
Nachdem
Francis Geron vom Spirit of 66 in Verviers uns kürzlich schon mit
Rhino Bucket völlig abrupt aus dem Winterschlaf geholt hatte, stand nun das erste Konzert der aktuellen Tour von Mister
Lister und Band auf dem Programm. Klar, dass ich den auf jeden Fall für mich wieder auf der Liste hatte, und dann auch noch den ersten Abend, den Tour-Opener. Premieren können ja zwar leicht den Makel gewisser Unwägbarkeiten haben, nie ist es ganz sicher, wie die neuen Songs vom Publikum aufgenommen werden oder ob die Show als solche ankommt. Soviel vorab: im vorliegenden Fall völlig unbegründete Befürchtungen - es war mal wieder ein gelungener Abend mit einem der 'Jungen Wilden'.

Für die aktuellen Live-Auftritte greift
Aynsley Lister auf gestandenes Humankapital zurück: Die Portugiesin
Midus Guerreiro am Bass,
Tim Brown als Schlagwerker und
Dan Healey an den Tasten und allesamt mit nicht unbedeutenden Lorbeeren ausgestattet. Die beiden Letztgenannten sind erst seit 2009 respektive 2010 mit von der Partie,
Dan Healey spielte schon die "Tower Sessions" mit ein, während
Tim Brown sie 'nur' promoten durfte.
Midus ist anerkannter Maßen eine gefragte Session- und Backup-Musikerin, die seit 2008 mit
Lister tourt.

Sympathisch lächelnd, manchmal spitzbübisch grinsend, als lachte er innerlich über einen guten Witz, präsentierte sich der Mittdreißiger ohne große Allüren, verteilte Nettigkeiten an das Publikum im semi-vollen Haus und stellte die Band gleich mehrfach vor, wenngleich er sich hinter vorgehaltener Hand beim Keyboarder rückversichern musste, dass man sich in der Tat in Belgien befand. Aber
Lister war nicht für große Reden gekommen, sondern schlicht und ergreifend zum Spielen. Und spielen taten sie, ausgiebigst!

Das Spektrum zog sich von alten bis ganz neuen Stücken, Coverversionen und eigenen Kreationen durch die gut zweistündige Show. Neben dem obligatorischen "Morning Dew" hörten wir u. a. "Feeling Good", "Hurricane" oder "Hero". Natürlich war einer der erwarteten Höhepunkte die
Lister'sche Version von "Purple Rain". Stand ich diesem Song noch vor etwas mehr als zwei Jahren (auch schon mit
Midus am Bass wie mir das Autogramm auf dem Ticket bestätigt) eher skeptisch gegenüber, so überzeugte mich die aktuell vorgetragene Interpretation zu einhundert Prozent - und ich mag lange Stücke. Meine persönlichen Favoriten waren jedoch das wunderbar auf der Halbakustischen geslidete "Sugar Low" und das lange Medley aus "Hush" und "Very Superstitious".

Sein Cover des
alten
Purple-Klassikers wird ja gerne mal auf den Spitzenplätzen gehandelt und auch an diesem Abend qualifizierte es sich für die höheren Ränge.
Wie bereits weiter oben erwähnt, war die Band zum Spielen gekommen und man merkte ihnen an, dass es sich wirklich um ein ernsthaftes Anliegen handelte. Alle vier Musiker haben wunderbar miteinander harmoniert und an dieser Stelle muss ich dem Kollegen
Brookes bei seiner
Tower Sessions-Rezension absolut beipflichten:
Lister und
Healey sollten noch möglichst lange im Doppel spielen. Sympathisch auch das eigenhändige Bedienen des Merch-Standes der Beiden schon während der kurzen Pause. Mal wieder ein Besuch im Spirit of 66, der sich wahrlich gelohnt hat.