L.R.S. / Down To The Core
Down To The Core Spielzeit: 55:57
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: AOR

Review vom 08.06.2014


Boris Theobald
Hallooooooo, Erwartungshaltung! Schön, dich mal wieder zu treffen ...
Da ist der Fall ja schon vorher klar - muss man sich das Album überhaupt noch anhören, um zu wissen, wie es klingt? Es ist so: Frontiers Records hat unter der Regie von Alessandro Del Vecchio (Hardline, Edge Of Forever, Lionville und so weiter, und so fort) drei Männer aus Nordamerika zusammengetrommelt, damit sie zusammen ein Album aufnehmen.
Nummer eins: Sänger Tommy La Verdi - war früher bei A440, hat 1992 mit Scott Gorhams
(Thin Lizzy) Band 21 Guns ein Album aufgenommen. Ihn und seine Stimme wollte man aus der Versenkung zurückholen. Nummer zwei: Josh Ramos, Gitarrist - immer mal wieder zu hören, unter anderem bei The Storm, Hardline oder auch im Duo Ramos/Hugo. Nummer drei: der kanadische Trommler Michael Shotton (Von Groove, Airtime).
Die drei hatten einander nie zuvor getroffen - erstmals zu den Aufnahmen und einem Video-Shooting in Italien. Sie kamen und kommen prima miteinander klar; zumindest im Promo-Video feixen sie gut gelaunt rum. L.R.S. ist also irgendwie schon so eine Art künstlich geschaffenes Projekt - aber zumindest kein solches, bei dem jeder Teilnehmer seine Parts in seinem Land aufnimmt und man dann die Dateien durch Weltgeschichte mailt.
Und sowieso: Auf die Musik kommt es an. Und die besteht aus AOR im 80er-Style, ganz klar. Nicht neu, aber auch wirklich nicht übel. Ramos' Gitarre kann sowohl scharfe Riffs als auch herzblutige Soli. Michael Shotton spult nicht nur ab, sondern setzt auch ein paar Akzente mit coolen Fills und Überleitungen. Und Tommy La Verdi hat ein astreines, kraftvolles und zugleich klares Organ - wie geschaffen für Melodic Rock.
Das Album "Down To The Core" lässt sich in der Umgebung von W.E.T., Work Of Art,
Seventh Key, Pride Of Lions, Strangeways und - vor allem - Journey - verorten. "Never Surrender" mit markanter Synthie-Hookline, aber prima gegensteuernder Sologitarre, das amtlich abgehende "Waiting For Love" und vor allem "Out Love To Stay" sind Früh-80er-Journey Nummern. Bei letzterer meint es La Verdi fast ein bisschen zu gut, so, wie er da den Steve Perry macht.
Mit "Shadow Of A Man" (Kuhglocke und Hammond) und dem Titeltrack "Down To The Core" (urig-originärer Call-And-Response-Chorus zwischen Lead- und Background-Geang) ist man härter rockend unterwegs, wobei mir in dieser Gangart bei L.R.S. jedoch der ultimative Kick fehlt. Besser wirken da die Balladen im Bad English/Damn Yankees-Stil: Bei "Almost Over You", aber vor allem dem glänzend gesungenen "Be Your Man" zeigt La Verdi sein prächtiges Spektrum zwischen Butter und Bombast.
Nicht von schlechten Songwritern ist auch die getragen-atmosphärische, irgendwie subversive Nummer "Universal Cry". Und ganz zum Schluss hauen L.R.S. noch mal ein mächtig starkes Stück raus: "Not One Way To Give" ist eine hervorragende Powerballade mit neobarocken Harmonien. Sie fällt ziemlich aus dem Rahmen und klingt eher nach Yngwie Malmsteen - aber sie geht unter die Haut und ist ein feines Ausrufezeichen zum Ausklang.
Darüber hinaus überrascht man selten, überzeugt aber solide, wählt nur hier und da mal zwischendurch die 08/15. Absolut zugute halten muss man L.R.S. die Produktion. Die Drums knallen und die Gitarren brennen. So klingt eine sehnsuchtsvolle Ballade wie "I Can Take You There" zwar kitschig, aber keinesfalls verweichlicht. Und es gibt einige schöne Details, wie beispielsweise den hervorstechenden Fretless Bass zu Beginn von "Livin' 4 A Dream".
Wie war das noch mal mit der Erwartungshaltung? Wie viel wird erwartet und wie viel wird gehalten? Da gibt es bei solchen Projekten wohl mehr Meinungen als Menschen, die sie sich bilden. Ganz klar ist L.R.S. aber ein Kandidat, bei dem es sich lohnt, mal reinzuhören.
Line-up:
Tommy La Verdi (vocals)
Josh Ramos (electric and acoustic guitars)
Michael Shotton (drums, percussions)

Additional musicians:
Alessandro Del Vecchio (keyboards, Hammond organ, backing vocals)
Nik Mazzucconi (bass, fretless bass - #1,3,4,5,7,11,12)
Anna Portalupi (bass, fretless bass - #2,8)
Jamie Brown (bass - #6,9,10)
Tracklist
01:Our Love To Stay (4:54)
02:Livin' 4 A Dream (4:46)
03:I Can Take You There (4:31)
04:Never Surrender (4:42)
05:Almost Over You (4:28)
06:Shadow Of A Man (4:20)
07:Universal Cry (5:03)
08:To Be Your Man (4:46)
09:Down To The Core (4:48)
10:I Will Find A Way (4:26)
11:Waiting For Love (3:39)
12:Not One Way To Give (5:28)
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