Michael Kiske / Past In Different Ways
Past In Different Ways Spielzeit: 52:00
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2008
Stil: Acoustic Rock

Review vom 15.05.2008


Tom H. Machoy
Michael Kiske (als Name) sagte mir erst mal so gar nichts. Völlig unbedarft (mal wieder) habe ich mich von Acoustic Rock leiten lassen, weil das ja eher Präzision und instrumentales Feingefühl bedeutet, und weil auf solchen Alben Technik sowie handwerkliches Geschick an den Instrumenten gefragt ist. Kein großer technischer Schnickschnack, so meine erste Überlegung.
(Wegen Kiske: Gut, dass du nun bei uns schreibst und wir verdonnern dich jetzt einmal zum kompletten Lesen des Magazines, bis du alle Stellen, an denen Michael Kiske auftaucht rückwärts aufsagen kannst. [Die Redaktion]).
Dass die CD was mit Heavy Metal zu tun hat, machte mir schon das Label Frontiers Records klar. Schlager war - bloß gut! - also nicht zu erwarten. So die zweite Überlegung.
Eingeworfen das Teil, ohne großes Lesen (ein Augenschmaus, das Cover) - erst mal hören... . Die ersten Takte, die ersten Gesangszeilen, Moment - die Stimme ist doch…, auch nach all den Jahren unverkennbar Helloween, na klar!!
(Wegen Kiske: Na bitte, geht doch. [Die Redaktion]).
Waschzettel her, CD-Archiv unter H wie Helloween; 80er und frühe 90er Jahre des letzten Jahrtausends, Keeper Of The Seven Keys, alle Teile, "Chameleon", das waren noch Zeiten. Dann ging es ohne Michael Kiske weiter mit Helloween (u.a. "The Time Of The Oath" (1996), "Metal Jukebox" (1999, witzig gemacht). Muss ehrlich sagen, dass ich nachlesen musste, was der Mann in den letzten zehn Jahren so gemacht hat. Mir sagt weder sein Debüt-Album "Instant Clarity" (1996) mit Adrian Smith von Iron Maiden etwas, noch sein Projekt Place Vendome, in dem er mit Mitgliedern der Gruppen Pink Cream 69 und Vanden Plas zusammenspielte, noch sein drittes Solo-Album "Kiske" aus 2006. Jedenfalls war Herr Kiske nicht untätig und die Musikbranche ist ja so ein weites Feld, dass der ein oder andere schon mal eine Zeit lang nur an der Seite steht.
Über all die Gerüchte, Gesagtes oder Nichtbehauptetes, über Streit unter den Musikerkollegen, nicht entstandene Reunion-Konzerte Helloweens…, wie auch immer, werde ich mich nicht auslassen, das überlasse ich der Boulevard-Presse. Da wird es zu persönlich und ob Kiske die Scheibe wegen 'ner schnellen Mark gemacht hat, ist mir ziemlich egal.
Natürlich darf hier niemand den Kracher mit fliegenden, abgeschlagenen Kürbisköpfen erwarten: ein Acoustic-Album eben. Aber es sind zehn Helloween-Titel im neuen Gewand, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken und ein nagelneuer, eigener Titel an elfter Stelle. Und sie kommen allesamt sachter, sanfter, softiger eben daher. Und wer das nicht will, sollte sich die CD nicht anhören. ABER: Er verpasst dann die Art von Feeling, die es nur in Metal-Balladen gibt. Für den HARTEN Metal-Fan sind es Schnulzen, für den Zuhörer Perlen auf der CD.
Für mich sind sämtliche Arrangements perfekt in Szene gesetzt. Fantastische Musiker in großartigem Zusammenspiel. Zum Einsatz kommen, neben Gitarre (Sandro Giampietro, Michael Kiske), Bass (Fontaine Burnett) und Schlagzeug (Karsten Nagel) auch Geige und Klavier (Hanmarie Spiegl), Trompete (Benny Brown) sowie Akkordeon (Georg Spiegl).
Durch die akustischen Gitarren bekommen bekannte Titel (z.B. "We Got The Right") oftmals einen leicht spanisch-südamerikanischen Einschlag, der dann noch durch die geblasenen Noten verstärkt wird und einen zum Feiern auffordernden Touch: Her mit Kürbisschnaps und -brot!
Ansonsten hält er sich an die klassischen Vorgaben mit wenig Änderung, alles ist leicht zu erkennen, was für mich keinen erheblichen Makel der CD darstellt. Es stört mich auch nicht, dass "I Believe" mit bescheidenen 7:42 Minuten über einer Minute hinter dem Original zurückbleibt.
Stimmlich befindet sich Michael Kiske auf gutem Niveau, hab ihn ja auch gleich erkannt, da gibt es auch nicht zu viel zu kritteln. Leichtes Vibrato, meist (in "I Believe" wird es knapp) auch noch kräftig und stabil in den höheren Bereichen.
Ob besser? Anders auf jeden Fall.
Mein letzter Platz auf "Past In Different Ways" ist der Chor in "When The Sinner". Das hätte so nicht sein müssen, neben der klasse Instrumentierung (starke Gitarren und Bläser). Hier verkneife ich mir die subjektive Einschätzung 'versaut den Titel' nicht.
Der eigene, neue, beigesteuerte Track, "Different Ways" spiegelt das vorab Gehörte zusammengefasst wieder, mit viel Geigenuntermalung zur akustischen Gitarre. Sanft gestimmt in der Ausdrucksweise und Instrumentierung - es sind eben "Different Ways".
Vielleicht was für Helloween-Sammler, sicher nichts für Leute, die nur 'Hartes' hören! Auf jeden Fall was für mich (in einer ruhigen Stunde).
Meine Hörtipps: "We Got The Right", "Different Ways".
Tracklist
01:You Always Walk Alone
02:We Got The Right
03:I Believe
04:Longing
05:Your Turn
06:Kids Of The Century
07:In The Night
08:Going Home
09:A Little Time
10:When The Sinner
11:Different Ways
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