Candye Kane / Superhero
Superhero Spielzeit: 55:19
Medium: CD
Label: Delta Groove Music, 2009
Stil: Blues

Review vom 14.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Aus Kanes Schriften im Digipack:
»When I was diagnosed with pancreatic cancer in February 2008, really thought I was a goner.«
und weiter unten:
»A year later, I have been pronounced cancer free.«
Candye Kane ist eine Kämpferin und es gibt, bei einer solchen Nachricht im Keller des Lebens angelangt, immer irgendwo noch Licht.
Kane hat ihr Leben in bestimmten Bereichen verändert, allerdings ist festzustellen, dass sie sich für ihr neues Album einen schon sehr eigenlöblichen Titel ausgesuchte. Hat sie denn da keine Person aus ihrem Umfeld gebremst?
War wohl nicht möglich, bei diesem Energiebündel und wenn sie weiter schreibt: »But when get up onstage and sing the words "I'm a superhero. I keep on fighting. There's no way I'm leaving without trying", I become stronger...« ist das glaubwürdig, absolut glaubwürdig.
Hatte die hinter ihr liegende Lebensdramatik Auswirkungen auf ihre Musik?
Diese Frage kann nur die Platte 'eins danach' beantworten und dafür lässt sich Candye Kane geschmeidige über 55 Minuten Zeit.
Haben wir es vielleicht mit einer neuen Kane zutun?
Standen die Gitarrist(inn)en bei ihrem letzten Album Schlange, so ist es nun ganz anders.
Die Reduktion auf das Wesentliche wurde vollzogen und äußert sich in einer Frau, die bisher erst wenige Radarschirme ausmachen konnten: Laura Chavez, eine blutjunge Frau an den sechs Saiten, die, wie sie in einem Interview sagte, nicht wie der Teufel hinter der armen Blues-Seele her ist und soviel Noten wie möglich pro Zeiteinheit spielen will.
Lobenswert, diese Einstellung und ihr Output auf "Superhero" - immerhin hat sie in allen Songs ihre Finger im Spiel - ist gigantisch. Nicht so etwas wie es jede x-beliebige andere Saitenzupferin auch kann. Chavez verfügt über das gewisse Quentchen mehr. Da gibt es bei dieser Platte gerade mal einen Sperrsitz für den grandiosen Kid Ramos. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen... die Kane angelt sich eine knapp über zwanzigjährige Künstlerin, die aus meiner Sicht noch nicht viele musikalische Eintragungen in ihrem Tagbuch stehen hat. Außer, dass sie in der Laura Price Band spielt und mit der Namensgeberin Songs schreibt.
Während der Schulzeit spielte sie in einer Jazzband und kann auch die Felle bedienen.
OK, eine weitere, feine Überraschung war, den Bassisten Paul Loranger im Line-up zu lesen. Der ist auch ein richtig Guter an dicken Saiten, stand er doch einem Eric Sardinas am Anfang seiner Karriere zur Seite.
"Superhero" ist Kanes erstes Album für ihr neues Label Delta Groove Music. Ihr letztes war auf Ruf Records erschienen.
Von der weiteren Besetzungsliste her ist es eine Mischung aus alten Kane-Plattenbekannten und neuen Labelmates. Ramos hatten wir schon, Mitch Kashmar kommt in einem Song als Duett-Partner der dünner gewordenen Sängerin in Frage und bringt in einem weiteren Song seine Harp zum Klingen.
Und siehe da, es hat den Anschein, als ginge es von der Laura Price Band einige Stufen höher hinaus, denn von der satten Zahl zehn an Eigenkompositionen, steht schon ganze sechsmal der Name Chavez mit in der Credit-Klammer.
Respekt! Mir schwant, von dieser Blues-Lady werden wir noch einiges hören, zumal sie verdammt viel drauf hat.
Frisch klingt die CD, es wird nie langweilig und die Sängerin deckt, wie gewohnt, mehrerer Spielarten des Blues ab, wobei ihr der Label-Wechsel schon anzumerken ist.
Es rockt, es gibt Jump Style sowie den Rock'n'Roll und Kane nimmt es auch mit einem Willie Dixon-Klassiker auf, der den Musik-Anhängern in gänzlich anderen Versionen in die Ohren gepflanzt wurde. Zu meinen Favoriten-Interpretationen zählen die von Muddy Waters und Savoy Brown. Dabei darf "You Need Love" ruhig als Extraklasse bezeichnet werden, allerdings sind Kanes oder die mit Chavez geschriebenen Nummern auf einem besonders hohen Niveau, weil sie ganz einfach die tolle Bandbreite der Sängerin offenbaren.
Wie immer macht es die Mischung und die ist vorzüglich. Es braucht kein Dutzend Gitarristen, um ein gutes Album zu veröffentlichen.
Im Fall von "Superhero" reicht eine Chavez. Den Namen Kane kennt man ja schon und für die Gitarristin bleibt zum Merken noch Platz im Oberstübchen.
Nach zig kritischen Hördurchgängen, bei denen einem nicht entgeht, dass der Rausschmeißer dieses sehr persönlichen Albums eine viel zu kurze a cappella Einlage der Protagonistin ist und sie nicht ohne Grund für das swingende "Ik Hou Van Je (I Love You)" gleich die englische Übersetzung der niederländischen Liebeserklärung mitliefert, muss eine Kaufempfehlung an die Leser gehen.
Line-up:
Candye Kane (vocals)
Laura Chavez (guitar - #1 - 6,8 - 15, acoustic guitar - #7, baritone guitar - #7)
Kid Ramos (guitar - #9,10)
Dave Gonzales (baritone guitar - #1,14)
Paul Loranger (bass - #1 - 6,9 - 14, string bass - #7,8)
Evan Caleb (drums - #1 - 6, 9 - 14)
Stephen Hodhes (drums, percussion - #7,8)
Mitch Kashmar (vocals - #9, harmonica - #10)
Greg Rutledge (piano - #5, Hammond B3 - #3,5)
Jonny Viau (saxophone - #1,13,14)
Tracklist
01:Superhero (4:46)
02:Hey! Toughen Up! (2:51)
03:I Put A Hex On You (3:52)
04:I'm A Bad, Bad Girl (4:53)
05:Ik Hou Van Je (I Love You) (3:14)
06:Who's Been Sleeping In My Bed? (3:28)
07:Don't Cry For Me New Jersey (4:45)
08:You Need Love (4:04)
09:I Like 'Em Stacked Like That (2:44)
10:Till You Go Too Far (3:43)
11:Picture Of You (4:27)
12:You Can't Stop Me From Loving You (4:24)
13:Throw It In The Trash Can Love (3:06)
14:Im Gonna Be Just Fine (1:01)
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