Aynsley Lister Band
Live In Concert, 7. Oktober 2005
Bluesgarage, Isernhagen
Aynsley Lister
Aynsley ListerVor ein paar Monaten fiel mir im Rahmen des Korrekturlesens ein Konzertbericht in die Hände, der sofort meine ganze Aufmerksamkeit erregte. Redaktionskollege Olaf beschrieb einen Gig im Bremer 'Meisenfrei' über einen Gitarristen, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt nur den Namen kannte: Aynsley Lister. Und was ich dort las, das hörte sich richtig gut an. Bluesrock vom Feinsten. Das war genau das Richtige für mich. In der letzten Zeit hatte ich bei Auftritten von Walter Trout, Julian Sas und Joe Bonamassa nur durchweg gute Konzerte erlebt. Warum nicht auch bei Aynsley Lister und seiner Band? Das ist eben das Gute an der Rocktimes-Familie, das wir uns untereinander perfekt ergänzen. So war es eine Kleinigkeit, mehr über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Als nächstes besorgte ich mir ein bisschen Musik aus der Retorte und brauchte dann nur darauf zu warten, das Herr Lister in meiner Nähe auftauchen würde. Schon ein paar Tage später stand der Termin fest, denn beim nächsten Tourdates-Update von der 'Bluesgarage' erschien die Aynsley Lister Band in der Vorschau von Henry und seinen Mannen.
Aynsley listerUnd heute war es nun soweit. Wie immer bei solchen Anlässen kribbelte es bei mir vor Erwartung. Die Gespräche im Vorfeld steigerten diesen Zustand noch. Ich war wirklich neugierig, wie sich eine so junge Band zu solcher Musik auf der Bühne präsentieren würde. Würde es große Showeinlagen oder Posen geben, was heutzutage ja oft bei relativ neuen Gruppen der Fall ist, oder hatte man solche Mätzchen gar nicht nötig und konnte dafür musikalisch überzeugen? Um es kurz zu machen, ich wurde nicht enttäuscht.
Aynsley Lister Pünktlich um 22.00 Uhr betrat das Trio die Bühne und legte gleich richtig los. Im Gegensatz zum Auftritt beim WDR 'Rockpalast', wo Aynsley Lister unplugged begann, gab es hier und heute gleich Feuer. "Everything I Need" donnerte aus den Boxen und ich wusste nun endgültig, was an diesem Abend hier abgehen sollte: Blues und Boogie bis zum Abwinken. Auch von irgendwelchen Allüren keine Spur. Da standen drei junge Musiker auf der Bühne, die nur eins wollten: gute Musik machen und dem anwesenden Publikum einen schönen Abend bereiten. Rechts am Rand bediente James Townend die tiefen Saiten. Der 27 jährige ließ den Leuten vor der Bühne durch sein druckvolles Spiel die Gedärme vibrieren und spornte sich selbst mit intensivem Ganzkörperbanging an. Links außen hatte sich der Namensgeber am Mikrofon postiert, doch da blieb er natürlich nicht lange stehen. Unermüdlich war er in Bewegung, riss die Saiten in der Bühnenmitte an, kam vor zum Rand, um sich dort, ganz nah an den Zuhörern, ins nächste Solo zu stürzen. Natürlich kostete ich die Situation voll aus und sah wieder einem guten Gitarristen aus nächster Nähe auf die Finger. Das ist für mich jedes Mal ein ganz besonderes Erlebnis.
Aynsley ListerDie eigentliche Sensation aber war Sarah Jones, und das nicht nur weil ich genetisch ein Mann bin. Die erst 18jährige Schlagzeugerin, seit Februar 2004 in der Aynsley Lister Band, erstaunte mich von Anfang an mit ihrem powervollen Spiel, das ich dieser zierlichen Person niemals zugetraut hätte. Mit dem ganzen Körper unterstrich sie jeden der harten und präzisen Schläge und quittierte den immer wieder aufbrausenden Zwischenapplaus mit einem freundlichen Lächeln. Dabei schien ihr das zweistündige Set körperlich überhaupt nichts auszumachen. Schon fünf Minuten nach dem Ende konnte ich mich kurz mit einer strahlenden und frischen Sarah unterhalten, wobei sie mir unter anderem sagte, dass dieser Abend einen ihrer schönsten Auftritte beinhaltete, den sie bis jetzt erlebt habe. Kann es mehr Lob für das fachkundige Bluesgaragen-Publikum geben?
Aynsley listerDas Konzert selbst bestand aus zwei Teilen, wobei im Ersten die erwarteten Songs gespielt wurden. Deutlich war die Vorliebe Listers für Stevie Ray Vaughan heraus zu hören. Mit der Al Green Nummer "Take Me To The River" beendete er Part One. Teil Zwei begann akustisch. "Rain" hieß der Song, den Aynsley Lister solo und unplugged vorlegte. Doch dann ging es gleich wieder richtig zur Sache. "Ball Of Steel", "Sometimes It Get's To Me" und "Soundman" vom letzten "Live" Album donnerten durch den Saal und dann traute ich meinen Ohren nicht. Der Deep Purple-Klassiker "Hush" erreichte meine Gehörgänge, und wie! Auch ohne Jon Lord's Hammond Orgel wurde hier eine ganz heiße Version abgebrannt. Vor allem die älteren Besucher des Konzertes rieben sich erstaunt die Augen - und waren begeistert.
Aynsley ListerNun war die ohnehin schon gute Stimmung richtig am Kochen. Aynsley Lister spielte mit den Leuten und konnte sie leicht zum Mitsingen und -klatschen bewegen. Einfach nur stark. So war es nicht verwunderlich, das die Band noch zweimal zu Zugaben gerufen wurde. Und hier gab es dann noch zwei weitere Highlights, wurden doch mit "Crosstown Traffic" und "Voodoo Chile" zwei Jimi Hendrix-Stücke wieder zum Leben erweckt. Jetzt hatte Aynsley Lister auch die letzten Zweifler überzeugt, über welche Fähigkeiten er an den sechs Saiten verfügt. Besonderheit bei diesem Schlussteil: Locker vor sich hinspielend startete er zu einem Rundgang durch den Saal, kippte dabei ein Pils an der Theke, besuchte auch noch die obere Etage und beendete das Set, unter donnerndem Applaus, wieder auf der Bühne.
Am Ende des Konzertes waren sich wohl alle Besucher einig. Hier haben wir eine richtig gute Band gesehen, die ganz sicher ihren Weg im Rockbusiness machen wird.
Setlist Part One:
Everything I Need,
Angel Of Mine,
She's A Woman,
I Believe,
Comin' Home To Me,
Take Me To The River
Setlist Part Two:
Rain,
Balls Of Steel,
Sometimes It Get's To Me,
Losing Grip,
Soundman,
Hush
Running Out On Me,
Fallin' Down,
Crosstown Traffic,
Voodoo Chile


Aynsley Lister Band Live In Concert, 07. Oktober 2005, Bluesgarage, Isernhagen
Jürgen Bauerochse, 10.10.2005