Nach ihrem Studio-Debüt im Jahre 2006 haben Keystone nun ihr zweites Album am Start und ich kann nicht anders, als zuerst mit dem Phänotypus anzufangen. War das Cover von Runway Queen schon keine grafische Meisterleistung, so haben die Photoshop-Kenntnisse bzw. der gestalterische Anspruch der Herren Kreisl und Berry zwischenzeitlich kaum zugenommen. Und ich denke, nach dem Ausstieg des früheren Bass-Mannes William Letcher beschränkt sich der Kern der Band ausnahmslos auf dieses Duo. Beim Betrachten des Albums muss man jeden Moment fürchten, Don Johnson aus Miami Vice kommt um die Ecke gesprungen, so sehr drängt sich diese gewisse schwüle Erotik der späten Siebziger auf.
Aber nicht umsonst heißt es ja, dass man ein Buch nicht bloß nach dem Cover beurteilen darf. So auch hier, denn was da aus den Speakern dringt, ist erst mal solider Rock, zugegeben mit einem Touch der vorgenannten Zeit, einem gehörigen Touch. Ein rundes Dutzend Songs, eingespielt von den als Multi-Instrumentalisten ausgewiesenen Patrick Kreisl und Robert Berry, die lediglich einige vokale Unterstützung durch Steve Welsh und Kira Krakovesky erfahren, werden dem geneigten Hörer präsentiert. Darunter befindet sich auch der Auszug eines Live-Mitschnitts von einem Auftritt in San Francisco.
Bis auf "Little Willy", das ja durch The Sweet
Anfang der siebziger Jahre zu einer gewissen Berühmtheit kam, stammen sämtliche Songs aus der Feder von Patrick Kreisl oder sind unter seiner Mitwirkung entstanden. Die meisten Stücke sind erwartungsgemäß an den massenkompatiblen und radiotauglichen Mainstream Pop/Rock der USA der achtziger Jahre angelehnt und rocken durchweg ab. An einigen Stellen klingt "I Know" jedoch vielleicht etwas gezwungen und fällt mit seinem recht simplen Strickmuster ein wenig aus dem Rahmen. Ansonsten sind alle Einspielungen von akkurater Professionalität gekennzeichnet, zwar nicht immer von höchster Virtuosität, aber die Songs haben schon durchweg Hand und Fuß. Beide Musiker können in ihrer Vita ja auch auf ansehnliche Stationen zurückblicken. Seien es nun Berrys Einsätze mit Keith Emerson und Carl Palmer oder die von Kreisl als Support der Hooters oder von Warrant.
Mit "Move On" bekommen wir noch den obligatorischen balladesken Track präsentiert und das darauf folgende "Surrender" bewegt sich anfangs in ruhigeren Gefilden, hat auch nicht viel mit dem gleichnamigen Kracher von Cheap Trick gemein. "Walk Away" kommt etwas elektronisch 'infiziert' daher und präsentiert uns am Mikro in erster Linie die Gastsängerin Krakovesky, die somit für ein wenig Abwechslung in der Playlist sorgt. Zum Ausstieg aus der CD dürfen wir noch dem Midtempo-Song "Days Gone By" lauschen, der uns mit eingängiger Hookline und Refrain verabschiedet, bevor nach etwas mehr als einer Stunde mit dieser Scheibe Schluss ist. Eine Stunde mit durchaus gefälligem Mainstream der Marke Classic/Pop Rock amerikanischer Provenienz, gut gemacht, ohne großen Hitverdacht, aber tauglich für jede Sendezeit im Radio und nicht nur für die 'X-Stations', die grenznahen Rock-Radiosender, die u. a. in den USA indiziertes Song-Material ohne Repressalien erwarten zu müssen, aus Mexiko über die Grenze in die Vereinigten Staaten senden und sich somit einer großen Beliebtheit erfreuen.
Line-up:
Patrick Kreisl (lead & rhythm guitars, bass, vocals)
Robert Berry (drums, bass, Hammond B3, keyboards, backing vocals)
Kira Krakovesky (lead & backing vocals)
Steve Welsh (backing vocals - #5)
Tracklist |
01:Kiss And Say Goodbye
02:With You
03:Flight To Paradise
04:This Time
05:Little Willy
06:I Know
07:Song On The Radio
08:Shadow Of The Night
09:Move On
10:Surrender
11:Walk Away
12:Days Gone By |
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