|
Jorma Kaukonen / Stars In My Crown
|
|||
|
Nein, ich glaub's nicht - Jorma Kaukonen, der Gitarrist von Jefferson Airplane
und Hot Tuna covert Boney M! "By The Rivers Of Babylon" und das auch noch in Perwoll-Qualität ...
Der Mann gehört zu den besten Gitarren-Pickern überhaupt, seine Workshops auf der eigenen Fur Peace Ranch in Ohio sind berühmt; er ist ein wandelndes Lexikon, was amerikanische Musik betrifft, gehört zu deren anerkannten Traditionspflegern, hat neben den rund 40 eigenen amtlichen Produktionen auch noch jede Menge andere Alben mit seiner Klampfe veredelt - und dann das?
Fünf Jahre nach seinem letzten Solo-Album folgt nun sein insgesamt 13. - "Stars In My Crown". Wieder widmet er sich seinen persönlichen Favoriten, diesmal allerdings nicht mehr ausschließlich den alten Folk-, Country- und Bluessängern, sondern lässt den Blick weiter streifen. Aber Boney M?!
Nein, von denen stammt nur die erfolgreichste Version des ursprünglich von den jamaikanischen The Melodians eingespielten Rocksteady-Titels. An dem hat Mr. Kaukonen wohl einen Narren gefressen und interpretiert ihn butterweich mit Klimperinstrumenten und Kinderchor. Das ist aber wirklich nicht mein Ding!
Aber sonst hat er ein größtenteils akustisch instrumentiertes Werk vorgelegt, das bei aller Sanftheit doch sehr unterhaltsam ist. Das seinen Faibles, Folk Blues und, wie er in seinen Liner Notes betont, Gospel und Spirituals, frönt. Die Cover aus unterschiedlichsten Bereichen passen gut zu den eigenen Songs. "Stars In My Crown" ist ein ruhiges Stück Musik, das auch als stimmungsvoller Hintergrund für die Blaue Stunde taugt, den teilweise sehr schönen Arrangements sollte man aber auch mal aufmerksam zuhören.
Die CD ist in Part I und II unterteilt (ohne nähere Informationen hierzu), zuvor gibt es die 'Overtüre' "Heart Temporary", die nicht nur wegen der Streicher etwas plüschig wirkt. Auch dass Kaukonen kein begnadeter Sänger und Texter ist, wird hier deutlich. Der "Fur Peace Rag" macht seinem Namen alle Ehre, ein erstes schönes Instrumental, dem bald mit "Living In The Moment" ein weiteres folgt. Auch "Late Breaking News" swingt ordentlich, bevor Kaukonen mit "Come Back, Baby" Lightning Hopkins und dem Blues seine Referenz erweist. Das zeigt sich auch beim Opener von Teil II, "No Demon", Rev. Gary Davis' "There's A Table Sitting In Heaven" und bei "Preacher Picked The Guitar". Das ist seine bekannte Seite und nach meiner Meinung auch seine stärkste. "Mighty Hard Pleasure" fällt dagegen ab, der Folk-Song ist wieder recht zuckrig angerührt, das gilt auch für das gospelige "Will There Be Any Stars In My Crown", einem alten Kirchenlied in der ersten Variante.
Die gleichsam vielzitierte wie -strapazierte Gänsehaut des Musikhörers stellt sich bei Johnny Cashs
"The Man Comes Around" auf, dessen düsteren Zauber Kaukonen mit leichten Bluegrass-Zwischenspielen auflockert. "A Life Well Lived" orientiert sich wortlos weiter Richtung Country mit Steel Guitar-Einsatz. Folk-Bluesig klingt das Album mit der Instrumentalversion von "… Stars In My Crown" aus.
Es haut mich nicht grad vom Hocker, dazu ist es doch etwas zu "romantisch". Dem 66-jährigen Kaukonen geht's auf seiner Ranch saugut, das hört man und das schreibt er auch: »I find myself living a simple life with my music«. Und dafür, unter den üblichen dreihundert sonstigen Unverzichtbaren, dankt er »God who keeps finding things for me to do and gives me the time and will to attempt these things«.
Fein für ihn, aber dieser wohl- und gottgefällige Schönklang ist auf Dauer nichts für den gemeinen Frankenwäldler und Rockfan. Der sich aber an den ansprechenden Mandolinen, Banjos, Resonator-Gitarren und Mundharmonikas erfreut, die das Album vor der Durchschnittlichkeit bewahren. Und der die Akribie bewundert, mit der die einzelnen Instrumente pro Song aufgeführt sind. Mit Herstellernamen und soweit möglich, auch mit dem Herstellungsjahr.
Externe Links:
|
