Hermann Lammers Meyer / Nashville Is Rough On The Living
Nashville Is Rough On The Living Spielzeit: 47:00
Medium: CD
Label: Desert Kid Records, 2010
Stil: Country

Review vom 19.12.2010


Wolfgang Giese
Oft geht es mir so, dass bei der Beurteilung von Künstlern und deren Musik stark subjektive Elemente im Vordergrund stehen, aufgrund persönlicher Erlebnisse oder Erfahrungen zum Beispiel.
So geht es mir bei dem am 7.12.1952 geborenen Hermann Lammers Meyer. Seinerzeit tourte er mit seiner Band Emsland (E.L.) Hillbillies durch diese Region; naheliegend, kam die Band doch aus dem Emsland, also aus der Nähe.
Einige Male konnte ich die Band live erleben. Anfänglich etwas skeptisch (damals war ich bereits 'beinharter' Jazzfan), war es letztlich so, dass unter anderem durch die Musik der Hillbillies bei mir auch das Interesse an Country Rock geweckt wurde. Zwar wurde die Musik mit deutschen Texten geboten, doch oft lagen den Titeln amerikanische Originale zu Grunde, wie zum Beispiel "Desperados Waiting For The Train" von Guy Clark ("Das alte Lied"), oder ein Hit, der auch für mich dadurch einer wurde, weil meine Heimatstadt Wilhelmshaven darin verewigt ist: das dem Song "Redneck Mother" von Ray Wylie Hubbard zugrunde liegende "Liebe Mama" (»Tritt den Hippies in den Arsch und macht Rabatz«).
Diese Stücke stammen von der von mir noch heute wohlgehüteten ersten Langspielplatte aus dem Jahr 1976, "Endlich", seinerzeit produziert von Achim Reichel.
So, und neben den Aktivitäten mit der heute noch existierenden Band gibt es immer wieder Soloplatten des Pedal-Steelers. Für dieses Projekt hatte sich der Musiker abermals in das Mutterland des Country begeben, um die Aufnahmen einzuspielen. So war für ihn sicher ein Höhepunkt seiner Karriere, den Countrymusiker Johnny Bush auf dessen Tournee zu begleiten. Jener Herr ließ es sich auch nicht nehmen, bei zwei Duetten mitzuwirken. Doch das sind nicht die einzigen Duette auf dieser Platte. Auch mit George Chambers und Sandra Caroll kann man Lammers Meyer im Doppelpack erleben. Ob da nicht an die guten alten Duette von Gram Parsons und
Emmylou Harris gedacht wurde?
So oder so, der Erstgenannte kommt mir sogleich in den Sinn, wenn ich "Kiss The Children" höre. Dieser Titel scheint dem Emsländer wie auf den Leib geschrieben worden zu sein, kann man hier doch den Eindruck gewinnen, dass seine Stimme mit diesem dezent brüchig und zerbrechlich und leicht 'zitternden' Ausdruck sehr an Parsons' Stimme erinnert. Überhaupt hatte Hermann nie eine großartige Stimme, doch eine besondere, der man ab und an das deutsche Element noch deutlich anmerkt.
Hörbar gut getan scheinen ihm die Aufnahmen mit diesen renommierten Musikern. Neben solchen Koryphäen wie dem Steeler Buddy Emmons und Bobby Flores (Fiddle) gesellt sich auch ein Freund aus alten Emsland-Tagen hinzu, Rolf Sieker am Banjo. Auffällig ist mir, dass Lammers Meyer die Musik verinnerlicht zu haben scheint, für mich ist es sein bisher bestes Album geworden. Ausdruck dessen ist auch der relativ hohe Anteil von Eigenkompositionen, sechs an der Zahl, allesamt Titel, die sich wunderbar in die Klassiker integrieren!
Mir ist anhand der aufgeführten Musiker nicht ganz klar, ob die Pedal Steel nun ausschließlich von Emmons bedient wird, weil der Protagonist eigentlich selbst dieses Instrument spielt. So ist er lediglich als 'Additional musician' an der Gitarre gelistet.
Wir hören durchgehend Countrymusik der traditionellen Art, aber nicht den 'Nashville-Schmalz'. Da gibt es reichlich Honky Tonk, da werden die alten 'Helden' dieses Genres beschworen, das klingt so richtig heimelig und gleichzeitig nicht altbacken, sondern angenehm frisch.
Um zum Beginn zurück zu kommen. Ja, ich bin voreingenommen, aber meine Subjektivität kann mit einer gewissen Neutralität behaupten, dass das hier ein gutes Album, ein sehr gutes Album geworden ist!
Ich würde mich freuen, die alten Zeiten einmal wieder aufleben zu lassen und darüber, dass im guten alten 'Pumpwerk' die E.L.Hillbillies ihre abendlichen Konzertzelte aufschlagen mögen …
Line-up:
Hermann Lammers Meyer (vocals, guitar)
Rolf Sieker (banjo)
Dave Biller (lead guitar)
Bobby Flores (fiddles)
George Chambers (acoustic guitar)
Jake Hooker (bass)
Randy Reinhard (piano)
Buddy Emmons (pedal steel guitar)
Jim Loessberg (drums)
Zille (guitar)
Bill Green (guitars)
Tracklist
01:Honky Tonk Hearts [Lammers Meyer] 2:03
02:Kiss The Children [Parsons/Grech] (2:54)
03:Little Jack Daniel [Dickens] (2:28)
04:Home Of The Damned [Lammers Meyer] (4:09)
05:(Nashville is) Rough On The Living (mit Johnny Bush) [Silverstein] (2:43)
06:Magic In A Song (mit Sandra Caroll) [Lammers Meyer] (2:47)
07:Fiddlin' Man [Lammers Meyer] (3:45)
08:(I'll Come) Runnin' Back To You [Dawson] (4:10)
09:To Make A long Story Short (She's Gone) [Nelson/Foster] (3:05)
10:Too Old For Nothing [Lammers Meyer] (3:06)
11:Puttin' Tears To A Tune (mit Sandra Caroll) [Porter/Jones] (2:47)
12:Death Row (mit Johnny Bush) [Bush] (3:01)
13:I Just Can't Let You Say Goodbye [Nelson] (2:33)
14:Nashville Blues (mit Sandra Caroll) [Britt] (3:29)
Bonus:
15:She Loves Lefty (mit George Chambers) [Lammers Meyer] (3:11)
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