B.B. King / Künstlerbefragung zu B.B. King
Rocktimes Artikel Wer von unseren LeserInnen würde, wenn man wüsste, dass man in jeden Fall das Alter von 89 Jahren erreicht, nicht sofort unterschreiben? Und, soll man einen 89-Jährigen, der urplötzlich verstirbt, für sein erreichtes Alter gratulieren oder eher bedauern, dass letztlich nur elf 'schlappe' Lebensjahre fehlten, um im Club der 100-Jährigen aufgenommen zu werden?

Diese Frage stellte ich mir, als am letzten 14. Mai in Las Vegas B.B. King verstarb, der am 16. September 1925 in Berclair/Mississippi als Riley B. King geboren wurde und damals niemand auf Mutters Erden ahnen konnte, welch großartiger Bluesmusiker das Licht der Welt erblickt hatte.

Für mich Anlass genug, um einige im unseren Index vertretende Musiker nach ihrer Einschätzung über B.B. King zu befragen.



Artikel 'Querbeet' vom 24.07.2015


Mike Kempf
1949 nahm B.B. King zum ersten Mal zwei Singles auf, die aber unter den Musikfreunden kaum Beachtung fanden. Nur ein Jahr später hatte es Riley den Brüdern Saul und Jules Bihari zu verdanken, die ihn für ihr Sublabel RPM unter Vertrag nahmen und somit seiner Laufbahn einen gehörigen Schub nach vorn brachten. 1951 konnte B. B. King mit "3 O'Clock Blues" seines ersten Song fünf Wochen auf Platz 1 der R&B-Charts platzieren. Es folgten mit "You Know I Love You" (1952) und "Please Love Me" (1953) zwei weitere Nummer-Eins-Songs.
1956 spielte er sagenhafte 342 Konzerte (Angabe ohne Gewähr) und jedes soll ausverkauft gewesen sein! Im selben Jahr gründete er mit Blues Boys Kingdom sein eigenes Label. Leider fehlte es ihm an Zeit und Erfahrungen, um als Firmenchef seinen Betrieb in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Hinzu kamen eigene Verpflichtungen als Musiker. Somit löste sich sein Label alsbald auf.
Zu Beginn der 60er gehörte B.B. King zu den wenigen Bluesern, die nach wie vor regelmäßig in den R&B-Charts vertreten waren. 1969 spielte er neben Ike & Tina Turner im Vorprogramm der Stones. 1972 gab er ein Konzert, von dem er später meinte, dass es sein bestes jemals gespieltes Konzert war.
1980 wurde BBK in die Blues Hall of Fame und 1987 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Seine Vinyls wurden mit sage und schreibe 15 Grammys ausgezeichnet. 2013 kam der zweistündige Dokumentarfilm "The Life Of Riley" in die deutschen Kinos, der sich ausschließlich mit seinem Leben beschäftigte. B.B. King war zweimal verheiratet - von 1946 bis 1952 mit Martha Lee Denton und von 1958 bis 1966 mit Sue Carol Hall. Er war Vater von fünfzehn Kindern.
Als erstes holte ich mir von Marcus Deml eine Meinung ein: »B.B. King machte mir klar, dass die Persönlichkeit eines Musikers das allerwichtigste ist. Die Fähigkeit am Instrument dient nur dazu, dass die Zuhörer (hoffentlich) dich hören. B. B. war der erste den ich je eine Saite ziehen sah. Das war ein musikalisches Schlüsselerlebnis, was zu einer Menge HORNHAUT führte. B.B. ist der wahrscheinlich prägendste Blues-Gitarrist und -Sänger aller Zeiten. Ich bin seit meinem zehnten Lebensjahr Fan von ihm und werde es auch bleiben.«
Anschließend befragte ich Tilo Copperfield, der zurzeit mit seinen 3 Dayz Whizkey auf Deutschlands Bühnen ordentlich Gas gibt: »Ich hatte das Glück, B.B. King zweimal live zu erleben. Wenn dieser Mann die Bühne betrat, hat er mit seiner unglaublichen Präsenz und Persönlichkeit den Saal innerhalb von Sekunden vollkommen für sich eingenommen. Wer Blues- oder Rockmusik spielt, muss sich mit dem 'King of the Blues' und seinem Gitarrenspiel auseinandersetzen. Punkt. Aber viel mehr hat mich sein Wesen, seine Menschlichkeit und sein unermüdlicher Einsatz für seine Fans und seine Musik begeistert. Er war nicht unfehlbar und er hat sich selbst nie zu ernst genommen. Jeder, wirklich JEDER Musiker und Mensch kann was von ihm lernen. Als er von uns gegangen ist, musste ich tatsächlich weinen, so nahe stand ich B.B. King, ohne ihn jemals persönlich getroffen zu haben. Ruhe in Frieden, Du bist und bleibst der 'King of the Blues'!«
Multi-Tasking-Musiker Hermann Skibbe ist folgender Meinung: »Ich habe ihn nur einmal erlebt - hinter der Bühne ein äußerst freundlicher und netter Mensch, doch auf der Bühne eine Naturgewalt mit unverkennbarem Ton auf der Gitarre.«
Außerhalb unseres Index meint der Erfurter Edel-Blueser Jürgen Kerth: »Damals, ich erinnere mich an die drei Kings: Albert, Freddie und Riley. Was für ein Dreigestirn. Ich glaube, Freddy hatte am Anfang die größte Auswirkung auf die Gitarristen-Gemeinde, denn er spielte mit Herz und war 'aufmüpfig'. Und er suchte Neues. Albert war - vielleicht mehr wie Otis Rush - die zentrale Schule, wenn ich mich richtig erinnere. B.B. hatte die absolute Kraft in seiner Stimme. Da war er sehr 'wehrhaft'. Er konnte dies gerade in seinen späteren Jahren mit seinem fast lieblichen Ton, mit dem schönsten Vibrato der Welt, wieder einfangen. Also ein echtes Wechselspiel zwischen Stimme und Instrument. Das machte ihn wirklich einzigartig. Bei wem sein Spiel und sein Gesang bis ins Herz vorgedrungen waren, der wird es nie wieder vergessen - so wie man die Beatles und Stones oder Beethoven, Mozart und Stevie Wonder nie vergessen wird.«
Hollands Blues Rock-Ass Julian Sas gab folgendes Statement: »B.B. King sah ich zum ersten Mal 1989 live und das Konzert ist mir noch sehr lebhaft in Erinnerung und seitdem für immer in meinem Langzeitgedächtnis verankert. Wenn ich nur an seine Gibson denke, mit denen er die herrlichsten (Klingel)-Töne erzeugen konnte - da bekomme ich gleich wieder einen wohligen Rückenschauer. Seine Gitarrentöne klangen für mich immer einzigartig, als ob ein wunderschöner Kolibri durchs Areal schwebte. Seine Musik hat mich immer interessiert und er hat vor allem dem Blues viele Gesichter gegeben. Stets entwickelte er seinen Blues weiter, blieb nie auf einen Level stehen. Wenn er zu seinen Songs noch sang, erinnerte er mich stark an den Delta Blues und seine eigene Geschichte. B.B. King konnte genauso ausdrucksstark singen wie Muddy Waters, Howlin' Wolf oder Robert Johnson. Ich war immer beeindruckt, mit welcher Spielfreude er dies tat. Auch dass er immer sehr respektvoll mit seinen Mitmenschen, mit seinem Leben und mit der Musik im Allgemeinen umgegangen ist. Ich glaube, er war sehr stolz darauf, wo er herkam und was er erreicht hat. Für mich war und ist B.B. King weltweit einer der größten Gitarristen, den die Menschheit jemals erleben durfte. Seine Musik, sein Spiel wird - so wie z. B. Jimi Hendrix und Rory Gallagher - einen großen Einfluss auf mein eigenes Gitarrenspiel haben. B.B. King ist der wahre König des Blues.«
Vom Österreicher Chris Fillmore, der mit Meena auch außerhalb des Alpenlandes für Furore sorgt, erhielt ich diese Nachricht: »B.B King ist vielleicht der stilvollste und charmanteste Gitarrist und Geschichtenerzähler, den ich jemals gehört habe. Und spätestens seit dem Song "How Blue Can You Get", in dem er sagt 'I gave you seven children and now you wanna give them back', ist das Universum nicht mehr so wie es war. B.B. mag nun seine Augen für immer geschlossen haben, aber sein 'Spirit' wird uns nie verlassen. Dafür ist der Stempel, den er der Welt aufgedrückt hat, zu groß! Amen...«
Der Hanseat Van Wolfen ist der Meinung: »B.B.King war einer der Blues-Innovators schlechthin. Wie Muddy Waters, John Lee Hooker, Stevie Ray Vaughan und einige andere, zeichnete ihn eines ganz besonders aus: diese Unverwechselbarkeit, der Sound seiner 'Lucille', dieser schmeichelnde warme Ton, einfach einzigartig und aus der Masse herausstechend. Dazu seine warmherzige Persönlichkeit und Ausstrahlung und dies alles stets mit Stil, immer exklusivster Dresscode. B.B. war halt der wahre KING, akustisch wie optisch. Ich verneige mich vor einem ganz Großen, dessen Lebenswerk für immer fortlebt.«
Der Engländer und Wahl-Düsseldorfer Kris Pohlmann: »Als Teenager war ich von Rockmusik geprägt. Für mich gab es damals nur Status Quo und ZZ Top. Das änderte sich aber rasch, als ich einen Blues-Sampler gekauft habe. Der Titel "The Thrill Is Gone" hat mich schlichtweg umgehauen! So viel Blues. So viel Feeling. So viel Emotion. Wow! Es war für mich wie eine Auferstehung! Mir war klar: Ich wollte Blues-Gitarrist werden und tauchte mich in die Welt des Blues ein. Als ich B.B. King am 4. April 2006 zum ersten Mal live in London erlebt habe, flossen mir die Tränen, als er diesen wunderschönen Song gesungen hat. Jetzt ist der King tot. So einen werden wir nie wieder erleben. Das ist so traurig. Ich bin aber so dankbar für alles was er für diese Musik getan hat. Was für eine Legende!«
Richie Arndt weiß zu erzählen: »Über B.B. King ist vieles gesagt und geschrieben worden. Ich kann hier kaum Neues hinzufügen. Er war ein Meister des Blues. Wenn Jimi Hendrix und Johnny Winter in den USA den Blues mit Rock- und Sound-Experimenten angereichert haben, so hat B.B. den Blues mit Jazz und dem typisch amerikanischen Entertainment salonfähig gemacht. Aber er war auch ein fantastischer Gitarrist, den man meist schon am ersten Ton seiner 'Lucille' erkannt hat!!! Davon träumt jeder Musiker ;-)! Ich wüsste niemand in der aktuellen Blues-Szene, der ihm das Wasser reichen könnte...«
Und zu guter letzt hat mein Berliner Kumpel Wolfgang Scheele das Wort: »Blues war die Musik mit der ich als Zwölfjähriger anfing, Gitarre zu spielen. Mein Cousin hatte eine riesige Plattensammlung und ich traf mich mit ihm, so oft es ging, um in eine andere Welt abzutauchen und mich inspirieren zu lassen. Damals hörte ich zum ersten Mal B.B. King und war fasziniert von seiner Art, den Blues zu spielen. Ich liebe seine Stimme und die unverwechselbare Art, mit wenigen Tönen, eindringlichen wiederkehrenden Licks diese intensive Spannung aufzubauen. Ich habe viel von seinem Spiel gelernt und bis heute ist B.B. King einer meiner absoluten Heroes. The thrill is not gone. Der King des Blues ist gegangen, aber sein Spirit bleibt für immer.«
Ich möchte noch anmerken, dass ich noch viel mehr Musiker befragte, die aber durch Tourneen, Plattenaufnahmen oder einfach nur, weil einige Künstler sich gerade im Urlaub befinden, verhindert waren. Daher habe ich es bei dieser Auswahl von Meinungen belassen.
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