L'Ira del Baccano / Terra 42
Terra 42 Spielzeit: 57:59
Medium: CD
Label: Subsound Records, 2014
Stil: Psychedelic Doom/Space Rock

Review vom 10.10.2014


Andrea Groh
L'Ira del Baccano? Was soll mir das sagen? Ich bemühe also ein elektronisches Wörterbuch und erhalte 'Der Zorn des Schlägers". Hm. Wobei 'baccano' alleine auch Lärm bedeuten kann.
Seit 2006 treiben ein paar Italiener unter diesem Bandnamen ihr musikalisches Unwesen, wobei sie das zuvor (1995-1998) bereits als Dark Awake taten, von 1998-2006 unter dem Banner Loosin 'O' Frequencies.
Das 2014er Werk "Terra 42" ist meine erste Begegnung mit den Römern und beim Betrachten des Cover und der Titel dachte ich spontan - nein, nicht Asterix-like dass sie spinnen - oder vielleicht doch - sondern: 'die machen bestimmt Weltraumgeräusche', womit ich nicht ganz Unrecht hatte.
Wir haben es hier mir Psychedelic Doom Metal oder auch Space Rock oder wie auch immer zu tun… der instrumental daherkommt. Aha, mal wieder ein Stummfilm…
Neben Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug gibt es Synthesizer und Effekte, gepackt in sechs überlange Songs, wovon die ersten drei und die nächsten beiden zusammengehören, wobei es "The Infinite Improbability Drive" auf über eine halbe Stunde bringt.
Verdammt, woher kenn' ich den Begriff? Musste nur kurz überlegen, dann wusste ich es: aus "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy" (deutsch: "Per Anhalter durch die Galaxis"). Das Raumschiff Herz aus Gold (Heart of Gold) hat den Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantrieb, der mittels Unwahrscheinlichkeitsberechnungen quasi alle Punkte des Universums zeitgleich durchfliegt und damit ermöglicht, ohne Zeitverlust überallhin zu kommen - wobei es manchmal allerdings Nebenwirkungen gibt. Auch der CD Titel "Terra 42" deutet auf Douglas Adams' Werk hin: Die Erde als Supercomputer, der die Frage zur Antwort (die laut Computer Deep Thought '42' lautet) auf alle Fragen im Universum finden soll.
Steigen wir also mit L'Ira del Baccano in die Herz aus Gold und reisen (ob mit oder ohne Handtuch und "Anhalter") durch die Galaxie. Reisen wir bis zum Ende des Universums, kehren ins dortige Restaurant ein und kehren wieder zurück - und das alles, ohne das heimische Wohnzimmer zu verlassen, nur mittels der Sounds auf "Terra 42".
Verzerrte Gitarren bilden die (stoner-)doomige Basis, auf die spacige Effekte gesetzt wurden. Zusammen ergibt sich ein kosmisch-psychedelischer Trip, der scheinbar strukturlos wirkt, mit Jam-Charakter. Ruhige Blubbermomente wechseln mit Heavy-Riffs, wobei auch die Rhythmussektion immer wieder interessante kantige Akzente setzt.
Eingängige Songs sind (natürlich) nicht zu erwarten, sondern ein knapp einstündiges Klangerlebnis, das faszinierend ist, auf das man sich jedoch einlassen können/wollen muss - sonst erscheint das Ganze langweilig und planlos. Was es jedoch nicht ist, sondern es sind etliche Details vorhanden, auf die selbst ein Designer wie Slartibartfass stolz wäre.
Wir reisen hier mit dem Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantrieb, alles ist möglich und geschieht - und gleichzeitig wiederum auch nicht.
Klingt wie pangalaktisches Paradoxon? Muss man nicht verstehen, sondern fühlen. L'Ira del Baccano geben uns auf "Terra 42" einen akustischen Eindruck von ihrer Sichtweise vom Leben, dem Universum und dem ganzen Rest…
Line-up:
Alessandro 'Drughito' Santori (guitars, synths, themes, structures, stress, management)
Roberto Malerba (slide guitars, noise & FX guitars, synths)
Sandro 'Fred' Salvi (drums)
Luca Primo (bass)
Tracklist
01:The Infinite Improbability Drive Part 1 (13:14)
02:The Infinite Improbability Drive Part 2 (9:47)
03:The Infinite Improbability Drive Part 3 (9:02)
04:Sussurri...Nel Bosco Di Diana Part 1 (5:53)
05:Sussurri...Nel Bosco Di Diana Part 2 (5:29)
06:Volcano X13 (14:34)
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