David Lindley & Wally Ingram - Freudenburg, Ducsaal, 04.04.2003
Ducsaal
David LindleyRy Cooder nennt ihn den absoluten König der Slide Gitarre, Jackson Browne gar den besten Musiker überhaupt und ja, wir waren sehr gespannt auf das Konzert im Ducsaal.
Seit 1997 ist er als Duo mit dem Schlagzeuger und Perkussionisten Wally Ingram unterwegs. Und wie Lindley selbst, hat Wally vielen hochkarätigen Musikern sein Können zur Verfügung gestellt.
Lange gibt es diesen Ausnahmemusiker schon und wer kennt nicht sein Projekt El-Rayo-X, mit dem er in den 80ern beim Rockpalastauftritt für Furore sorgte.
Doch das ist lange her und man sieht es dem Maestro auch an, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Aber fit wie ein Turnschuh ist er immer noch und er flitzt über die Saiten, dass es eine wahre Freude ist.
David LindleyFragt mich nicht, wie man diese Instrumente alle nennt, die er benutz hat. Ein wahres Sammelsurium an Saiteninstrumenten war um ihn aufgebaut. Lap-Steel-, Slack-Key- und Hawaiian Guitars, Bouzouki, Kora, Mandoline, Saz usw. Auch eine Gitarre war dabei *g*.
Noch beindruckender war allerdings das Monster von Schlagzeug, hinter welchem es sich Wally gemütlich machte. Weiß der Geier, was da alles befestigt war. Ein alter Schweizer Armeehelm zum Beispiel, jede Menge Zappelzeug und alles wurde benutzt. Noch nie haben wir einen derart filigranen Trommelmann gesehen.
David LindleyLos ging es - wie üblich - mit dem Besuch der Ducsaal Kneipe und die ersten Gäste, die dann kamen, hatten schon ein reiferes Rockalter. Allerdings nicht so reif wie die lustige Damenrunde, die sicherlich eher aus 70-jährigen, denn aus 60-jährigen bestand. Mal sehen, ob sie wussten wo sie waren und was bald aus dem Keller dröhnen würde.
Leider bestand Mr. Lindley auf einem Rauchverbot und um es uns noch etwas zu erschweren: Es durfte auch kein Blitz verwendet werden.
Anmerkung von Ilka:"Das mit dem Blitzverbot war schon ärgerlich, aber mir war das Rauchverbot gerade recht."
David LindleyInteressant auch, dass die aktuelle Tagespolitik zur Sprache kam. Er mag "Dschordsch Dabbelju" nicht und Wally setzte noch einen drauf und sprach das "M-Wort" aus. Ihr wisst schon: "M.....f....r"
Wer Lindleys Stil kennt, wird wissen, dass seine Finger mit Metallteilen bestückt sind. Zum picken, zum sliden... Jeder Metallwarenhändler hätte seine Freude daran gehabt.
Ob Blues, Rock oder Reggae (dieses verstärkt), ohne Slideröhrchen ging gar nichts und wir gestehen, die Reaggae-Sachen gefielen uns am besten. Überhaupt hat David ja ein Faible für Reggae und er spielte einen dermaßen geilen Song ("Jah Reggae") einer Band aus New Zealand mit dem Namen: The Herbs. Wer sich zu so einem Kracher nicht bewegt, lebt nimmer.
David LindleyEs folgte "Well Well Well" von Bob Dylan und Danny O'Keefe und mit "Little Saddie" wurde Dylan noch mal bemüht.
"Catfood Sandwich" beschreibt das schlimme Catering im Backstagebereich. Als er den Song vorstellte und sich über das Essen beschwerte, hob sich die linke Augenbraue des Clubbesitzers Peter Hahn schon etwas. Zu recht, denn der Ducsaal bietet auch eine sehr gute Küche. Dies hat dann auch Lindley bestätigt.
Aber zum Essen waren die 240 Besucher sicher nicht gekommen, sondern um diese beiden Virtuosen zu bestaunen.
Mit "Lazy Farmer Boy" und "When A Guy Get Boobs" gab es - neben den schon erwähnten Titeln - weiteres aus der neuen, unveröffentlichen CD "Twango Bango III".
"When A Guy Get Boobs" beschreibt, wie es ist, wenn Männer ab einem gewissen Alter morgens plötzlich beim Betrachten im Spiegel merken, dass sie obenrum immer mehr die Figur einer Frau bekommen. Herrlich, die Reaktion des Publikums zu sehen.
David LindleyKlar, dass mit "SUV Suck" auch das Publikum mit einbezogen wurde. "Suck" sollte es rufen und die Leute machten mit. Überhaupt gingen alle mit. Besonders die immer wieder erklingenden Reggaerhytmen animierten zum mitschaukeln.
Und wie üblich gab es auch das bekannte Frozzeln zwischen den beiden Musikern. Eingeleitet durch Wally an die Adresse Daves, den er "Prince of Polyester" nannte. Lindley meint, dass diese bunte 70er Jahre Kleidung den Vorteil hat, dass man sie nach dem Waschen sofort wieder anziehen kann. Diese bunten Hemden im Hawaii Stil sind ja ein Markenzeichen von ihm. Nun ja, es wurde hin und her gefrozzelt, auch unter Einbeziehung der Instrumente.
David LindleyWie Ihr der Setlist (Dank an Joseph, den Tourmanager) entnehmen könnt, ist die recht kurz. Es wurde aber wesentlich mehr gespielt. "She Took Off My Romeos", fällt mir dabei ein. Über zwei Stunden Slide und Percussion vom Feinsten und ein dankbares Publikum.
Klar, es war kein Konzert mit dem üblichen Rock-Line-up, aber diese beiden Grossen der Rockgeschichte sind in der Lage auch als Duo zu begeistern. Und den anschließenden Besuch am Verkaufsstand ließen sie sich auch nicht nehmen. Dabei störte dann anscheinend auch der Nachholbedarf der rauchenden Gäste nicht.
Als wir die Grüße von Barry Mc Cabe ausrichteten, (Barry ist auch auch ein Fan von Davids Slidekünsten - welcher Gitarrist wohl nicht?),.kam wie so oft während der Show dieses tiefe, langezogene "Ohhhh yeaaaaahhhh" aus Davids Mund. Ein gelungener, etwas anderer musikalischer Abend im fast ausverkauften Ducsaal. Und als wir zu später Stunde noch mal in die Kneipe schauten, saß die eingangs erwähnte Damenrunde immer noch am Tisch. Wie gesagt, es war halt etwas gepflegtere Rockmusik.
David Lindley & Wally Ingram - Freudenburg, Ducsaal, 04.04.2003
Ulli Heiser und Ilka Czernohorsky, 05.04.2003
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