Aynsley Lister / Equilibrium
Equilibrium Spielzeit: 52:39
Medium: CD
Label: Manhaton Records, 2009
Stil: Blues Rock

Review vom 18.03.2009


Mike Kempf
Der 33-jährige britische Blues Rocker Aynsley Lister hat mit "Equilibrium" zum bevorstehenden Osterfest ein Album auf den Markt gebracht, das einmal mehr seine Ausnahmestellung im modernen Blues Rock unterstreicht. Für eine Qualitätssteigerung gegenüber seiner vorherigen Tonträger sorgte Gitarrist Robbie McIntosh, der sonst eigentlich für John Mayer tätig ist, aber auch schon für
Paul McCartney seine Dienste zur Verfügung stellte. Auf diesem Album macht Lister große Fortschritte auch im Songwriting, denn bis auf "Crazy" (Burton) stammen alle Tracks aus seiner eigenen Feder. So erwartet den Musikfreund des gehobenen Standards ein Silberling mit kraftvollen Melodien, impulsiven Blues-Riffs und ausgereiften Texten, die alle im Begleitheftchen abgedruckt sind.
Von Anfang an wird dem Zuhörer Blues Rock der absoluten Spitzenklasse geboten. Zwischenzeitlich geht die Tendenz von "Equilibrium" in den Slow-Blues über, um hinten raus wieder enorm an Fahrt zuzulegen. Der Eröffnungstrack "Soul" besticht mit einer einprägenden Melodie, die sich ziemlich beharrlich in den Ohren festsetzt. Bei "Time's Up" legt Aynsley erstmal ne Schippe drauf und kommt fast dem Hard Rock nah, doch nach diesem kurzen, schnelllebigen Track folgt mit "What's It All About" eine Slow Blues-Nummer, die nicht nur durch erstklassige Soli, sondern auch von einem soften Gesang geprägt ist.
Schon nach drei Nummern wird mir klar, dass an diesem Abend das Scheibchen meinen Player nicht verlassen wird. "Forever" ist im Stile von Chris Rea vorgetragen und findet vor allem bei meinen weiblichen Testhörern großen Anklang. Für den Vortrag von "Crazy" benötigt Lister lediglich eine Akustikklampfe und seine Stimme, wobei er beweist, dass großartige Musiker zur Not auch mit nur einem Instrument auskommen. Klasse Aynsley!
Erwartungsgemäß folgt nach dieser Ruhephase wieder ein astreiner Blues Rock. "Big Sleep" heißt der Song, von wegen 'Großer Schlaf', er hätte den Song anhand der Dynamik eher 'Hello Awake' betiteln sollen, denn hier geht die Post ab.
Wenn es bei diesem Tonträger eine Schwachstelle geben sollte, dann vielleicht bei "Running On Empty", der für meinen Geschmack nicht allzu große Akzente setzt. Doch der Silberling findet schnell auf die Erfolgspur zurück, "Superficial" heißt der Schmusi-Bluesi, der wiederum durch den Gesang und die hochwertigen Soli der Stromgitarre hervorsticht. Doch hier sollte man schon empfänglich für Töne der ruhigen Art sein. Das gilt auch für "Early Morning Dew", das ebenfalls sehr behutsam präsentiert und wohl eher bei Listers weiblichen Fans für Pluspunkte sorgen wird.
So, nun sind aber wieder die Fans der härteren Gangart dran, Fans, die von Aynsleys Live-Auftritten doch eher den reinen Blues Rock gewöhnt sind. Da ist "Running Out On Me" genau die richtige Nummer, um den Kreislauf wieder in Wallung zu bringen. Rasantes Bearbeiten der E-Klampfen, tolle Rhythmiker, klasse Gesangseinlagen und spielstarke Soli lassen diesen Track zu meinem persönlichen Highlight des Tonträgers werden. Auch "Sugar Low" ist mit dem selben Attributen ausgestattet und passt sich seinem Vorgänger nahtlos an.
Zum Schluss hat sich Lister für "Hurricane" entschieden, doch anders als der Titel es erwarten lässt, bläst einem kein Sturm um die Ohren. Und trotzdem ist es eine Nummer des gehobenen Anspruchs, eben eine typische Lister-Nummer, die mit spektakulären Soli für ein grandioses Finale sorgt.
Es bleibt festzuhalten, dass Aynsley Lister sich noch nie so vielseitig präsentiert hat. Der Sound ist perfekt abgemischt und kommt glasklar rüber. Allerdings sollte der reine Blues Rock-Fan für alle Facetten des Blues offen sein. So werden die Liebhaber der schnellen, gitarrenlastigen Vorträge fündig, aber auch die Fans der ruhigen unspektakulären Töne! Immerhin wurde Lister erst kürzlich beim Classic Rock-Magazin in die Liste der zehn aufstrebenden und innovativsten modernen Blues/Rock-Musiker, neben Jack White, John Mayer, Jonny Lang und Joe Bonamassa als einziger Europäer gewählt.
Line-up:
Aynsley Lister (guitar, vocals)
Robbie McIntosh (bass, electric & acoustic guitars)
Simon Johnson (bass, electric & acoustic guitars)
Paul Beavis (drums, percussion)
Steve Darrell Smith (keyboards, backing vocals)
Tracklist
01:Soul
02:Time's Up
03:What's It All About
04:Forever
05:Crazy
06:Big Sleep
07:Running On Empty
08:Superficial
09:Early Morning Dew
10:Running Out On Me
11:Sugar Low
12:Hurricane
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