Larceny / Into Darkness
Into Darkness Spielzeit: 47:18
Medium: CD
Label: SAOL, 2015
Stil: Melodic Death-/Black Metal

Review vom 28.05.2015


Andrea Groh
Mal wieder etwas gelernt: 'Larceny' ist ein alter englischer Begriff für Diebstahl, mittlerweile ist 'theft' gebräuchlich.
Nicht unbedingt ein Begriff, den man als Name einer Melodic Death Metal-Band aus Unterstadion in Baden-Württemberg erwarten würde…
Nun denn. Gegründet wurde die Diebesbande 2004. Ihre erste demonstrative Aktion war 2006 unter dem Motto "Away". Der erste richtige Coup folgte 2010 und nannte sich schlicht "Larceny", der zweite Streich war 2013 und hieß "The Fall".
2015 gibt es erneut einen Beutezeug, dieser führt "Into Darkness". Ob das Cover die Flucht in die Dunkelheit der Nacht nach der Tat zeigt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass es schon ein wenig (zu) dunkel ausgefallen ist, durch die leuchtenden Silhouetten menschlicher Gestalten jedoch eine gewisse Atmosphäre ausstrahlt.
Ganz so düster, wie man nach dem Anblick vielleicht erwarten könnte, geben sich Larceny dann jedoch nicht.
Nach einem Keyboard-Intro (schlicht "Intro" genannt - wie originell…) setzen harten Gitarren ein, zu denen sich eine (mehr oder weniger) keifige Stimme gesellt. Nanu, keifig? Ja, tatsächlich haben die Vocals einen Hang zum Schwarzmetallischen. Wobei es durchaus auch mal Growls gibt.
Dennoch: Wer den üblichen Melodic Death Metal erwartet, wird sich etwas wundern, denn hier ist auch eine große Dosis Black Metal drin, dem man sogar durch die Tastentöne stellenweise ein 'Symphonic' voranstellen könnte. Teilweise sind auch Thrash-Einflüsse zu spüren, die kurz danach wieder von Melodic Death Metal abgelöst werden.
Larceny bewegen auf dieser Scheibe geschickt durch diese drei Sparten, ohne dabei orientierungslos zu wirken. Zwischendurch überraschen sie durch eine sanfte Keyboard-Passage (z. B. im Titelsong "Into Darkness"). Trotz aller Härte und Aggressivität kommt auch die melodische Seite nicht zu kurz - setzt harmonische Akzente als Kontrast zur sonst oft vorherrschenden kantigen Kälte.
Manche Zeilen haben durchaus etwas Eingängiges (das ist keinesfalls negativ gemeint), gleichzeitig wirken die Songs komplex strukturiert und abwechslungsreich. Besonders gut gelungen ist das in "Limbus" - der übrigens einzige Track mit deutschem Text - den ich dann auch mal als meinen Favoriten bezeichnen möchte. Wem dieser zu langsam ist, bekommt bei "Hold The Last Light" Flotteres geboten. Dabei handelt es sich eigentlich um den letzten (wirklich neuen) Song.
Denn die vier folgenden waren schon auf der digitalen EP "Gunpowder Night", jedoch nicht physisch veröffentlicht. "I Will Rise" war als Bonus für die Fans gedacht, und die drei danach sind Neueinspielungen von der "My Fall"-CD, die im Gegensatz zur den alten Versionen keinen weiblichen Gesang mehr dabei haben.
"Into Darkness" muss sich nicht in der Dunkelheit verstecken und Larceny müssen nicht befürchten, wegen musikalischen Ideen-Diebstahls verhaftet zu werden. Die Mischung aus eher melodischen Elementen (beispielsweise durch die Keyboard-Arrangements) und Death-/Black Metal hat was und hebt die Truppe schon etwas von der Masse der Melodic Death Metal-Bands ab, auch wenn nicht alles gleich gut gelungen ist und das Keifen stellenweise etwas eindimensional wirkt. Vielleicht muss Oliver noch etwas in die Rolle als alleiniger Frontmann wachsen, vielleicht wäre es doch eine gute Idee, wieder (wenigstens zeitweise) eine zweite Stimme einzusetzen.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkten hat die Scheibe ihren Reiz und Fans der genannten Sparten sollten ruhig mal reinhören.
Line-up:
Oliver Gaupp (vocals, guitars)
Andreas Augat (lead guitars)
Conny Ott (keyboard)
Luke Frankenhauser (bass)
Dennis Siebert (drums)
Tracklist
01:Intro
02:Detour To Hell
03:Afterlife
04:Into Darkness
05:No Surrender
06:Limbus
07:Hold The Last Light
08:I Will Rise
09:Gunpowder Night
10:My Fall
11:End Of Lies
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