Bryan Lee / Play One For Me
Play One For Me Spielzeit: 43:41
Medium: CD
Label: Severn Records, 2013
Stil: Blues, Soul, Blues Rock

Review vom 25.12.2013


Joachim 'Joe' Brookes
"Play One For Me" ist Bryan Lees Labeldebüt für Severn Records. Er wird von der sogenannten Houseband der Plattenfirma begleitet und als Gäste sind die beiden The Fabulous Thunderbirds Kim Wilson (Mundharmonika) sowie Rhythmusgitarrist Johnny Moeller mit von der Partie. Ergänzend gehen noch einige Holz- und Blechbläser beziehungsweise eine vierköpfige Streichergruppe an den Start.
Die Platte beginnt mit einer George Jackson-Nummer aus den frühen Siebzigerjahren. Sollte der musikalische R&B-/Soul-Fingerzeig "Aretha (Sing One For Me)" auch Programm für "Play One For Me" sein? Nicht so ganz, auch wenn Bryan Lee sein Album doch sehr auf das Kissen des R&B beziehungsweise Soul gebettet hat. Von den zehn Songs hat der Protagonist fünf geschrieben und die Coversongs stammen unter anderem von Willie Dixon, Freddie King oder Aaron Willis.
So gibt es, relativ gut gemischt, einerseits den Blues und andererseits bereits erwähnte R&B/Soul-Ausflüge. Die Hommage an Aretha Franklin ist ordentlich, hat eine im Vordergrund stehend Bryan Lee-Gitarre, auch wenn sich der Protagonist viel mehr auf das Singen konzentriert. Die ganze Gebläseabteilung spielt schon hier eine nicht unerhebliche Rolle und man darf feststellen, dass der 1943 in Two Rivers, Wisconsin geborene Künstler immer noch über eine tolle Stimme, phasenweise mit Gänsehaut-Faktor verfügt.
Im Freddie King-Stück "It's Too Hard (Things Are Going So Tough)" kommt nichts anderes auf die Ladefläche, als der Blues im Midtempo und einem etwas raueren Bryan Lee-Gesang. Mit Streichern und Bläsern setzt "When Love Begins (Friendship Ends)" den Soul-Reigen und der Bobby Womack-Nummer fort. Bluesige Gefühle bringt Bryan Lees Gitarre auf die Ohren. Und wie! Der Mann hat die Papillen seiner Fingerspitzen voller Emotionen. An dieser Stelle mag sich der eine oder anderer Leser fragen, wo denn der Blues Rock des Amerikaners geblieben ist.
Den bekommt man in der Willie Dixon-Komposition "Evil Is Going On". Hier wird Dampf im Zwölftakter-Kessel erzeugt. Das Piano klimpert bestens, der Rhythmus hat die richtige Schwere und die Bläser müssen stets tief Luft holen. Und dann ist da Kim Wilson mit einem hinreißenden Harp-Solo. Der Hörer musste also ein wenig warten, bis sich die Triebfeder des Blues so richtig in Spannung gebracht hat. Nichtsdestotrotz ... auch das Covern von Klassikern steht einem Bryan Lee gut zu Gesicht.
Nach vier fremden Nummern ist dann "You Was My Baby (But You Ain't My Baby No More)" die erste Standortbestimmung des Komponisten Bryan Lee und man muss ohne Zweifel feststellen, dass das funkige Lied durchaus seinen Charme hat, auch wenn es hier nicht in die Vollen geht.
Noch eine ordentliche Portion mehr Funk gibt es bei "Straight To Your Heart" obendrauf. Jetzt werden für die Sechssaiter die Wah Wah-Pedale scharf gemacht und im Hintergrund machen die Bläser wieder auf sich aufmerksam. Im Anbetracht der bisher grundsätzlich abgelieferten Tracks, darf man "Poison" als durchaus rockend bezeichnen. Der ein wenig verfremdete Gesang ist das Salz in der Suppe und Kim Wilson definitiv immer ein Garant für beste Harp-Unterhaltung, die er auch im Solo abliefert. Mit dem folgenden "Let Me Love You Tonight" macht sich der Frontmann mit einer Eigenkomposition in Sachen Soul fit und "Sixty-Eight Years Young" ist eine Funk-Nummer, bei der sich das Tanzen kaum vermeiden lässt. Ob eine solche Nummer mit von James Brown bekannten Gitarrenriffs unbedingt jedermanns Sache ist, sei dahingestellt.
Sinnbildlich kann man vielleicht Bryan Lees Geburtsort Two Rivers als Wortspiel für die mehr oder weniger zwei Seiten des Severn Records-Debüt "Play One For Me" hernehmen. R&B beziehungsweise Soul mit bluesiger Gitarre und als aussagekräftige Blitzlichter zwischendrin 12-Takter pur. Jedenfalls ist dem Fuchs Bryan Lee mit dem Opener schon eine Überraschung gelungen.
Line-up:
Bryan Lee (vocals, guitar)
Kim Wilson (harmonica)
Johnny Moeller (rhythm guitar)
Kevin Anker (keyboards)
Steve Gomes (bass)
Robb Stubka (drums)
Mark Merrella (percussion)

With:
Kenny Rittenhouse (trumpet)
Christopher Walker (trumpet)
William Dunn (trumpet)
Antonio Orta (tenor saxophone, alto saxophone, flute)
Leigh Pilzer (baritone saxophone)
Reginald Cyntje (trombone)
Jessica Privler (french horn)
Kim Miller (violin)
Lysiane Gravel-Lacombe (violin)
Daphne Benichou (viola)
Todd Thiel (cello)
Tracklist
01:Aretha [Sing One For Me] (4:13)
02:It's Too Bad [Things Are Going So Tough] (3:43)
03:When Love Begins [Friendship Ends] (5:22)
04:Evil Is Going On (3:47)
05:You Was My Baby [But You Ain't My Baby No More] (3:53)
06:Straight To Your Heart (4:44)
07:Poison (5:05)
08:Let Me Love You Tonight (4:10)
09:Why (4:41)
10:Sixty-Eight Years Young (3:25)
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