Jan Luley Trio & Brenda Boykin / 27.12.2013, Coffeehouse, Kleve
Klever Jazzfreunde e.V. Jan Luley Trio & Brenda Boykin
Coffeehouse, Kleve
27. Dezember 2013
Stil: Jazz, Blues, Gospel
Konzertbericht


Artikel vom 03.01.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Jan Luley Trio & Brenda Boykin Zwischen dem Opener "St. Louis Blues", schwungvoll gespielt vom Jan Luley Trio und der Zugabe zweiter Teil "Bye Bye Blues" fegte eine Art musikalischer Wirbelsturm durch das voll besetzte Klever Coffeehouse. Die Quelle für ein mitreißendes Konzert waren der Pianist (und Sänger) Jan Luley, Bassist Paul G. Ulrich, Tobias Schirmer am Schlagzeug und natürlich die stimmgewaltige sowie ausdrucksstarke Vokalistin Brenda Boykin. Personen, die diesen Auftritt verpasst haben, kann man nur bedauern, denn auf dem konzertanten Sektor gab es in der Region weit und breit keine Alternative. Die aus Oakland, Kalifornien stammende Brenda Boykin lebt schon seit mehreren Jahren in Deutschland und beherrscht die Sprache (mit einem sympathischen Akzent) bis ins Detail. Wie bei so vielen Sängerinnen startete sie im Jungendchor der Kirche. Sie studierte Klarinette und durch Sonny Lane, einem Freund der Familie, interessierte sie sich für den Blues. Sie tauchte immer mehr ein in die Musik und erweiterte ihren Blick auf diese beträchtlich.
Jan Luley Trio & Brenda Boykin Sie ist ein gefragter Gast auf vielen Festivals. Unter anderem sang sie beim Monterey Jazz Festival, San Francisco Blues Festival oder Mississippi Valley Blues Festival in Davenport. 2005 trat sie beim Montreux Jazz Festival auf und bekam die Auszeichnung als beste Vokalistin. Auch wenn sie ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile in Deutschland hat, hat sie auf den Bühnen dieser Welt definitiv ein zweites Zuhause. Begleitet wurde Brenda Boykin vom Jan Luley Trio. Der Bandleader ist schon seit drei Dekaden im Business aktiv. Auch er hat bereits mächtig viele Länder bereist und dann die Bühne zum Beispiel mit Angela Brown, Harriet Lewis, Red Holloway, Little Willie Littlefield, Louisiana Red, Bill Ramsey, Carrie Smith oder Chuck Wilson geteilt. Jan Luley war von 1999 bis 2009 in der Frankfurter Barrelhouse Jazzband aktiv und hat seit "Louisiana Café" (1997) eine ganze Phalanx an Alben veröffentlicht. 2013 erschienen gleich zwei Tonträger. Einerseits sein "Blues Gumbo" und andererseits "Boonoonoonous" zusammen mit Thomas L'Etienne. Paul G. Ulrich war lange Jahre Bassist bei Paul Kuhn und Tobias Schirmer gewann gleich dreimal den Jugend jazzt-Preis. Zu seinen eigenen Projekten zählen Jazzfingers Trio beziehungsweise reemotion.
Jan Luley Trio & Brenda Boykin Schon beim "St. Louis Blues" flogen die Finger von Jan Luley über die Tastatur und Tobias Schirmer bot in seinem ersten Solo vom Feinsten akzentuierte Rhythmik. Paul G. Ulrich erzeugte herrliche Modulationen um das Songthema und insgesamt gab man der Nummer einen Anstrich der Moderne. Bereits in den ersten Augenblicken nachdem Brenda Boykin die Bühne betreten hatte, spürte man ihre motivierende Präsenz und bei ihrem Gesang war eine Gänsehaut das Mindeste an körperlichen Reaktionen. In der Setlist befanden sich viele wohlbekannte Klassiker der Musik aus ziemlich unterschiedlichen Genre-Quellen. Brenda Boykin und das Jan Luley Trio versetzten die zahlreichen Zuschauer ein ums andere Mal durch sehr individuelle Interpretationen in Staunen und Freude. Mit jedem Song packten die Künstler ein nachweihnachtliches Geschenk aus und Brenda Boykin ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich über ihre brillante Stimmen in sehr unterschiedlichen Stimmungen perfekt ausdrücken konnte. Standards wurden in den Händen der Vier mit einem persönlichen Feinschliff versehen.
Jan Luley Trio & Brenda Boykin So verwandelte man "At My Front Door" zu einer zunächst flott swingenden und dann tief in den Boogie Woogie getauchte Nummer. Aus meiner Sicht war "See You Later Alligator" ein Primus inter Pares-Song, denn die Sängerin drückte innerhalb dieses einen Tracks die Leidenschaft der Enttäuschung und Freude so nachhaltig aus, dass einem das Stück wie eben erst komponiert vorkam. Jan Luley kreierte dazu die Töne der tränenden Herzen. Bei ihrer entfesselnden Art war es selbstverständlich, dass die Anwesenden phasenweise zu ihrem begleitenden Chor wurden. Bei "Pennies From Heaven" verwandelten sich die Fantasien in Paul G. Ulrichs gestrichenem Basssolo zu Goldstücken im Regen. Immer wieder tauchten Kompositionen von Duke Ellington auf. "It Don't Mean A Thing" bereitete die Bühne für ungewöhnliche Frage-Antwort-Spiele zwischen Brenda Boykin sowie Jan Luley am Piano. Später fand sie in Tobias Schirmer einen neuen Gesprächspartner. Im Coffeehouse war es muckelig warm. Passend zu den Tasten seines Arbeitsgeräts tauschte Jan Luley für den zweiten Durchgang sein weißes gegen ein schwarzes Oberhemd.
Jan Luley Trio & Brenda Boykin In seinen Alleingängen servierte der Pianist Stimmungen von urbanem Treiben bis hin zur Idylle ländlicher Blumenwiesen. Zwischen diesen beiden bildhaften Buchstützen gab es vielfältige Variationen einer tonalen Ideenwelt, deren Radius schier unermesslich war. Die Bühne vibrierte und "Mood Indigo" war eine verführerische Ballade mit einer Brenda Boykin, die auch hervorragenden Kontakt zum Publikum in allen Ecken oder Nischen vom Coffeehouse herstellte. Bei der "Lazy River"-Version wurde der Mut zur frechen Leichtigkeit mit viel Beifall bedacht. Tobias Schirmer erzeugte mit seinen sensibel eingesetzten Jazzbesen die reflektierenden Lichtpunkte auf den sanften Wellen. Bei "Shake, Rattle And Roll" ging selbstredend die Post ab und durch "Take The A-Train" ließ man sich abermals gerne in die wunderbar-zauberhafte Welt einer Brenda Boykin entführen. Mit dem locker-flockigen "Iko Iko" war beste New Orleans-Stimmung angesagt und der Blues hatte gleich mehrere Plätze auf der Haupttribüne belegt. Beeindruckend, über welches Stimmvolumen die Protagonistin verfügt ... im Gospel stellte sie auch ihre tiefe Stimme prominent in den Vordergrund. Mit "Trouble" stand Elvis Presley im Fokus der Interpretation und in der Zugabe begeisterte man die Anwesenden mit einer Mixtur aus "Muss i denn (zum Städtele hinaus)" sowie der englischsprachigen Version "Wooden Heart". Nicht erst hier kreierte Brenda Boykin eigene Textpassagen und sang phasenweise in deutscher Sprache. Hammer! Der finale "Bye Bye Blues" passte natürlich perfekt.
Authentisch, voller Energie und Fantasie ... Brenda Boykin und das Jan Luley Trio haben sich gesucht und gefunden. Diese Kombination ist einfach genial und beste Werbung für Livemusik. Chapeau!
Wir bedanken uns bei Steven Decorte von den Klever Jazzfreunden e.V. für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Brenda Boykin (vocals)
Jan Luley (piano)
Paul G. Ulrich (upright bass)
Tobias Schirmer (drums)
Jan Luley Trio & Brenda Boykin       Jan Luley Trio & Brenda Boykin       Jan Luley Trio & Brenda Boykin
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