Marion James / Essence
Essence Spielzeit: 68:27
Medium: CD
Label: Eller Soul Records, 2010
Stil: Blues, Jazz, R&B

Review vom 18.07.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Welch ein Album! Dank Eller Soul Records wurde Marion James' zweite Platte "Essence" aus dem Jahr 2003 wiederveröffentlicht. Die Sängerin, Pianistin und Komponistin hatte mit "That's My Man" 1966 einen Hit und man mag es kaum glauben, dass in den frühen Sechzigerjahren Jimi Hendrix sowie Billy Cox in ihrer Band spielten. James' Ehemann und Trompeter Jimmy Stewart arrangierte für Junior Parker und Bobby 'Blue' Bland die Horn-Sections und bis in die Mitte der Achtzigerjahre blieb die Lady aktiv. Dann, Anfang der Neunziger arbeitete sie zusammen mit Casey Lutton und seiner Band The Hypnotics. 1996 erschien auf dem Appaloosa Label das Album "Marion James & The Hypnotics". Auf den amerikanischen und europäischen Bühnen war sie mit Rufus Thomas, Chick Willis oder Clarence 'Gatemouth' Brown zu sehen.
Wie geschrieben, erschien "Essence" bereits 2003. Man kann sich nur glücklich schätzen, dieses Album in der Sammlung zu haben. Wer auf richtig guten Blues, Jazz, Soul und R&B steht, bekommt hier seine tägliche Vollbedienung. Diese Dame ist eine ganz große Hausnummer und das Line-up dieser Scheibe muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Jack Pearson spielte unter anderem mit den Allman Brothers, Sherman Robertson,
Gregg Allman, John Jaworowicz oder Jimmy Buffett. Casey Lutton nahm mit Homesick James mehrere Platten auf und bei einem halben Dutzend Songs begleitete die Sängerin mit der großen Soul-Stimme Beegie Adair und ihre Combo. Namentlich sind das Roger Spencer am Kontrabass und Chris Brown (Schlagzeug). Größen wie Fred James oder Little Milton hat Chucki Burke auf seiner Visitenkarte stehen und der Keyboarder Reese Wynans muss hier wohl nicht mehr besonders vorgestellt werden. Tastenmann Dickie Thompson komponierte für Bill Haley und spielte auf
Steve Millers Album The Joker. Die Liste könnte beliebig weitergeführt werden, aber vielleicht noch so viel: Ronnie Godfrey ist ein weiterer Organist und der war unter anderem bei der
Marshall Tucker Band.
Bei der Bläser-Abteilung mit Denis Solee, Dennis Taylor, George Tidwell, Steve Herrman sowie Barry Green verhält es sich ähnlich mit den zahlreichen musikalischen Verbindungen zu anderen Künstlern.
An und für sich könnte die Rezension mit dem Satz aufhören: So brillant, wie die Musiker auf diesem Album sind, ist es auch. Am Ende gibt es noch ein Interview mit Marion James, das durch zwei Songs mit ihr am Piano und Gesang ergänzt wird. Runde zwölf Minuten, die sich genauso lohnen, wie alle vorherigen Tracks. Da liegt ein Pappschuber mit einem Blättchen, auf dem die Musiker und weitere Informationen gelistet sind. So ein Ding nimmt im Regal weiß Gott keinen Platz weg. Aber was "Essence" musikalisch bietet, dafür müsste gleich mit vier oder fünf CDs eine Lücke geschaffen werden.
Heißer Funk ("Tables") trifft in einer anderen Nummer auf coolen Jazz mit Blues-Strähnchen und dazwischen gibt es Soul, R&B sowie gefühlvoll-emotionalen 12-Takter in Reinkultur. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst hören soll. Ist es das groovende "Hey Mama" oder der Blues mit seinen Wurzeln in der Windy City? Soll es die Soul-Ballade "Let's Straighten It Up" mit sphärischen Keyboards und einer exorbitant relaxten Gitarre oder der Lounge-Jazz von "Until The Real Thing Comes Along" sein? Was diese Platte ausmacht, ist jede einzelne gespielte Note und die, die nicht auf dem Blatt stehen. Über allem schwebt Marion James' Stimme. Die Lady kann alle erwähnten Stile singen und Jack Pearson gibt seiner Halbakustischen eine fantastische Jazz-Färbung.
Hier spielt die Interpretation der Coversongs eine untergeordnete Rolle, weil man von der Sängerin und ihren Begleitern ergriffen ist. Das abschließende Interview ist informativ und die beiden James-Solo-Songs "Nothing For Nothing" sowie "Fool For A Young Man" machen "Essence" zu einer echten Entdeckung. Obendrein ist das Album extrem empfehlenswert.
Line-up:
Marion James (vocals, piano - #13)
Jack Pearson (guitar)
Casey Lutton (guitar - #11)
Reese Wynans (organ - #1,2,4)
Dick Thompson (organ - #3,10)
Ronnie Godfrey (organ, piano - #11)
Beegie Adair (piano)
Denis Solee (saxophone)
Dennis Taylor (saxophone - #3,10)
George Tidwell (trumpet)
Steve Herrman (trumpet - #3,10)
Barry Green (trombone)
Tod Ellsworth (bass)
Bob Babbitt (bass - #2)
Roger Spencer (acoustic bass)
Chucki Burke (drums - #1 – 4,10)
Chris Brown (drums - #5 – 9,12)
Steve Johnson (drums - #11)
Tracklist
01:Tables (5:21)
02:Give Me Love [R. Fleming] (6:08)
03:My Mama (4:58)
04:Let's Straighten It Out [B. Latimore] (4:57)
05:24 Hours [I. Jarrett] (4:00)
06:Until The Real Thing Comes Along [C. Saul, L.E. Freeman, M. Holiner, A. Nichols, S. Cahn] (4:35)
07:Please Don't Waste My Time (5:20)
08:I Should Have Known [J. Taylor, S. Thompson, B. Wilkins] (5:30)
09:Be Anything [I. Gordon] (3:43)
10:Feel It [M. James, R. Fleming] (3:41)
11:You're History, Baby [M. James, R. Fleming] (4:36)
12:I Want To Be Loved (But By Only You) [S. Churchill] (3:40)
13:Live Interview Featuring Marion James On Vocals And Piano (12:00)
Song 1:Nothing From Nothing [J. Morrisette]
Song 2:Fool For A Young Man [M. James, R Fleming]
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