The Kenneth Brian Band / Welcome To Alabama
Welcome To Alabama Spielzeit: 43:41
Medium: CD
Label: Southern Shift Records, 2011
Stil: Southern Rock

Review vom 29.12.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Die Southern Rock-Götter applaudieren kräftig und laut Beifall... wegen der Kenneth Brian Band. Der hagere Mann, mittlerweile in Nashville beheimatet, hatte unter eigenem Namen bereits im Herbst 2008 ein Album mit dem Titel "Fallin Down Slow" veröffentlicht. Jetzt heißt es "Welcome To Alabama" und durch seine neun Eigenkompositionen und einer Dickey Betts-Nummer mischt der Mann mit seiner Band und einigen bemerkenswerten Gästen die Southern Rock-Szene auf. Er hat alle Trümpfe in der Hand.
Bei Brians musikalischer Vergangenheit verwundert es schon etwas, dass er bei diesem Genre gelandet ist, denn er spielte in Country-, Metal- sowie Punk-Bands. Aber die musikalischen Wege dieses Künstlers scheinen genauso verschlungen, wie seine Herkunft aus West Virginia und seiner an der Küste Floridas verbrachten Jugend. Kenneth Brian war live nicht nur in Amerika zu sehen, sondern, wie aus seiner Biografie hervorgeht, auch in Europa.
Es stimmt natürlich nicht ganz, wenn man behauptet, dass bei sieben Gästen in jedem Song irgendwer vertreten ist. Allerdings sind die Namen schon erwähnenswert, genauso wie der Produzent dieser hinlangenden Platte: Johnny Sandlin. Kennern der Szene muss man nicht sagen, dass er zusammen mit Duane und Gregg Allman bei Hour Glass spielte und als Regler-König die
Allman Brothers Band, Bonnie Bramlett, Cher, Delbert McClinton, The Marshall Tucker Band, The Nitty Gritty Dirt Band, Derek Trucks, Widespread Panic oder Wet Willie auf der Visitenkarte vermerkt hat. Außerdem war er Vize-Präsident vom legendären Label Capricorn Records.
Die Gästeliste ist relativ lang und hervor stechen Jason Isbell (Ex-Drive-by Truckers), Charlie Hayward (Charlie Daniels Band), David Hood (John Hiatt, Bob Seger, Traffic, ...) und bereits erwähnte Bonnie Bramlett.
Auf "Welcome To Alabama" fügen sich zehn Song-Puzzle-Steine wie selbstverständlich zu einem Gesamtbild mit Erinnerungen an den sehr guten Backkatalog von Southern Rock-Bands und der jungen, unbekümmerten Frische der Kenneth Brian Band zusammen. Der Protagonist ist mit einer tollen Stimme gesegnet und kann verdammt gut Gitarre spielen. Temperament, Lässigkeit und Sanftmut fließen in seiner Person zusammen. Selbst bei den Kompositionen ziehen sich Gegensätze an. "Tonight We Ride" kracht aus den Boxen und im abschließenden, balladesken "Cry To The Dark" war Brian fast alleine im Studio. Er begleitet sich nur auf der akustischen Gitarre und singt (hier zusammen mit Lillie Mae Rische) sehr aussagekräftig, wie in den anderen Stücken, über seine ganz persönlichen Lebenserfahrungen. Klingt simpel, hat aber Qualität. So, wie hier präsentiert, ist die letzte Nummer das Sahnehäubchen auf einer Platte, die deutlich Spuren hinterlässt. Southern-Flair auf Samtpfoten!
Dazu kommt auch noch, dass Kenneth Brians Musik einen hohen Wiedererkennungswert hat und sich so deutlich aus der Masse hervorhebt. Ebenfalls hat er mit dem Rhythmus-Gitarristen Travis Stephens, Zach Graham (Bass) sowie Dickey Pryor kompetente Musiker in seiner noch relativ jungen Band.
Unglaublich wie der reichlich tätowierte Musiker mit dem Genre jongliert. Jede Nummer hat ihren Charme und in der Art, wie er sich dem Southern Rock mit bluesigen Wurzeln zuwendet, hat er beim Rezensenten eh schon einen Stein im Brett. Selbst bei dem einzigen Coversong (mit Bonnie Bramlett am Gesangsmikrofon) des Albums zeigt er eine verblüffende Souveränität.
Noch mehr Belege für guten Genuss? Wie wäre es denn mit der Midtempo-Nummer "Prayer For Love", in der Jason Isbell Slide-Gitarre spielt. Natürlich werden die Stücke durch die Gäste aufgepeppt, allerdings würden sie aus schwachbrüstigen Liedern auch keine Perlen machen. Aber die hat Kenneth Brian ohne jeden Zweifel zu Papier gebracht. "Welcome To Alabama" ist ein besonderes Album des Amerikaners und eine dicke Empfehlung für alle Fans des Genres.
Line-up:
Kenneth Brian (lead vocals, lead guitar)
Travis Stephens (rhythm guitar, harmony vocals)
Zach Graham (bass)
Dickie Pryor (drums)

Special Guests:
Jason Isbell (slide guitar - #8, guitar - #5)
James Pennebaker (steel guitar - #4,5)
Randall Bramblett (Hammond B3, Wurlitzer, piano)
David Hood (bass)
Charlie Hayward (bass)
Lillie Mae Rische (harmony vocals - #4,10)
Bonnie Bramlett (vocals - #7)
Tracklist
01:Something Better (4:00)
02:Texas By Tonight (4:14)
03:Welcome To Alabama (4:26)
04:Last Call [with Lillie Mae Rische] (3:29)
05:Holdin On (3:25)
06:Tonight We Ride (4:47)
07:Nothin You Can Do [with Bonnie Bramlett] (3:35)
08:Prayer For Love [feat. Jason Isbell] (4:29)
09:The Fall (6:09)
10:Cry To The Dark (5:08)
(all songs written by Kenneth Brian, except #7, written by Dickey Betts)
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