Chris Knight / Chris Knight
Chris Knight
Der aus einem kleinen Kaff in Kentucky stammende Chris Knight, der beim Erscheinen dieses Debüts immer noch in einem "Trailer" wohnt und dort in aller Abgeschiedenheit seine Songs schreibt, ist so was wie die Antithese des Nashville-Sounds. Obwohl diese Platte dort produziert wurde, hat sie so gar nichts gemein mit dem zuckersüssen Country-Gehabe. Man kann ihn fast als Erneuerer des Country-Rock bezeichnen, fest in der Tradition eines Steve Earle.
Er trägt hier Geschichten von Menschen vor, die man als Unterschicht (?) der Gesellschaft beschreiben könnte, von ihren Schwierigkeiten, das Leben zu meistern ("House And 90 acres") oder irgendwie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ("Framed"). In "Love And A .45" z.B. erzählt er durchaus spannend und witzig, wie Einsame auf beiden Seiten des Gesetzes zueinander finden, in diesem Fall heisst das: Polizist trifft Prostituierte. Dazu muss man wissen, dass Prostitution in den meisten amerikanischen Bundesstaaten verboten ist. Aber in nicht-englisch sprechenden Ländern werden die meisten diese intelligenten Texte wahrscheinlich nicht verstehen.
Also zur Musik: Die hat wie gesagt natürlich einen Country-Ursprung mit den entsprechenden Arrangements, aber Rock ist so perfekt damit vermischt, dass Knight schon als Hoffnungsträger gilt, da der Mainstream Country alle seine Wurzeln verloren zu haben scheint. Alt-Country oder Outlaw-Country ist wohl eine passende Bezeichnung. Saftige elektrische Gitarren mischen den Klang des öften auf, "Hammer Going Down" endet gar mit so was ähnlichem wie einer Gitarrenorgie.
Chris Knight bedient kein einziges der Klischees, die man mit dieser Musikrichtung im allgemeinen assoziiert und das macht seine Musik so erfrischend. Seine Stimme ist aussergewöhnlich klar und hat die richtige Portion "Schmutz", die seine Songs brauchen, er bleibt immer glaubwürdig.
Wer also mal hören will, was man in Nashville machen könnte, wenn man die automatische Geldmaschine mal kurz abstellen würde sollte hier zuschlagen. Das gilt insbesondere für Fans von Steve Earle, Kris Kristofferson, Lucinda Williams und allen anderen hervorragenden Musikern, die sich in diesem Umfeld keinem Diktat beugen.
Die CD enthält als "Enhanced CD" auch Datenmaterial und ist in Deutschland recht teuer. Das wird wohl leider dazu beitragen, dass diese exzellente Produktion in der Flut von Platten untergeht... so mancher könnte es bereuen, diese Platte nie kennengelernt zu haben...
Spielzeit: 48:36, Medium: CD, Decca Records, 1998
1:It Ain't Easy Being Me 2:Framed 3:Bring The Harvest Home 4:Something Changed 5:House And 90 Acres 6:Summer Of '75 7:Run From Your Memory 8:Love And A .45 9:Hammer Going Down 10:The Band Is Playing Too Slow 11:The River's Own 12:William
Manni Hüther, 20.10.2001
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