Johnny Fontane And The Rivals / Lemme Tell Ya!
Lemme Tell Ya Spielzeit: 53:35
Medium: CD
Label: Wanted Men Recordings, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 05.01.2015


Joachim 'Joe' Brookes
»Finest Mafia Blues Rock!« So steht es auf der Homepage von Johnny Fontane And The Rivals (JFR) geschrieben. Mafiös kann ja vieles sein. Aber was hat Blues Rock mit Schutzgeldzahlungen oder dergleichen zu tun? Vielleicht liegt des Pudels Kern ja in der Band-Biografie: »Die vier sizilianischen Halbbrüder hatten die Tomatenpasta von «Nonna» Fontane satt und tauschten schließlich ihre Schießeisen und Schlagstöcke im Jahr 2011 gegen Gitarren und Drumsticks ein. Und es hat sich ausbezahlt! Denn wenn die vier Ganoven auf der Bühne loslegen, bleibt kein Auge trocken! BLUES, eine gute Prise ROCK, gepaart mit Gentlemen-Attitude und der gewissen Portion Humor, macht JFR zu einem angesagten Blues-Rock Act.« Aha, jetzt kommt so langsam Licht ins Gangstertum-Dunkel.
Zum Abrunden könnte der Bandname mit John 'Johnny' Fontane in Verbindung stehen. Dieser Charakter taucht in Mario Puzos "The Godfather" auf. Natürlich kennt fast jeder die Francis Ford Coppola-Verfilmung unter dem deutschen Titel "Der Pate". Der Filmproduzent Jack Woltz sagt im Film über Johnny Fontane: »Und dann kommt Johnny Fontane mit seiner Olivenöl-Stimme und seinem Makkaroni-Charme.«
Aus meiner Sicht gibt es allerdings keine Ähnlichkeiten mit noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen und Johnny Fontane And The Rivals haben bestimmt auch keinen Pferdkopf im Bett liegen.
Klappt man das Digipak auf, befindet sich auf der Rückseite die Verlängerung des Revolverlaufes in Form eines Gitarrenhalses und schon sind wir dort angekommen, worum es geht.
Blues und Blues Rock aus der Schweiz. Die Combo hobelt kräftig am Morbier, einem Schweizer Hartkäse. Das Echo ihres Zwölftakters schallt von der Dufourspitze über den Dom bis hin zum Matterhorn. Deswegen Matterhorn, weil die Südwand in Italien liegt ... von wegen »vier italienische Halbbrüder [...]«.
"Lemme Tell Ya!" ist das erste digitale Lebenszeichen von Johnny Fontane And The Rivals. Undercover sind es der Komponist, Sänger und Gitarrist Tom Marcozzi, Tastenmann Philipp Lüdi, Bassist Christian Spahni sowie Lukas Zürcher (Schlagzeug).
Schon im Opener "Black Cadillac", der ersten von zwölf Eigenkompositionen, surrt die Trommel des Revolvers auf Hochtouren. Ein ruhigeres Intermezzo setzt sich in Szene und dann knallt es wieder aus allen Rohren. Johnny Fontane And The Rivals haben mit der Eröffnung das Tor der Neugierde weit aufgerissen und man kann nur hoffen, dass das Pulver des Initialsprengstoffs keine Eintagsfliege bleibt.
Ganz im Gegenteil ... "Hands On You" groovt mit einer dreiköpfigen Horn-Section und ins E-Gitarren-Geschoss sind die Initialen TM besonders tief gestanzt worden. Einfach herrlich, wie man ganz locker den Blues spielt. Herausragende Gäste hat man auch noch dabei. Vinnie Moore (unter anderem Alice Cooper, UFO) bringt in "Tell Me" die Saiten der Lead-Gitarre zum Schwingen. Hier wird zum ersten Mal Philipp Lüdi als Solist aktiv. Meiner Meinung nach etwas spät. Der Mann hat es drauf und hätte eher einen Alleingang verdient. Hammer-Song! Tom Marcozzi ist nicht nur mit allen Nervensträngen seiner Emotionen ein hervorragender Gitarrist, sondern auch Sänger. Grandios!
"I'm Gonna Die" und "Tell Me" kommen aus der seichten Brandung des balladesken Blues und auch damit kann die Combo bestens punkten. Harte Bass-Läufe und ein ordentlicher Schlagzeug-Punch füttern das funkige "Like A Real Man" und wenn die letzten Töne des Tracks verhallt sind, haben wir Justina Lee Brown, die unter anderem mit Morblus tourt und auf deren gemeinsamer Platte "A Touch Of Blues" zu hören ist, schon zweimal als exzellente Chordame erlebt. Sie hat sich im mörderisch-guten Slow Blues "This Ain't Mississippi" das Lead-Mikrofon geschnappt und erzeugt mit ihrer Blues-/Soul-/R&B-Stimme eine mächtige Gänsehaut. Verlangsamter 12-Takter aus der obersten Schublade, liebe Leser! Bei "Steam Train" steht der Harper Marco Pantherra prominent im Vordergrund und gibt dem auf glänzenden Schienen gleitenden Track mit relaxtem Rhythmus ein besonderes Feeling. Dazu wird das Bottleneck nicht erst im gemeinsamen Twin-Sound in Position gebracht.
In Richtung Funk ging es ja schon, aber mit "Not Close Enough" befindet man sich unmittelbar am Becken der Spielart und taucht nicht nur die Füße ins Wasser, das von der Wah Wah-Gitarre zum Brodeln gebracht wird. Auf ihrer Reise durch die Welt des Blues macht das Quartett kein Geheimnis daraus, wer beim Instrumental "Garymental" gemeint ist. Der Gary Moore-Hauch ist hier nicht nur ein Lüftchen, sondern ein Wirbelwind à la JFR. Mit seinem großen Groove ist "Too Big To Fail" der Tanzbein-Animateur und bei "Life Is Beautiful" bleibt man gleich auf dem Parkett, nur ist es nun an der Zeit, seiner Liebsten in die Augen zu schauen und engumschlungen auf einem halben Quadratmeter den Blues zu tanzen.
Johnny Fontane And The Rivals bieten mit "Lemme Tell Ya!" ein Debütalbum, bei dem man sich schon nach dem ersten Hören die nicht mehr ganz so weiße Serviette aus dem Hemdkragen zieht und 'Nonna' Fontanes Tomatenpasta einfach lecker findet. Mit diesem Album im Gepäck wird JFR aus der Schweiz so einigen namhaften europäischen Acts (auch) auf der Bühne definitiv das Fürchten lernen ... »Mafia-Blues ohne Kompromisse!« Genau!
Line-up:
Tom Marcozzi (vocals, guitar)
Philipp Lüdi (keyboards)
Lukas Zürcher (drums)
Christian Spahni (bass)

Special Guests:
Vinnie Moore (lead guitar - #5)
Justina Lee Brown (lead vocals - #7, backing vocals - #3,6)
Marco Pantherra (harmonica - #12)

Horn Section: Sami Lörtscher (trumpet - #2)
Beat Mürner (alto saxophone - #2)
Jonas Beck (trombone - #2)
Tracklist
01:Black Cadillac (4:30)
02:Hands On You (3:33)
03:Help Me (3:39)
04:I'm Gonna Die (4:02)
05:Tell Me [feat. Vinnie Moore] (4:48)
06:Like A Real Man (2:35)
07:This Ain't Mississippi [feat. Justina Lee Brown] (7:48)
08:Not Close Enough (3:49)
09:Garymental (5:02)
10:Too Big To Fail (3:47)
11:Life Is Beautiful (4:52)
12:Steam Train [feat. Marco Pantherra] (5:11)
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