kilos auf die Waage. Mit seiner Gitarre kann Pierre Moore ein ums andere Mal Punkte einbunkern und stimmlich ist er fernab von negativer Kritik. Rhythmisch vielfältig sorgt Michael Gardner stets für den richtigen Drive. Da passt selbst ein Song mit Rock'n'Roll-Kruste und phasenweise lockeren Boogieriffs in eine Nummer. Klar hüpft man gerne aus dem Sessel und schockelt die Gliedmaßen aus.
Füllt man die Badewanne mit balladesken Entspannungselixieren, dann ergänzt man den Sound auch durch Keyboardklänge und dreht genüsslich am Dynamik-Regler. In diesen Momenten hat Pierre Moore einerseits eine Prise Reibeisen auf seinen Stimmbändern verteilt, andererseits wirkt er mit laszivem Charme.
Schade! Bis zu einem Bottleneck-Einsatz muss man (länger) warten. Der letzte Track "She Said" wird dann fast komplett von Metallröhrchen-Sound durchzogen. So hält man bis zum Finale die Spannung hoch. Überhaupt hat man sich erfolgreich über die Abfolge der Nummern in der Tracklist Gedanken gemacht. Dem Randy Newman-Stück verpasst man eine echte Runderneuerung. Gerade hier zeigt sich, was John The Conqueror aus alten Vorlagen macht. So fällt auch das gesamte Rezept aus.
Das Trio macht Eindruck, auf ganz unaufdringliche Art und Weise. Mit seiner Verspieltheit mag man diese Form des Blues (Rock). Bei der gebotenen Qualität darf sich John The Conqueror ruhig schon Gedanken um einen Nachfolger machen und live dürfte man von diesem Dreier auch begeistert sein. Die musikalische Bewältigung der Kindheitserinnerungen gelingt auf "The Good Life" bestens und so kann einem Kauf nichts im Weg stehen.
Line-up:
Pierre Moore (vocals, guitar)
Ryan Lynn (bass)
Michael Gardner (drums)
Tracklist
01:Get Em' (3:28)
02:Mississippi Drinkin' (3:38)
03:Waking Up To You (2:26)
04:What Am I Gonna Do (3:30)
05:Golden Rule (3:07)
06:Let's Burn Down The Cornfield (2:50)
07:Road To Bayport (4:17)
08:You Don't Know (3:26)
09:John Doe (3:22)
10:Daddy's Little Girl (4:49)
11:She Said (4:02)
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