Amos Lee / Last Days At The Lodge
Last Days At The Lodge Spielzeit: 37:56
Medium: CD
Label: Blue Note Records, 2008
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 20.10.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Eigentlich verwunderlich, bisher noch nie etwas von dem amerikanischen Gitarristen und Sänger Amos Lee gehört zu haben, legt er doch mit "Last Days At The Lodge" seit 2005 sein mittlerweile drittes Album vor und wer sich da so im Line-up der CD tummelt, ist ja erste Sahne. Allesamt Namen, die alleine schon für hervorragende Musik sorgen dürften...
Don Was, der in zwei Songs auch die Tasten und dicken Saiten bediente, hat produziert und wenn man die 37 Minuten Revue passieren lässt, weht ein Hauch von Bill Withers und Marvin Gaye durch den Raum.
Lee singt mit viel Soul in der Stimme, die er auch in den höheren Lagen perfekt einsetzt und mit der akustischen Gitarre scheint er verwachsen zu sein.
Die musikalische Bandbreite des "... Lodge"-Albums ist respektabel. Vielleicht ein wenig zu redundant, was er sich da zwischen Soul, Folk, Rock, Jazz und Country zutraut, denn oft verderben viele Genre-Köche vielleicht den Brei...
Die Platte verfügt über einige Perlen, hat aber auch Songs von Kieselstein-Qualität dabei.
Mit "Listen" startet er geradezu relaxt rockig-groovend. Der Jazz-Drummer James Gadson bringt gutes Treiben in den Song und Bramhalls Gitarre rifft klasse. Mit einer kurzen Keyboard-Überleitung von Ramie Jaffee geht es weiter im Thema und Lee liefert mit dem Opener eine tolle Perlen-Einleitung für sein aktuelles Album ab. "Won't Let Me Go", eine klasse Soul-Nummer vor dem Herrn... würde auch in die Edelstein-Sammlung kommen, wenn da nicht diese zuckersüßen Streicher aus der Retorte wären, die während der Spielzeit immer mehr Überhand gewinnen. Wer hat bloß die Idee gehabt, diesen Song so zu arrangieren. Schade drum. Gottlob hatte Larry Gold nur hier die Finger an den Knöpfen.
Für diese Schlappe, gemessen an den anderen Nummern, muss Ersatz her.
Amos Lee muss wieder, um es mal sportlich auszudrücken, Boden gut machen.
Da kommt "Truth" ja gerade recht. Soulige Stimme gepaart mit bluesigem Feeling. Geht doch und Doyle Bramhall II ist in seinem Element. Dieses Stück ist einzig und alleine mit dem Vorzeige-Quartett eingespielt worden und gehört eindeutig auch zu den CD-Kostbarkeiten.
Eine weitere Blues-orientierte Nummer hat der ehemalige Förderschullehrer aus Philadelphia mit "Street Corner Preacher" im Angebot. Hier ist Justin Stanley, durch Overdubbing für verdammt viel zuständig: Keyboards, Bass sowie Drums spielt er und das macht er richtig gut. Die Kombination aus Lees Akustischer und Bramhalls E-Gitarre ist klasse, nicht nur in dieser Komposition. Bei dem langen Line-up sind diese beiden Musiker übriges die einzigen Beiden, die für 6-Saiter zuständig sind.
Mit einem von Don Was gezupften Kontrabass sowie Greg Liesz an der Pedal Steel und Banjo ist "Ease Back" ein weiterer Hinhörer, mit dem Lee den Country/Folk-Acker bearbeitet. Der Track hat nicht ganz die Klasse bereits vorher gelisteter Nummern, kann allerdings auf der Haben-Seite verbucht werden.
Mit Falsett-Stimme singt der Amerikaner "Jails And Bombs" und er eifert den Vorbildern Withers sowie Gaye nach. Klar, bei diesem Timbre ist der Curtis Mayfield auch nicht weit entfernt.
Lee ist ein klasse Gitarrist, stellt sein Spiel allerdings nicht gerade in den Vordergrund des Geschehens. Ein Solo von ihm konnte ich nicht ausmachen, wenn man mal davon absieht, dass er "Kid" alleine eröffnet.
Patrick Leonhard ist es, der in dieser zurückhaltenden Nummer an Harmonium sowie Hammond zeigt, was er drauf hat. Bramhall ergänzt den Sound durch nur wenige Riffs, die es aber in sich haben.
Legt man die Perlen-Messlatte an, ist "What's Been Going On" weder Fisch noch Fleisch. Ein guter Refrain ist halt nicht alles...
Genauso ergeht es einem mit "It Started To Rain", das den Kohl auch nicht fetter macht.
Eindeutig kann Amos Lee allerdings mit seiner Stimme punkten, egal wie oder wo auf der Platte. Das ist alleine schon eine Uhr wert.
Würde er doch nur für weniger entscheiden, wäre das bestimmt ein deutliches Mehr...
Dennoch bleibt festzustellen, dass sich so mancher Singer/Songwriter für solche Songs ziemlich strecken muss. Auf welchem Niveau klagt man eigentlich?
Amos Lee liegt mit seiner "Last Days At The Lodge", das übrigens innerhalb einer Woche im Kasten war, einiges über dem Durchschnitt dieses Genres und erspielt sich durch die elf Songs insgesamt 7 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Amos Lee (vocals, guitar)

Featuring:
Dolye Bramhall, Jr. (guitar)
Spooner Oldham (keyboards)
Pino Palladino (bass)
James Gadson (drums)

With:
Greg Liesz (pedal steel, banjo - #3, 10)
Ramie Jaffee (keyboards - #1, 5)
Jamie Muhoberac (additional keyboards - #2, 8)
Justin Stanley (keyboards - #6, bass - #6, drums - #5, 6, percussion - #5)
Don Was (keyboards - #9, acoustic bass - #10)
Patrick Leonhard (harmonium, Hammond B3 - #9)
Larry Gold (string arrangement - #2)
Tracklist
01:Listen (3:09)
02:Won't Let Me Go (4:16)
03:Baby I Want You (2:59)
04:Truth (3:21)
05:What's Been Going On (4:14)
06:Street Corner Preacher (3:11)
07:It Started To Rain (3:04)
08:Jails And Bombs (2:53)
09:Kid (3:11)
10:Ease Back (4:31)
11:Better Days (2:50)
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