Patricia Kaas / 19 par Patricia Kaas
19 par Patricia Kaas Spielzeit: 76:03
Medium: CD
Label: Sony Music, 2009
Stil: Pop

Review vom 09.12.2009


Wolfgang Giese
19 oder 'Dix Neuf' - soll heißen, dass sich auf dieser CD 19 Titel aus der langen Karriere der 1966 in Lothringen geborenen Künstlerin befinden.
Diese Karriere begann, als sie bereits im Alter von acht Jahren auf der Bühne stand. Nach ersten kleinen Engagements wurde schließlich 1985 das schicksalhafte Jahr.
Der Schauspieler Gérard Depardieu war es, der Patricia entdeckte und sie in für die Musik wichtigen Kreisen empfahl.
Nach einer ersten erfolglosen Single war es dann der noch heute bekannte Titel "Mademoiselle Chante Le Blues", der ihr 1987 einen ersten Charterfolg bescherte. Dieses Stück befindet sich auf dieser Kompilation als Liveversion. Die erste Langspielplatte erschien 1988, betitelt "Mademoiselle Chante...", ein übrigens immens erfolgreiches Album!
Acht weitere Platten folgten, und nun diese Kollektion mit einem Überblick ihres Werkes. Gut, dass man nicht die Bezeichnung "Best Of" wählte, denn das ist letztlich immer so ein relativer Begriff. Bei Zusammenstellungen würde ich solche Bezeichnungen immer meiden.
Da die Sängerin nach dem ersten Album bereits die Plattenfirma wechselte, fehlen Titel des ersten Werkes. Schade.
Die beiden ersten erfolgreichen Singles finden wir hier deshalb wohl als Liveversionen. Insofern stammen die ältesten Titel auf "19…" von der 1990 erschienenen Platte, "Les Hommes Qui Passent" und "Une Derniere Semaine à New York".
Von der bis dato letzten Platte, "Kabaret" finden wir drei Songs: "Une Dernière Fois" ,"Kabaret" und "Et S'il Fallait Le Faire".
Die französische Sprache in der Musik bringt man in der Regel sehr schnell in Verbindung mit Chansons. Gut, Patricia Kaas ist auch nicht ganz frei davon, doch ist sie beileibe nicht die typische Chansonsängerin. Zu stark ist ihr Vortrag durchzogen von Blues, Jazz und Rock.
Und sie hat auch die Stimme dafür. So ähneln ihre Phrasierungen eher den Sängerinnen des Jazz als all jenen, die Chansons singen oder auch im Bereich der Rockmusik tätig sind. Sie vermag die Töne mit dieser speziell bluesigen Note zu ziehen und den Titeln auf einzigartige Weise Ausdruck zu verleihen. Ich selbst mag diese Stimme, die zart und rau gleichzeitig sein kann, mit einem Ausdruck, der sowohl zerbrechlich als auch 'rotzfrech', als auch frivol erscheinen kann.
Für mich gibt es an der vielseitig dargebotenen Musik, die sich über den Zeitraum von fast 20 Jahren erstreckt, nichts zu kritisieren. Der eine oder andere Track vermag wohl meinen subjektiven Musikgeschmack nicht unbedingt zu erfüllen. Zu bemängeln ist wohl eher, dass diese Platte für einen Überblick über die Karriere viel zu kurz geraten ist, dass, wie bereits erwähnt, die erste Platte nicht berücksichtigt wurde und - stellvertretend für all diejenigen, die Liebhaber der Musik der Künstlerin sind - dass hier eine für diesen Personenkreis völlig überflüssige CD erschienen ist, denn sie werden eh schon alles besitzen.
Also - keine unveröffentlichten Titel, Alternativfassungen, die es für die Sammler noch interessant hätten machen können.
Für alle anderen, denen es nichts ausmacht, nur eine magere Karriereübersicht zu erhalten, ist die Scheibe eine wirklich schöne Zusammenstellung und auch relativ repräsentativ.
Aus der Reihe tanzen der deutsche Titel "Unter der Haut", aufgenommen mit dem Tenor Erkan Aki, das von Peter Plate (vgl. Rosenstolz) verfasste "Herz eines Kämpfers" und der Song, mit dem die Künstlerin Frankreich 2009 beim 'Eurovision Song Contest' vertrat: "Et S'il Fallait Le Faire".
Es ist eine bunte Mischung, die musikalisch jene Zeit gut repräsentiert, in der sie aufgenommen wurde. Mal mehr, mal weniger keyboardorientiert, mal mit Rockelementen versehen ("Je Le Garde Pour Toi"), mal ein Sound, der oft in Anklängen an die Musik Peter Gabriels erinnert, dann wieder wunderbar folkige Anleihen ("Une Fille De L'est").
Etwas anders, als man es hätte erwarten können, der von seinem Schöpfer Jacques Brel einst so dramatisch vorgetragene Song "Ne Me Quitte Pas", hier in Englisch als "If You Go Away". Kaas bringt ihre eigene Art von Dramatik hinein, es klingt nicht gar so verzweifelt, erreicht aber auch nicht die Intensität jener umwerfenden englischen Version von Scott Walker, fast kommt der Titel hier 'zu schön'.
"Kabaret" schließlich, mit klimperndem Piano, entführt uns in die frivole Welt des Kabaretts, in diese verrufene Umgebung - auch sehr souverän vorgetragen. Der letzte Titel ist so, wie man sich eine französisch singende Künstlerin vielleicht am ehesten vorstellt. "Une Derniere Fois" scheint uns mit auch eingesetztem Sprechgesang, Worten wie "amour" und schmachtenden Akkordeonklängen und leicht jazzigen Elementen in ein nächtliches Paris entführen zu wollen. Ein gelungener Abschluss, der Lust macht auf mehr.

Sie hat schon Klasse, diese Frau!
Tracklist
01:Mademoiselle Chante Le Blues (live)
02:D'Allemagne (live)
03:Mon Mec A Moi (live)
04:Les Hommes Qui Passent
05:Une Derniere Semaine A New-York
06:Entrer Dans La Lumiere
07:Il Me Dit Que Je Suis Belle
08:Quand J'ai Peur De Tout
09:Je Voudrais La Connaitre
10:Ma Liberte Contre La Tienne
11:Une Fille De L'est
12:Unter der Haut
13:If You Go Away
14:Ou Sont Les Hommes
15:Je Le Garde Pour Toi
16:Herz eines Kämpfers
17:Et S'il Fallait Le Faire
18:Kabaret
19:Une Derniere Fois
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