Till Kersting / Changing Faces
Changing Faces
'Lego'-Eisenbahn, erste 'Fender Strat', Irrwege, Style, Blues, Soul, Pop, Band formieren, Live auf der Bühne, Hilfe, Plattenfirma 'ZYX'.
Till Kersting hat wohl schon so einige Höhen und Tiefen, Wechselbäder der Gefühle erlebt, bis er endlich sein 'Baby' mit dem Titel "Changing Faces" in Händen halten konnte.
Der Dom, der Podolski (er und andere werden es bei der WM schon richten), der 1. FC, Früh-Kölsch (Prost Edwin).
Will sagen, dass Till Kersting in der Kölner Szene wohl kein Unbekannter ist. Vor "Changing Faces" ging es mir möglicherweise wie vielen: Till Kersting, wer ist das?
Seine Kindheit lässt sich ohne Untertreibung mit 'Wanderschaft' betiteln. Davon träumen (heute noch?) doch viele Kinder. Manege, Artisten, Zirkus. Till Kersting hat dort seine Kindheit verbracht und war unendliche Kilometer 'on the road'.
Er beginnt Gitarre zu spielen, entdeckt den Blues und Jazz. Eine musikalische Zwischenstation war die deutsche Popgruppe Tuesdays.
Letztendlich formiert er seine aktuelle Band, zieht auf andere Weise durch die Lande, nämlich mit Live-Auftritten, schreibt Songs, die auf der Bühne wachsen und gedeihen.
Schließlich nimmt er zusammen mit der Band in den 'Hansahaus Studios', Bonn, seine erste CD auf.
Die Rhythm-Section bilden Michael Paffen (Bass) und Bert Smaak (Drums). Letzterer hat schon mit Focus und Jon Lord (ex- Deep Purple) zusammen gearbeitet.
An den Keyboards sitzt mit Noel Stevens gerade auch kein Wildfremder.
Mit Ilona Gerulat, Daniela Panteleit und dem australischen Sänger Grant Stevens hat sich Till Kersting eine 1-A Backing-Vocals-Gruppe ins Studio geholt.
Der groovende Rhythmus von "If You Ever Had It Better" hat mich dann gepackt. Blues der Güteklasse eines Little Milton oder des jungen dänischen Bluesers Mike Andersen und seiner Band.
Leicht rockig/funky Elemente hat "Summer In The City". Auch hier ist augenfällig, wie gut Till Kerstings Vocals mit den Backing Vocals ein Ganzes bilden. Der eingängige Refrain, auch a cappella geboten, geht runter wie Öl.
Wenn Till Kersting zur halbakustischen Gitarre greift, die durch ihren Klang eine unheimliche Wärme ausstrahlt, sind wir bei "Love & Responsibility" angekommen.
Wieder einer dieser groovenden Songs, die es schön verteilt auf "Changing Faces" gibt, hier allerdings mit einer deutlich jazzigen Portion.
Beginnt "I Don't Care" auch mit diesen jazzigen Zutaten, entwickelt sich der Song zu einem richtig emotionsgeladenen Slowblueser.
Seine ganz persönliche Freude, Zufriedenheit und Feelings drückt Kersting in "Move To The Groove" aus. Wie ist das, wenn man zu einem Gig fährt, den Soundcheck macht und die Zuschauer mit seiner Musik begeistert?
Nein, Till Kersting ist nicht zu jung, um diese Melange aus Blues, Jazz und Soul zu vertreten. Auch mit "Girls, Girls Everywhere" stellt er das unter Beweis.
Einem Song von der Klasse eines "Honky Tonky Girl" könnte auch eine fette Horn-Section gut zu Gesicht stehen. Feine Breaks, Till Kerstings Stimme mal, wie in anderen Tracks auch, etwas rauer, verbuche ich diesen Beitrag auch eindeutig auf der Habenseite dieses Silberlings.
Abgerundet wird der Kersting-Gitarrensound durch eine Slide-Einlage im Uptempo-Track "Lie On Me". Davon hätte ich mir auf "Changing Faces" durchaus mehr gewünscht. Aber nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden.
An den Reglern im Studio saß Klaus Genuit, der bereits Alben für Maceo Parker, Bill Evans, Joe Zawinul, Jon Lord und den Brecker Brothers aufgenommen und gemischt hat.
Da das Album innerhalb von drei Tagen aufgenommen wurde, liefert "Changing Faces" mit seinen 12 Eigenkompositionen bestimmt auch etwas von der Livequalität der Till Kersting Band.
Der Sound der CD ist herausragend.
Hinzufügen sollte ich noch, dass Till Kersting beim Entertainer Marius Jung Gitarre spielt. The Germans heißt das Projekt.
Man kann Till Kersting nur wünschen, dass er sich mit seinem 'Baby' über die Grenzen von Köln hinaus in ganz Deutschland und im Ausland einen Namen macht.
Ein mehr als solides Fundament hat er mit "Changing Faces" geschaffen. Darauf lässt sich vorzüglich ein mehrstöckiges Haus bauen.
Wir dürfen in der Zukunft auf weitere Veröffentlichungen eines Till Kersting gespannt sein.


Spielzeit: 48:03, Medium: CD, Pepper Cake/ZYX , 2006
1:Loving You Is A Wonder 2:If You Ever Had It Better 3:Summer In The City 4:Changing Faces 5:Love & Responsibility 6:Honky Tonky Girl 7:Move To The Groove 8:Cinderalla Sunshine 9:Girls, Girls Everywhere 10:I Don't Care 11:Lie On Me 12:Feel Alright
Joachim P. Brookes, 19.04.2006