Krokus / Dirty Dynamite
Dirty Dynamite Spielzeit: 44:09
Medium: CD
Label: Sony Music, 2013
Stil: Hard Rock

Review vom 27.03.2013


Ilka Heiser
Endlich, die Sonne scheint und schon strecken vorwitzig die Krokusse ihre Blütenköpfe den wärmenden Strahlen entgegen. Ja, es ist Frühling und man bekommt Lust auf Party mit Grill und guter Mugge. Das mögen sich die 'Frühjahrsblüher' aus dem Alpenländle wohl auch gedacht haben und werfen, passend zur Jahreszeit, ihre neue Scheibe "Dirty Dynamite" auf den Markt. Lange genug hat es schließlich gedauert, immerhin ganze drei Jahre, bis die Krokus-hungrige Meute nun endlich amtlich bedient wird.
Keine Kosten und Mühen hat man gescheut, um sich für das neue Album bestens zu rüsten. So begab man sich dorthin, wo große Namen wie die Beatles, Glenn Miller, The Hollies, Pink Floyd u.v.a. bereits ihre Duftmarken hinterließen: in die legendären Londoner Abbey Road Studios. Vermutlich sollte die dort herrschende, ganz besondere Atmosphäre die Band inspirieren.
Die Truppe spielt fast wieder in Original-Besetzung. Mit dabei u.a. auch Mandy Meyer, der bereits 1980 sein Debüt gab, sich jedoch nach zwei Jahren anderen Projekten (u.a. Cobra, Asia, Gotthard) widmete, um 2005 wieder einzusteigen und Fernando von Arb an der Leadgitarre zu ersetzen.
2008 kehrte Fernando von Arb ebenfalls zu Krokus zurück. Doch Mandy Meyer war nicht überzeugt, dass es in einer Besetzung mit drei Gitarristen funktionieren wird. Er übernahm 2009 den Axtposten bei Unisonic.
Als die Schweizer 2012 am neuen Album "Dirty Dynamite" werkelten, war Meyer dann doch wieder mit an Bord. Die Band war von dem Triple Axe-Sound so sehr begeistert, dass man sich entschied, fortan mit drei Gitarristen zu spielen.
Den Drumhocker übernahm für Freddy Steady Kosta Zafiriou. Letzterer schwingt bereits seit Hoodoo die Stöcke für die Hardrocker.
Ganz offensichtlich hat die Londoner Studio-Atmosphäre ihre entsprechende Wirkung nicht verfehlt und auch Chris von Rohr hat bei der Produktion ganze Arbeit geleistet.
Das Ergebnis ist ein handgemachtes, dreckiges und sehr ehrliches Rockalbum, das 17. übrigens. Die 13 Songs versprühen einen ruppigen Charme und machen definitiv Spaß. Live gespielt werden sie die Fans unweigerlich zum Mattenschütteln veranlassen und so manchen Bierbecher zum Überschwappen bringen. Altersmüdigkeit? Von wegen! Fäuste in die Luft und mitgegrölt: "Hallelujah Rock'n'Roll"! Dieser Titel wird wohl die neue Stadion-Hymne für Krokus werden.
Es wird straight nach vorn gerockt ("Go Baby Go"), es wird gestampft ("Hardrocking Man") und geshuffelt ("Rattlesnake Rumble") oder auch gebluesrockt ("Dirty Dynamite"), dass es eine wahre Freude ist, denn für Krokus gilt das Bandmotto: "Let The Good Times Roll"!
"Betta Than Sex'" und auch "Dög Song" wecken Erinnerungen an einstige Großtaten der
Aussie-Rocker und hätten beide ohne weiteres einen Ehrenplatz auf einem ihrer Alben bekommen.
"Help", eine Hommage an die 'Fab Four', welche im Duett mit Marc Storace und Überraschungsgast Tommy Heart (Fair Warning und Soul Doctor) gesungen wird und anständig aufgepeppt wurde, ist die einzige Ballade und sorgt für eine kurze Verschnaufpause.
Fetzige Riffs, raue und ungeschliffene Gitarrensoli sind das Markenzeichen von "Yellow Mary".
"Live Ma Life", schnörkellos, kraftvoll und dynamisch und so ziemlich die härteste Nummer auf der Scheibe, da kommen die alten Knochen ordentlich in Bewegung und die Lauscher beginnen zu glühen.
Fakt ist - nach jedem weiteren Durchlauf der Platte fräsen sich die Stücke mehr und mehr in die Gehörgänge.
Apropos AC/DC: Auffallend ist immer wieder das klasse Shouting von Marc Storace, der die Texte voller Inbrunst ins Mikro rotzt und Erinnerungen an den jungen Brian Johnson weckt, als dieser 1980 seine Feuertaufe grandios bei AC/DC bestand.
Mit diesem Album haben die Krokusse ordentlich vorgelegt und können damit den australischen Rock-Kollegen anständig das Fürchten lehren. Man darf schon jetzt gespannt auf deren Reaktionen sein.
Lassen wir zum Abschluss Mark Kohler zu Wort kommen: »Dies ist nicht einfach ein weiteres Krokus-Album. Ich glaube, es ist uns definitiv ein weiterer Rockmeilenstein gelungen.«
Recht hat er! Also - Pommesgabel nach oben!
Line-up:
Marc Storace (vocals)
Fernando von Arb (guitar)
Mark Kohler (guitar)
Chris von Rohr (bass)
Mandy Meyer (guitar)

Guests:
Kosta Zafiriou (drums)
Mark Fox (vocals)
Tommy Heart (vocals)
Tracklist
01:Hallelujah Rock'n'Roll
02:Go Baby Go
03:Rattlesnake Rumble
04:Dirty Dynamite
05:Let The Good Times Roll
06:Help
07:Better Than Sex
09:Dög Song
10:Yellow Mary
11:Bailout Blues
12:Live Ma Life
13:Hardrocking Man
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