Spielzeit: 62:01 Medium: CD Label: Ozella Music, 2014 Stil: Jazz Review vom 10.06.2014 Joachim 'Joe' Brookes

"Hjemklang" ('Heimklang ') ist das Albumdebüt der aus Norwegen stammenden und mittlerweile in Köln beheimateten Künstlerin Gjertrud Lunde. Die Musik auf der vorliegenden Platte ist so intensiv und fast schon tiefenentspannt wie eine gelungene Traumreise. Die Protagonistin »gewann während ihres Studiums in Stavanger mehrere Wettbewerbe, Preise und Stipendien und absolvierte anschließend Aufbaustudien in klassischem Gesang und Alter Klassik am Königlichen Konservatorium in Den Haag.«

Gjertrud Lunde wird von einer exzellenten Band begleitet. Mit dabei sind ihr Ehemann Florian Zenker (Gitarre), der Pianist Wolfert Brederode, Bodek Janke (Schlagzeug, Percussion, Tabla) und als Gast der Trompeter Arve Henriksen.

"Hjemklang" ist subtil intoniertes Seelenleben, eine Gefühls-Offenbarung von schwebendem Charakter und mit feinen Pinselstrichen akzentuierte Musik, die den Hörer in eine andere Welt entführt. Wenn man sich auf die anmutigen Klänge einlässt, befindet man sich definitiv fernab von der Realität.

In über einer Stunde Gesamtspielzeit brilliert Gjertrud Lunde mit Tiefenwirkung. Hochkarätig werden Stimmungen erzeugt, die mit ihren Feinheiten unter die Haut gehen. Die Musikerin legt ein Debüt hin, mit dem der Hörer in einen sehr persönlichen Kosmos von Jazz, Weltmusik und gar klassischen Ablegern abdriften kann.

Gjertrud Lunde & Co. kreieren Klanglandschaften von ganz besonderer Atmosphäre. Zeitweise mag man sich an die Band Oregon erinnert fühlen. Bodek Jankes Tabla-Einsätze geben den Tracks fernöstliche Wehmut und Wolfert Brederode serviert exzellente Pianoläufe. Florian Zenker weiß mit den elektronischen Untermalungen feinfühlig umzugehen und an der Gitarre offenbart der Musiker eine sensibel ausgerichtete Ideenfabrik.

Mit dem Trompeter Arve Henriksen kommt eine faszinierend-erweiternde Komponenten hinzu. Es ist kaum zu glauben, wie vielseitig man eine in sich ruhende Musik derart facettenreich arrangieren kann. Hinzu kommt noch, dass die Protagonistin in norwegischer, englischer, portugiesischer sowie französischer Sprache singt. Auch hier vereinen sich kosmopolitische Ausdrucksweisen in der wunderschönen Stimme von Gjertrud Lunde. Sie könnte auch chinesisch rückwärts singen und würde damit punkten.

Den Namen dieser Künstlerin muss man sich echt merken. Meines Erachtens ist "Hjemklang" eine Art Meilenstein verschiedener Stile. Okay, man mag meinen, dass so eine Äußerung ziemlich hoch gegriffen ist, aber ohne dieses Album bis in seine Details aufgesogen zu haben, sollte man sich kein Urteil bilden.

Bei dieser Platte darf man Gjertrud Lunde durchaus als Senkrechtstarter bezeichnen. Sie und ihre Begleitmusiker sind in der Lage, einen mit einer relativ relaxten Art um den Finger zu wickeln. Dabei kommt es in keiner Sekunde zu Ausfallerscheinungen wie Langeweile.
Trotz der Ruhe symbolisiert die Platte Ausgelassenheit und Spannung. Im ansprechend gestalteten Booklet wurden alle Texte abgedruckt und die nicht in englischer Sprache gesungenen Songs verfügen über eine entsprechende englische Übersetzung. So lässt sich ohne große Probleme erschließen, dass der Inhalt der Messages mit der Musik auf einem Niveau rangiert ... Zitat aus "I Dine Tanker/Tanto" ('In Your Thoughts/So Much'):

"Pilgrim" ist ein genialer Streich im Genre des Jazz und "Beautiful" ist genau das, was der Songtitel zum Ausdruck bringt. Gjertrud Lunde hat schon mit ihrem ersten Album ein Statement von weit reichender Bedeutung veröffentlicht. Möge die kreative Quelle der Künstlerin nie versiegen.

Line-up:
Gjertrud Lunde (voice)
Florian Zenker (guitar, baritone guitar, electronics)
Wolfert Brederode (piano, Rhodes)
Bodek Janke (drums, percussion, tabla)

Guest:
Arve Hendriksen (trumpet)